Gustav Landauer: Anarchismus: Unterschied zwischen den Versionen
(4 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 21: | Zeile 21: | ||
|---- valign="top" | |---- valign="top" | ||
| Preis: || 18,00 EUR | | Preis: || 18,00 EUR | ||
+ | |---- valign="top" | ||
+ | | Direktkauf: || bei [https://www.alibro.de/Philosophie/Theorie/Anarchismus-traditioneller/Landauer-Ausgewaehlte-Schriften-Band-2::5068.html aLibro, der DadAWeb-Autorenbuchhandlung] | ||
|---- valign="top" | |---- valign="top" | ||
|} | |} | ||
Zeile 26: | Zeile 28: | ||
==Beschreibung== | ==Beschreibung== | ||
− | Der zweite von Siegbert Wolf herausgegebene Band der Ausgewählten Schriften von [[Gustav Landauer|Gustav Landauer]] (1870-1919) beschäftigt sich eingehend mit Landauers Anarchismus- und Anarchieverständnis. Seit den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts bemühte sich Landauer beharrlich, im deutschsprachigen Raum das anarchistische Gedankengut bekannt zu machen. Unter Anarchie versteht Landauer nicht nur das Fehlen jeglicher Herrschaft von Menschen über andere Menschen, sondern Anarchie bedeutet für ihn auch, dass keine Herrschaft über das Leben der Menschen durch äußere Ziele, Zwecke und Sinngebungen existiert. | + | Der zweite von [[Benutzer:Siegbert_W|Siegbert Wolf]] herausgegebene Band der Ausgewählten Schriften von [[Gustav Landauer|Gustav Landauer]] (1870-1919) beschäftigt sich eingehend mit Landauers Anarchismus- und Anarchieverständnis. Seit den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts bemühte sich Landauer beharrlich, im deutschsprachigen Raum das anarchistische Gedankengut bekannt zu machen. Unter Anarchie versteht Landauer nicht nur das Fehlen jeglicher Herrschaft von Menschen über andere Menschen, sondern Anarchie bedeutet für ihn auch, dass keine Herrschaft über das Leben der Menschen durch äußere Ziele, Zwecke und Sinngebungen existiert. |
Landauers Anarchismus war dabei weniger in der politischen Philosophie verwurzelt, sondern basierte vor allem auf seinen Einblicken in die menschliche Anthropologie. Und eben aus dieser anthropologischen Perspektive heraus hinterfragt er die Antithese von Gemeinschaftlichkeit und Individualismus. Landauer erkennt in jedem einzelnen Menschen ein auf das Gemeinschaftsleben ausgerichtetes Wesen. Nur in der Gemeinschaft kann der Mensch zu sich selbst kommen. Die Rekonstruktion der Gesellschaft, die Landauer anstrebt, zielt ab auf eine grundlegende Veränderung des Bewußtseins aller Menschen, auf die Wiedererhebung des ‚Geistes‘, auf Ethos und auf die Freiheit des Individuums: | Landauers Anarchismus war dabei weniger in der politischen Philosophie verwurzelt, sondern basierte vor allem auf seinen Einblicken in die menschliche Anthropologie. Und eben aus dieser anthropologischen Perspektive heraus hinterfragt er die Antithese von Gemeinschaftlichkeit und Individualismus. Landauer erkennt in jedem einzelnen Menschen ein auf das Gemeinschaftsleben ausgerichtetes Wesen. Nur in der Gemeinschaft kann der Mensch zu sich selbst kommen. Die Rekonstruktion der Gesellschaft, die Landauer anstrebt, zielt ab auf eine grundlegende Veränderung des Bewußtseins aller Menschen, auf die Wiedererhebung des ‚Geistes‘, auf Ethos und auf die Freiheit des Individuums: | ||
Zeile 32: | Zeile 34: | ||
''„Die Aufgabe, die der Anarchismus vor allem unter den deutschen Micheln zu erfüllen hat, ist in erster Linie: Individualitäten zu erwecken, sie zum Bewusstsein ihrer selbst zu bringen, trotzige Individualität des Geistes, des Charakters, des Temperamentes.“'' | ''„Die Aufgabe, die der Anarchismus vor allem unter den deutschen Micheln zu erfüllen hat, ist in erster Linie: Individualitäten zu erwecken, sie zum Bewusstsein ihrer selbst zu bringen, trotzige Individualität des Geistes, des Charakters, des Temperamentes.“'' | ||
− | Ausgehend von einem grundlegenden Unbehagen an der sinnentleerten und nivellierenden Moderne, begriff Landauer, dass Veränderungen allein im politischen und ökonomischen Bereich ebensowenig ausreichen wie eine Revolution als einmaliger und abgeschlossener Vorgang, um zu einer grundlegenden Regeneration der Gesellschaft zu gelangen. Vielmehr bedürfe es einer tiefgreifenden Revolutionierung der kulturellen, auch alltäglichen und privaten Lebensbereiche und vor allem einer nachhaltigen Veränderung des Bewusstseins der Menschen. | + | Ausgehend von einem grundlegenden Unbehagen an der sinnentleerten und nivellierenden Moderne, begriff Landauer, dass Veränderungen allein im politischen und ökonomischen Bereich ebensowenig ausreichen wie eine Revolution als einmaliger und abgeschlossener Vorgang, um zu einer grundlegenden Regeneration der Gesellschaft zu gelangen. Vielmehr bedürfe es einer tiefgreifenden Revolutionierung der kulturellen, auch alltäglichen und privaten Lebensbereiche und vor allem einer nachhaltigen Veränderung des Bewusstseins der Menschen. Und wie die in dem zweiten Band der Ausgewählten Schriften Landauers abgedruckten Beiträge deutlich machen, ist es eben diese kulturrevolutionäre Perspektive, die so charakteristisch für Landauers Anarchismusverständnis ist. |
− | + | Konsequent forderte Landauer von den Menschen den Austritt aus dem Staat, aus allen Zwangsgemeinschaften, den radikalen Bruch mit den Überlieferungen des Privateigentums, der Besitzehe, der Familienautorität, des Fachmenschentums sowie der nationalen Absonderung und Überhebung. Die Betonung des gesellschaftlichen Miteinanders aller Kinder, Frauen und Männer und das praktische Einüben neuer sozialer Arrangements sah Landauer hierbei als entscheidend für die kulturrevolutionäre Veränderung an. | |
Anarchie war für Landauer kein utopisches Zukunftsprojekt. Anarchie ist vielmehr jederzeit und über all dort möglich, wo Menschen sich anders organisieren, sich anders zu einander verhalten, jenseits von Staat, Kapitalismus und Großindustrialismus, und so nach den Prinzipien der Gegenseitigkeit, Solidarität, Kooperation, Selbstbestimmung, freien Assoziation und Föderation Herrschaft und Hierarchie für immer beseitigen: | Anarchie war für Landauer kein utopisches Zukunftsprojekt. Anarchie ist vielmehr jederzeit und über all dort möglich, wo Menschen sich anders organisieren, sich anders zu einander verhalten, jenseits von Staat, Kapitalismus und Großindustrialismus, und so nach den Prinzipien der Gegenseitigkeit, Solidarität, Kooperation, Selbstbestimmung, freien Assoziation und Föderation Herrschaft und Hierarchie für immer beseitigen: | ||
Zeile 41: | Zeile 43: | ||
''Jochen Schmück'' | ''Jochen Schmück'' | ||
− | |||
==INHALT== | ==INHALT== | ||
Zeile 110: | Zeile 111: | ||
'''UNTER ANARCHISTEN''' | '''UNTER ANARCHISTEN''' | ||
− | Ein Brief über die anarchistischen Kommunisten | + | * Ein Brief über die anarchistischen Kommunisten |
* In Berlin | * In Berlin | ||
* „Der Anarchist“ | * „Der Anarchist“ |
Aktuelle Version vom 1. Dezember 2016, 21:10 Uhr
Die DadA-Buchempfehlung
Buchcover: | |
Autor/en: | Gustav Landauer |
Titel: | Anarchismus |
Editoriales: | (= Ausgewählte Schriften, Bd. 2). Hrsg., kommentiert, mit einer Einleitung und einem Personenregister versehen von Siegbert Wolf. Illustriert von Uwe Rausch |
Verlag: | Verlag Edition AV |
Erscheinungsort: | Lich/Hessen |
Erscheinungsjahr: | 2009 |
Umfang, Aufmachung: | Originalausgabe. Broschur. 403 Seiten. |
ISBN: | (ISBN-13:) 978-3-86841-012-9 |
Preis: | 18,00 EUR |
Direktkauf: | bei aLibro, der DadAWeb-Autorenbuchhandlung |
Beschreibung
Der zweite von Siegbert Wolf herausgegebene Band der Ausgewählten Schriften von Gustav Landauer (1870-1919) beschäftigt sich eingehend mit Landauers Anarchismus- und Anarchieverständnis. Seit den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts bemühte sich Landauer beharrlich, im deutschsprachigen Raum das anarchistische Gedankengut bekannt zu machen. Unter Anarchie versteht Landauer nicht nur das Fehlen jeglicher Herrschaft von Menschen über andere Menschen, sondern Anarchie bedeutet für ihn auch, dass keine Herrschaft über das Leben der Menschen durch äußere Ziele, Zwecke und Sinngebungen existiert.
Landauers Anarchismus war dabei weniger in der politischen Philosophie verwurzelt, sondern basierte vor allem auf seinen Einblicken in die menschliche Anthropologie. Und eben aus dieser anthropologischen Perspektive heraus hinterfragt er die Antithese von Gemeinschaftlichkeit und Individualismus. Landauer erkennt in jedem einzelnen Menschen ein auf das Gemeinschaftsleben ausgerichtetes Wesen. Nur in der Gemeinschaft kann der Mensch zu sich selbst kommen. Die Rekonstruktion der Gesellschaft, die Landauer anstrebt, zielt ab auf eine grundlegende Veränderung des Bewußtseins aller Menschen, auf die Wiedererhebung des ‚Geistes‘, auf Ethos und auf die Freiheit des Individuums:
„Die Aufgabe, die der Anarchismus vor allem unter den deutschen Micheln zu erfüllen hat, ist in erster Linie: Individualitäten zu erwecken, sie zum Bewusstsein ihrer selbst zu bringen, trotzige Individualität des Geistes, des Charakters, des Temperamentes.“
Ausgehend von einem grundlegenden Unbehagen an der sinnentleerten und nivellierenden Moderne, begriff Landauer, dass Veränderungen allein im politischen und ökonomischen Bereich ebensowenig ausreichen wie eine Revolution als einmaliger und abgeschlossener Vorgang, um zu einer grundlegenden Regeneration der Gesellschaft zu gelangen. Vielmehr bedürfe es einer tiefgreifenden Revolutionierung der kulturellen, auch alltäglichen und privaten Lebensbereiche und vor allem einer nachhaltigen Veränderung des Bewusstseins der Menschen. Und wie die in dem zweiten Band der Ausgewählten Schriften Landauers abgedruckten Beiträge deutlich machen, ist es eben diese kulturrevolutionäre Perspektive, die so charakteristisch für Landauers Anarchismusverständnis ist.
Konsequent forderte Landauer von den Menschen den Austritt aus dem Staat, aus allen Zwangsgemeinschaften, den radikalen Bruch mit den Überlieferungen des Privateigentums, der Besitzehe, der Familienautorität, des Fachmenschentums sowie der nationalen Absonderung und Überhebung. Die Betonung des gesellschaftlichen Miteinanders aller Kinder, Frauen und Männer und das praktische Einüben neuer sozialer Arrangements sah Landauer hierbei als entscheidend für die kulturrevolutionäre Veränderung an.
Anarchie war für Landauer kein utopisches Zukunftsprojekt. Anarchie ist vielmehr jederzeit und über all dort möglich, wo Menschen sich anders organisieren, sich anders zu einander verhalten, jenseits von Staat, Kapitalismus und Großindustrialismus, und so nach den Prinzipien der Gegenseitigkeit, Solidarität, Kooperation, Selbstbestimmung, freien Assoziation und Föderation Herrschaft und Hierarchie für immer beseitigen:
„An Stelle des heutigen Staates und an Stelle des Weltstaates und der Weltherrschaft [...] wollen wir Anarchisten ein freies Gefüge der mannigfachsten, einander durchdringenden, in tausend Farben spielenden Interessenvereinigungen und Gruppen setzen [...] Die Anarchie ist kein fertiges und totes Gedankensystem: Die Anarchie ist das Leben der Menschen, die dem Joche entronnen sind.“
Jochen Schmück
INHALT
Einleitung von Siegbert Wolf:
„Die Anarchie ist das Leben der Menschen“ – Gustav Landauers Anarchismus
KLÄRUNGEN
- Etwas über Moral
- Morgen oder übermorgen?
- Zur Entwicklungsgeschichte des Individuums
- Zur Geschichte des Wortes ‚Anarchie’
- Individualismus
- Vor fünfundzwanzig Jahren
DIE ZEIT IST REIF
- Referat über Eugen Dührings „Kursus der National- und Sozialökonomie“
- Dühringianer und Marxist
- Majestät Masse
- Wie nennen wir uns?
- Zur Frage: Wie nennen wir uns?
- Zum Züricher Kongress
- Manchesterfreiheit
- Land-Agitation
- Bilder aus der Gesellschaft
- An den Züricher Kongress!
- Anarchismus im Détail
- Individuelle Taktik
- Aus dem Gefängnistagebuch
- Die Wiedergeburt des ‚Sozialist’
- Die Internationale des Genusses
- Austritt aus der Staatsgemeinschaft
- Friedrich Engels und die materialistische Geschichtsauffassung
- Anarchismus – Sozialismus
- Eines Anarchisten Antwort auf die Rede des Kaisers
- Unsere nächste Aufgabe
- Jeder für sich?
- Alles oder nichts!
- Christentum und Anarchismus
- An unsere Genossen und alle Freunde freiheitlicher Entwicklung!
- Von Zürich bis London
- Der Anarchismus und die Gebildeten
- Ein paar Worte über Anarchismus
- Der Sozialismus und die Studenten
- Von Micheln und Antimicheln
- Genug, ihr Heuchler!
- Ein Leumundszeugnis für Herrn John Henry Mackay
- Frei und Freilich
- Wesen und Aussichten des Revolutionarismus
- Börne und der Anarchismus
RINDEN SPRENGEN
- Brief Gustav Landauers an Paul Eltzbacher
- Anarchische Gedanken über Anarchismus
- Ein Wort über Weltanschauungen
- Über Weltanschauungen
- Kain
- Brief Gustav Landauers an Max Nettlau
- Stelle Dich, Sozialist!
UNTER ANARCHISTEN
- Ein Brief über die anarchistischen Kommunisten
- In Berlin
- „Der Anarchist“
- Der Leipziger „Anarchist“
- Brief Gustav Landauers an Hugo Warnstedt
- „Pionier“
- Der „Pionier“ und die Pioniere
- Keine Antwort
- Josef Peukert [Nachruf]
- Aus Brooklyn
- Vorwort
- Vorläufige Erklärung zu Josef Peukerts Erinnerungen
- Versuch einer kritischen Darstellung der Verhaftung John Neves
ANHANG
- Zeittafel
- Primär- und Sekundärbibliographie
- Siglen und Abkürzungen
- Anarchistische Zeitungen und Zeitschriften
- Namenregister