Wir empfehlen:


Spielwiese: Unterschied zwischen den Versionen

Aus DadAWeb
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Die unbekannte Revolution)
 
(242 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
===[[DadA-Buchempfehlung|Die DadA-Buchempfehlung]]===
+
<big><big><big>Aus, Schluss und vorbei! Oder?</big></big></big>
{| border="1" width="350px" cellpadding="5" cellspacing="0" style="float:right; empty-cells:show; margin-left:1em; background-color:#FFEFDB;"
+
[[Bild:Flickr_Evan_Bench_books_in_a_stack_2007_800px.jpg||right|450px|]]
|---- valign="top"
+
'''Willkommen auf der Homepage des DadAWeb, einem inzwischen eingestellten Online-Projekt der deutschsprachigen Anarchismusforschung.'''
| Buchcover: || [[Bild:978-3000430572_Volin-Die_unbekannte_Revolution.jpg|250px]]
 
|---- valign="top"
 
| Autor/en: || '''Volin (d.i. Wsewolod Michailowitsch Eichenbaum)'''
 
|---- valign="top"
 
| Titel: || '''Die unbekannte Revolution'''
 
|---- valign="top"
 
| Untertitel: ||
 
|---- valign="top"
 
| Editoriales: ||  Mit einer Einleitung von Roman Danyluk und Philippe Kellermann
 
|---- valign="top"
 
| Verlag: || Die Buchmacherei
 
|---- valign="top"
 
| Erscheinungsort: || Berlin
 
|---- valign="top"
 
| Erscheinungsjahr: || 2013
 
|---- valign="top"
 
| Umfang, Aufmachung: || Broschur, 672 Seiten.
 
|---- valign="top"
 
| ISBN: || (ISBN-13:) 978-3000430572
 
|---- valign="top"
 
| Preis: || 25,65 EUR
 
|---- valign="top"
 
| Direktkauf: || bei [http://www.alibro.de/product_info.php/info/p5535_Utopie---Emanzipation---Praxis.html aLibro, der Autorenbuchhandlung des DadAWeb]
 
|---- valign="top"
 
|}
 
  
==Die unbekannte Revolution==
+
Bis Mitte 2021 diente das DadAWeb als Online-Plattform für das 1986 von Günter Hoerig und Jochen Schmück gegründete Forschungs- und Dokumentationsprojekt Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus (DadA). Nachdem das DadA-Projekt und seine Dokumentationen der deutschsprachigen anarchistischen [http://ur.dadaweb.de/l-start.htm Literatur] und [http://ur.dadaweb.de/p-start.htm Presse] im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens eher ein Geheimtipp der internationalen Anarchismusforschung gewesen sind, sind wir mit dem Projekt 1996 online gegangen, um unsere Forschungs- und Dokumentationsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Damit gehörte das DadAWeb zu den ersten frühen deutschsprachigen libertären Webseiten im noch jungen globalen Netz des World Wide Web.
Seit dem Auftreten des Anarchismus als einer ''politischen'' Ideologie und Bewegung, etwa z.Z. der Französischen Revolution, hat es kaum eine revolutionäre Erhebung auf der Welt gegeben, an der sich die Anarchisten nicht beteiligt haben. Das historische Dilemma des Anarchismus ist nur: Das, was die Anarchisten wollen, ist revolutionär; aber jede Revolution, an der sie sich beteiligten, hat bisher die Niederlage der anarchistischen Bewegung zur Folge gehabt.
 
  
In der Geschichte der internationalen anarchistischen Bewegung markiert die russische Revolution von 1917/18 einen tiefen Einschnitt, den der libertäre amerikanische Historiker Paul Avrich folgendermaßen charakterisiert:
+
Ein Jahrzehnt später, also 2006, haben wir ergänzend zu den DadA-Dokumentationen und ergänzenden DadA-Contents (wie der DadA-Buchempfehlung) mit dem [[Lexikon_der_Anarchie_(Archiv-Version)|Lexikon der Anarchie]] ein weiteres großes Editionsprojekt ins DadAWeb mit aufgenommen. Als Printausgabe war das von Hansjürgen Degen 1993 gegründete und von ihm seitdem herausgegebene Lexikon der Anarchie 1996 an seine ökonomischen und redaktionellen Grenzen gestoßen und musste deshalb eingestellt werden. In Abstimmung mit den Autor*innen haben wir deshalb ein Jahrzehnt später eine Onlineversion des Lexikons der Anarchie als eine Autor*innen-Edition realisiert. Um den Autor*innen des Lexikons die Möglichkeit zu geben, ihre Lexikon-Beiträge selber zu pflegen, haben wir für das neue DadAWeb ein Wiki-System verwendet, das mit dem System der Wikipedia technisch identisch ist.
  
''„Die Revolution von 1917 war die erste Gelegenheit, bei der die Anarchisten den Versuch unternahmen, ihre Theorien in einem größeren (gesellschaftlichen) Maßstab praktisch umzusetzen. Mit den Mitteln der 'direkten Aktion', der Enteignung und der Arbeiterkontrolle, des Guerillakrieges sowie der Errichtung von freien Kommunen bemühten sie sich, nach libertären Grundsätzen eine neue Gesellschaft aufzubauen und ihre staatslose Vision Wirklichkeit werden zu lassen.”'' <ref>Paul Avrich (Ed.): The Anarchists in the Russian Revolution. London 1973, S.9</ref>
+
Weitere Contents kamen im Laufe der Jahre im DadAWeb hinzu, so:
  
Der Historiker stößt bei der Untersuchung des russischen Anarchismus, insbesondere was die Epoche der russischen Revolution von 1917/18 und ihrer unmittelbaren Folgezeit angeht, auf verschiedene Schwierigkeiten. Zum einen sind diese Schwierigkeiten mit dem Untersuchungsgegenstand selbst verknüpft. Aufgrund der traditionellen anarchistischen Ablehnung von formalen Organisationsstrukturen, lassen sich - im Gegensatz etwa zur Untersuchung der politischen Parteien - nur sehr schwer Erkenntnisse über die tatsächliche Stärke der anarchistischen Bewegung gewinnen.
+
* die [[DadA-Empfehlung|DadA-Buchempfehlung]]
 +
* die [[Digitale_Bibliothek|Digitale Bibliothek]]
 +
* das [[Portal_DadA-Memorial|DadA-Memorial]]
 +
* und viele andere Contents . . .  
  
Das zweite und weitaus gravierendere Problem, mit dem sich der zeitgenössische Historiker bei der Untersuchung besonders des russischen Anarchismus konfrontiert sieht, ist ideologischer Natur. Lange Zeit sind die russischen Anarchisten von den Historikern ignoriert worden. Wie kaum eine andere politische Minderheit hatten die Anarchisten unter dem - wie James Joll es formuliert - ''Erfolgskult'' der traditionellen Geschichtswissenschaft zu leiden, demzufolge nur politisch erfolgreiche Bewegungen das Interesse des Historikers verdienen.<ref>Vgl. James Joll: Die Anarchisten. Berlin 1969, S.7f.</ref> Politische Erfolge jedoch können die Anarchisten kaum für sich verbuchen. Sieht man einmal von der Spanischen Revolution (1936-1939) ab, in der es den Anarchosyndikalisten zumindest vorübergehend gelang, zur dominierenden politischen und gesellschaftlichen Kraft der revolutionären Umwälzungen zu werden, so ist die Geschichte des Anarchismus insgesamt betrachtet eine Geschichte der politischen Niederlagen.
+
Im letzten Jahrzehnt hat jedoch leider das Interesse an der Mitarbeit in den Online-Projekten des DadAWeb als auch an dem Lexikon der Anarchie zunehmend nachgelassen. Das mag zum einen dem Alter seiner Autor*innen geschuldet sein, von denen die meisten inzwischen das Rentenalter erreicht haben und nicht wenige auch schon gestorben sind. Zudem mag in Zeiten von Facebook, Twitter & Co. das immer noch recht sperrige User-Interface des Wiki-Systems nicht wenige der jüngeren Interessent*innen von einer Mitarbeit am DadAWeb abgehalten haben. Andere wiederum, die mit dem Wiki-System des DadAWeb keine Probleme gehabt hätten, haben dann lieber direkt bei der Wikipedia mitgearbeitet anstatt ein eher nach herkömmlichen editorialen Kriterien gestaltete Online-Version des Lexikons der Anarchie zu unterstützen.
 +
Inzwischen steht der Aufwand, der für die Systemadministration der DadAWeb-Site betrieben werden muss, in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zu seinem Nutzen als ein dynamisches Wiki-Onlinesystem. Deshalb hat der noch bestehende Freundeskreis des DadAWeb und des Lexikons der Anarchie beschlossen, einen Schlussstrich unter das DadAWeb als eine dynamische Website zu ziehen und seine Inhalte in der hiermit nun vorliegenden Web-Archivversion der Nachwelt zur Verfügung zu stellen.  
  
Auch und gerade die offizielle sowjetische Geschichtsschreibung bildet hinsichtlich dieser aus dem „Erfolgskult“ resultierenden verengten historischen Sichtweise keine Ausnahme. Für die Behandlung der Rolle der anarchistischen Bewegung in der russischen Revolution von 1917/18 durch die sowjetischen Historiker gilt Trotzkijs klassisches Verdammungsurteil der Menschewiki:
+
Wir würden uns freuen, wenn das DadAWeb mit seinen Forschungsergebnissen und Dokumentationen auch in der Zukunft den an den Themen Anarchie und Anarchismus Interessierten weiter von Nutzen wäre.
  
''„Ihr seid elende isolierte Einzelne. Ihr seid bankrott. Ihr habt Eure Rolle ausgespielt. Geht, wohin Ihr gehört: auf den Misthaufen der Geschichte!”''<ref>Zit. n. ebd.</ref>
+
In dieser Hoffnung verbleiben wir mit libertären Grüßen
  
Hinweise über einen aktiven, geschweige denn, konstruktiven Beitrag der russischen Anarchisten zur Oktoberrevolution lassen sich in der offiziellen sowjetischen Geschichtsschreibung nicht finden; wohl aber ideologisch verzerrte Darstellungen, die in „bester“ bürgerlicher, aber auch klassisch marxistischer Tradition zumeist auf eine Gleichsetzung von Anarchismus und Terrorismus bzw. „Banditentum“ hinauslaufen. So findet sich beispielsweise in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie folgende Charakterisierung der anarchistischen Bewegung Russlands:
+
Jochen Schmück <br>
 
+
für den Freundeskreis des DadAWeb und des Lexikons der Anarchie | <u>k<s></s>on<s></s>takt[[Bild:Atze.gif]]da<s></s>da<s></s>web.<s></s>de</u>
''„Der Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution hat in den Reihen der Anarchisten in Russland zu völliger Mißstimmigkeit und Zersetzung geführt. Die Führer der Anarchisten verwandelten sich in eine böswillige Clique von Feinden des Sowjetstaats, des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, begaben sich auf den Weg der offenen Konterrevolution und des Banditismus.”''<ref>Zit. n. Felix Ingold: (Nestor) Machno und die sowjetische Anarchismuskritik, (als Nachwort abgedruckt) in: Peter Arschinoff; Anarchisten im Freiheitskampf. Geschichte der Machno-Bewegung 1918-1921. Neuauflage des 1921 in Berlin gedruckten Originals, Zürich 1971, S. 348</ref>
 
 
 
Bedingt durch die politische Verfolgung und physische Liquidierung der anarchistischen Bewegung Russlands durch die Bolschewiki, die schon kurz nach der Oktoberrevolution einsetzte, ihren Höhepunkt mit der Niederschlagung des Kronstädter Aufstands 1921 und ihren Abschluss in der Stalinära fand, gelangten nur wenige authentische Informationen über die Aktivitäten der russischen Anarchisten in den Westen. Dass die Geschichte des russischen Anarchismus wenigstens in ihren groben Konturen geschrieben werden konnte, ist vor allem den Berichten der wenigen anarchistischen Emigranten zu verdanken, denen es wie Arschinow, Maximoff und Volin gelang, Anfang der 20er Jahre Sowjet-Russland zu verlassen.
 
 
 
Der Möglichkeit der direkten Agitation innerhalb Sowjet-Russlands beraubt, sahen sich diese Emigranten von der internationalen anarchistischen Bewegung in die Rolle der „Verkünder der Lehren“ der russischen Revolution gedrängt. Dass ihre Darstellungen der russischen Revolution sich zumeist auf eine Demaskierung und Anprangerung der bolschewistischen Terrorherrschaft beschränkten, ist angesichts der von ihnen erlittenen Repressionen durch die Bolschewiki durchaus verständlich, war aber dem tieferen Verständnis der Gründe, die das Scheitern der anarchistischen Bewegung Russlands bewirkten, nicht förderlich. Verallgemeinernd lässt sich feststellen, dass in der anarchistischen Emigrantenliteratur der 20er und der frühen 30er Jahre kaum der Versuch einer selbstkritischen Analyse des russischen Anarchismus gemacht wurde. Eine Ausnahme bildet das 1949 erschienene Werk „La Revolution inconnue” von Volin, das die Geschichte der revolutionären libertären Bewegungen in Russland und in der Ukraine für den Zeitraum von 1825 bis 1921/22 dokumentiert.
 
 
 
Der Autor des Werkes war der aus bürgerlichen Verhältnissen stammende russische Publizist Wsewolod Michailowitsch Eichenbaum, geb. 1882, der unter seinem nom de guerre „Volin” später als Anarchist eine international Bekanntheit erlangte. Eichenbaum hatte in Sankt Petersburg Jura studiert und sich seit der Jahrhundertwende in der Arbeiterbewegung engagiert, indem er Bildungskurse für Arbeiter veranstaltete. Im Januar 1905 beteiligte er sich – nun unter dem Namen „Volin” (d.h. „Mann der Freiheit”) – an der Revolution, die in St. Petersburg nach der blutigen Niederschlagung einer friedlichen Demonstration von 150.000 Arbeitern gegen das Zarenregime ausgebrochen war. Die spontane revolutionäre Erhebung, die anfänglich vor allem von Arbeitern und Soldaten der Hauptstadt getragen wurde, hatte sich schnell auch auf andere Landesteile ausgebreitet.  In Volins Studentenzimmer wurde auf einer Sitzung von Delegierten aus verschiedenen Betrieben der erste Sowjet gegründet, der als permanenter Ausschuss den revolutionären Widerstand der Arbeiterschaft aller Petersburger Betriebe organisieren sollte und zur Keimzelle der Sowjetbewegung wurde, die sich in der Februarrevolution 1917 dann landesweit entfalten sollte.
 
 
 
Volin, der bis dahin parteilos gewesen war, war 1905 der Sozialrevolutionären Partei beigetreten und hatte sich auch an der im Juli des folgenden Jahres in Kronstadt stattgefundenen revolutionären Erhebung beteiligt. Nach der Niederschlagung des Aufstandes, der überwiegend von Arbeitern und Soldaten getragen wurde, wurde Volin verhaftet und zur Verbannung nach Sibirien verurteilt. Aber es gelang ihm 1907 während seiner Deportation nach Sibirien zu fliehen. Er ging nach Paris ins Exil, wo er in Kontakt mit der anarchistischen Bewegung kam und sich um 1911 selber dem Anarchismus zuwendete. Doch auch in Frankreich bekam er wegen seines politischen Engagements die Repression der Behörden zu spüren. So wurde er 1915 wegen seiner Antikriegsagitation zur Haft in einem Internierungslager verurteilt, der er sich durch die Flucht in die USA entziehen konnte.  Er ließ sich in New York nieder, wo es eine starke russische Community gab, und war dort für die russischsprachige anarchosyndikalistische Zeitschrift „Golus Truda“ tätig, die als das Organ „Union der russischen Arbeiter in den Vereinigten Staaten und Kanada“ erschien.
 
 
 
Nach dem Ausbruch der Februarrevolution in Russland 1917 erließ die provisorische Regierung Russlands eine Generalamnestie. Diese ermöglichte es Volin gemeinsam mit der gesamten Redaktion von „Golos Truda“ nach Russland zurückzukehren, wo das Blatt als das Organ der „Anarchosyndikalistischen Propaganda Union“ erst in Sankt Petersburg und ab März 1918 in Moskau erschien, zu deren Leiter Volin ernannt wurde. Zum Redaktionsstab des Blattes, das als das wichtigste Sprachrohr der anarchistischen Bewegung in Russland betrachtet werden kann, gehörten neben Volin auch solche prominenten russischen Anarchisten wie  Gregori Maximow, Alexander Schapiro und Efim Yartschuk.
 
 
 
Nachdem die Bolschewiki unter Lenin im Oktober 1917 durch einen Putsch die Staatsmacht an sich gerissen hatten, geriet die anarchistische Gruppe um „Golos Truda“ ebenso wie alle anderen anarchistischen und übrigen linken Organisationen in Russland, die nicht auf die Linie der Bolschewiki eingeschworenen waren, schon bald in Konflikt mit dem neuen Regime. Am 17. November 1917 erließ der Oberste Sowjet ein Gesetz, das den Bolschewiki die Kontrolle über die gesamte Presse übertrug und die Macht der Behörden bei der Unterdrückung von oppositionellen Publikationen erweiterte. Im August 1918 wurde die zu der Zeit als Tageszeitung erscheinende „Golus Truda” von der bolschewistischen Regierung verboten.
 
 
 
Die zunehmende Repression gegen die anarchistische Bewegung in Russland, bewog Volin Ende 1918 in die Ukraine zu gehen, wo er mit anderen Anarchisten die anarchistische Föderation der Ukraine gründete. 1919 schloss er sich in Odessa der bäuerlichen Partisanenarmee unter der Führung des Anarchisten Nestor Machno an, die gegen die zarentreue Weiße Armee und die deutschen und österreichischen Mittelmächte kämpfte. Mitte Januar 1920 wurde die nach ihrem Führer benannte Machnowscina von der Rote Armee der Bolschewiki angegriffen und sah sich gezwungen, einen Zweifrontenkrieg zu führen. Volin wurde von Agenten der bolschewistischen Regierung gekidnappt und entging nur knapp seiner von Trotzki angeordneten Hinrichtung. Im März 1920 wurde Volin nach Moskau deportiert, wo er bis Oktober in Haft verblieb. Zu dieser Zeit hatte sich die militärische Lage für die Rote Armee verschlechtert, die eine Entlastung durch eine Bündnisvereinbarung mit Machno suchte, die Volin die Begnadigung und Haftentlassung brachte. Doch die Freiheit sollte nicht lange währen. Kaum war es der Roten Armee gelungen mit Hilfe der Machnowscina die Weiße Armee zu besiegen, brachen die Bolschewiki im November 1920 ihr mit Machno getroffenes Bündnisabkommen und gingen in ihrem Machtgebiet erneut mit äußerster Härte gegen die anarchistische und anarchosyndikalistische Bewegung vor. Im Zuge dieser Verfolgung wurden Volin und viele seiner Genossen verhaftet und im berüchtigten Taganka Gefängnis in Moskau inhaftiert, das schon zu Zeiten des Zaren als Haft- und Folterstätte für politische Gefangene gedient hatte.
 
 
 
Ihren Höhepunkt erreichte der bolschewistische Repression gegen die anarchistische Bewegung nach dem Kronstädter Arbeiter- und Matrosenaufstand Aufstand im März 1921. Im Sommer desselben Jahres fand in Moskau eine Tagung der sog. „Roten Gewerkschafts-Internationale” (RGI) statt, an der sich auch Delegierte ausländischer anarchosyndikalistischer  Organisationen beteiligten. Zur gleichen Zeit traten im Taganka-Gefängnis 13 inhaftierte russische Anarchisten und Anarchosyndikalisten, unter ihnen auch Volin, aus Protest gegen ihre politische Inhaftierung und die Brutalitäten der Tscheka in den Hungerstreik. Dies und die ersten genaueren Informationen über die blutige Niederschlagung des Kronstädter Aufstands durch die Rote Armee, lösten unter den syndikalistischen Delegierten des Gewerkschaftskongresses einen Sturm der Empörung aus. Zwar willigten die Bolschewiki am 10. Tag des Hungerstreiks auf Druck der syndikalistischen Delegierten ein, die 13 inhaftierten Anarchisten und Anarchosyndikalisten freizulassen, jedoch nur unter der Bedingung ihrer Deportation ins Ausland.
 
 
 
Volin ging wie auch die meisten anderen seiner freigelassenen Genossen Ende 1921 zunächst nach Berlin, wo er für die anarchosyndikalistische Freie Arbeiter Union Deutschlands (FAUD) tätig war. Zusammen mit anderen Flüchtlingen aus Russland gründete er ein Hilfskomitee für verfolgte Anarchisten und Anarchosyndikalisten in Sowjet-Russland und veröffentliche Berichte über die politische Repression in der Sowjetunion. 1923 zog er auf Einladung von Sebastian Faure nach Paris und unterstützte diesen bei der redaktionellen Arbeit an der ''Encyclopedie Anarchiste'' und schrieb Artikel für die französische und internationale anarchistische Presse. Ideologisch vertrat Volin zu dieser Zeit und auch später die Idee der „anarchistischen Synthese”, derzufolge die sonst überwiegend getrennt agierenden Bewegungen des Anarchosyndikalismus, des Anarchokommunismus und des Individualanarchismus in Anerkennung der jeweiligen Existenzberechtigung jeder einzelnen Strömung sich durchaus zu einer Bewegung vereinen ließen. Im Juli 1934 erschien seine Schrift ''Le Fascisme Rouge ou le communisme d'état dévoilé'' (Der rote Faschismus oder der enthüllte Staatskommunismus), in der er den Bolschewismus mit dem italienischen Faschismus verglich, die beides diktatorische Systeme seien, die vor dem Hintergrund der „russischen Erfahrungen” auf das Energischste bekämpft werden müssen.
 
 
 
Während des Zweiten Weltkrieges war Volin, der inzwischen nach Marseille gezogen war, innerhalb einer kleinen Gruppe internationaler Anarchisten in der der Résistance gegen die deutschen Besatzer aktiv. Die Widerstandsgruppe flog  auf, und nur Volin gelang es in letzter Minute der Verhaftung zu entkommen. Durch das rastlose Leben im Untergrund wurde seine Gesundheit schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Kriegsende war Volin ein schwerkranker Mann, der von zwei spanischen Genossen gepflegt wurde.  Zusammen mit seinem Sohn Leo kehrte Volin nach Paris zurück, wo er am 18. September 1945 im Krankenhaus an Tuberkulose verstarb, die er sich während einem seiner zahlreichen Gefängnisaufenthalte zugezogen hatte.
 
 
 
[[Datei:Voline_La_Revolution_Inconnue_1947.jpg|thumb|right|250px|Die Originalausgabe von Volins "La Revolution Inconnue", Paris 1947.]]
 
1847 erschien in Paris das von seinen Freunden herausgegebene Hauptwerk Volins: ''La Revolution inconnu'', in dem der Autor den libertären Charakter der revolutionären Bewegung in Russland beschreibt und dokumentiert. Das Werk ist in drei „Bücher” untergliedert, die sowohl in der französischen Originalausgabe als auch in der zweiten deutschen Neuauflage von 2013 in einem Band  erschienen sind.
 
 
 
Das erste Buch beinhaltet „Geburt, Entwicklung und Triumph der Revolution”, und beschreibt die politische Entwicklung in Russland ab 1825, die hin zur Revolution von 1905 führte, in der das Konzept des freien Sowjet seine Geburtsstunde erlebte. Das erste Buch schließt ab mit der Revolution von 1917, die statt in einer vom freiheitlichen Geist getragenen sozialen Revolution in der bolschewistischen Machtergreifung mündete.
 
 
 
Das zweite Buch beinhaltet die Gegenüberstellung von „Bolschewismus und Anarchismus”, in der Volin die zwei gegensätzlichen Konzeptionen der russischen Revolution von 1917 herausarbeitet. Eingehend – und auch unter Schilderung persönlicher Erlebnisse – dokumentiert er in diesem Buch die revolutionären Aktivitäten der libertären Bewegung in Russland vor und nach der Oktoberrevolution. Er beschreibt den Terror, mit dessen Hilfe die kommunistische Partei der Bolschewiki die Macht im Staat eroberte und die freiheitlich-sozialistischen Kräfte der Revolution zunehmend in die Defensive drängte.
 
 
 
Im dritten Buch beschreibt Volin die „Kämpfe für die wirkliche soziale Revolution”, so wie sie im März 1921 im Aufstand der Kronstädter Arbeiter und Soldaten gegen das bolschewistische Regime, aber auch in der libertären Bewegung der Machnowscina in der Ukraine sichtbar wurden. Beide Bewegungen waren stark von der Ideologie und den Konzepten der Anarchisten beeinflusst und strebten die Beseitigung der bolschewistischen Diktatur an, um einer freiheitlich-sozialistischen Entwicklung den Weg zu ebnen. Beide Bewegungen scheiterten und damit scheiterte zugleich auch der ersten Versuch von Anarchisten ihre Theorien in einem größeren gesellschaftlichen Kontext mit den Mitteln der direkten Aktion, der Enteignung und der Arbeiterkontrolle, des Guerillakrieges sowie der Errichtung von freien Kommunen zu realisieren.
 
 
 
Das unter extrem schwierigen Bedingungen im Untergrund entstandene und vom bereits schwer erkrankten Autor nach Kriegsende abgeschlossene Buch ist nicht ohne Mängel und Fehler geblieben. Die Herausgeber der deutschen Erstausgabe, die 1975 im Verlag Association erschienen ist, kritisierten das anarchistische Geschichtsverständnis Volins, das ihn dazu verleitet hat, die Klassengegensätze in der russischen Geschichte auf den politischen Überbau zu reduzieren und die historischen Ereignisse isoliert darzustellen, so dass der Zusammenhang von Ursache und Wirkung verloren geht. Und der amerikanische Historiker Paul Avrich, der als einer der besten Kenner des  russischen Anarchismus gilt, bemängelte an dem Werk, dass Volin wichtige Aspekte der „unbekannten Revolution” nicht beschrieben hat: ''„Wenig wird über die Arbeiter- und Bauernbewegung außerhalb von Kronstadt und der Ukraine mitgeteilt. Auch vernachlässigt das Buch die Individual-Anarchisten, eine faszinierende, wenn auch kleine Gruppe, sowie die Rolle der Frauen in der anarchistischen und revolutionären Bewegung.“''<ref>Paul Avrich: V. M. Eikhenbaum (Volin):  The Man and His Book, in: ders. Anarchist Portraits. Princeton 1988, S. 134.</ref>
 
 
 
Doch aller berechtigten Kritik zum Trotz bleibt unbestritten, dass Volins Werk eine der wichtigsten Quellenpublikationen zur Geschichte der libertären Bewegungen in der Russischen Revolution ist, die sowohl in der bürgerlichen als auch marxistischen Historiografie bislang weitgehend unberücksichtigt geblieben sind oder verfälscht dargestellt wurden.
 
 
 
Die deutsche Erstausgabe des Buches von 1975 war jahrzehntelang vergriffen und  selbst antiquarisch nur sehr schwer zu bekommen. Dass das Werk nun wieder erhältlich ist, ist dem jungen in Berlin ansässigen Verlag „Die Buchmacherei” zu verdanken, der mit Förderung der Rosa-Luxemburg-Stiftung (sic!) das Buch auf Grundlage der deutschen Erstausgabe und ergänzt durch eine Einleitung von Roman Danyluk und Philippe Kellermann neu herausgebracht hat. Es ist ein wichtiges Buch, das ich jedem empfehlen möchte, der sich mit der Thematik „Anarchismus und Revolution” am historischen Beispiel der Russischen Revolution intensiver beschäftigen möchte.
 
 
 
Jochen Schmück<br>
 
Potsdam, im November 2013
 
 
 
<br>
 
===Anmerkungen===
 
<references/>
 
 
 
<br>
 
 
 
==Inhalt==
 
<poem>
 
Vorwort der Neuherausgabe [9]
 
 
 
Einleitungen von Roman Danyluk und Philippe Kellermann [11]
 
 
 
'''Band I'''
 
 
 
Verlag Assoziation: Vorwort zur deutschen Erstausgabe [33]
 
Die Freunde Volins: Volin [44]
 
Volin: Einführung und Vorwort [48]
 
 
 
'''Erstes Buch'''
 
'''GEBURT, ENTWICKLUNG UND TRIUMPH DER REVOLUTION (1825-1917)'''
 
 
 
'''Die Voraussetzungen (1825-1905)'''
 
Kapitel 1: Russland zu Beginn des 19. Jahrhunderts und die Entstehung der Revolution [55]
 
Kapitel 2: Die Unterdrückung, die Knute und der Zusammenbruch - Aber die Entwicklung geht weiter (1825-1855) [60]
 
Kapitel 3: Die Reformen - Die Wiederaufnahme der Revolution - "Schach dem Zarismus" und Niederlage der Revolution - die Reaktion (1855-1881) [69]
 
Kapitel 4: Das Ende des Jahrhunderts - Der Marxismus - Rasche Entwicklung, trotzdem Reaktion (1881-1900) [75]
 
Kapitel 5: Das 20. Jahrhundert - Die Ereignisse überstürzen sich - Revolutionäre Fortschritte - Ablenkungsmanöver (1900-1905) [78]
 
 
 
'''Die Erschütterungen (1905-1906)'''
 
Kapitel 1: Die "Gaponade" - Der erste Generalstreik [87]
 
Kapitel 2: Die Entstehung der Sowjets [101]
 
Kapitel 3: Der unglückliche Krieg - Der Sieg eines revolutionären Streiks [112]
 
Kapitel 4: Die Niederlage der Revolution - Bilder der Erschütterung [116]
 
Kapitel 5: Die "Pause" (1905-1917) [125]
 
 
 
'''Die Explosion (1917)'''
 
Kapitel 1: Krieg und Revolution [129]
 
Kapitel 2: Der Triumph der Revolution [134]
 
Kapitel 3: Der Sozialen Revolution entgegen [136]
 
Kapitel 4: Einer sozialistischen Regierung entgegen? Das Elend des Sozialismus[143]
 
Kapitel 5: Die bolschewistische Revolution [152]
 
 
 
'''Zweites Buch'''
 
'''DER BOLSCHEWISMUS UND DIE ANARCHIE'''
 
 
 
'''Die Zwei Konzeptionen der Revolution'''
 
Kapitel 1: Zwei entgegengesetzte Konzeptionen der soz. Revolution [159]
 
Kapitel 2: Die Ursachen und Folgen der bolschewistischen Konzeption Oktoberrevolution [165]
 
Kapitel 1: Die Haltung der Bolschewiki und der Anarchisten vor dem Oktober[187]
 
Kapitel 2: Die Stellung der Anarchisten zur Oktoberrevolution [194]
 
Kapitel 3: Andere strittige Punkte [195]
 
Kapitel 4: Einige Überlegungen Nach dem Oktober[198]
 
Kapitel l: Die Bolschewiki an der Macht, die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen und den Anarchisten[203]
 
Kapitel 2: Es geht unvermeidlich abwärts [215]
 
Kapitel 3: Die anarchistischen Organisationen [232]
 
Kapitel 4: Die unbekannte (anarchistische) Presse in der Russischen Revolution: Ihre Stimme. Ihre Kämpfe. Ihr Ende [235]
 
Kapitel 5: Einige persönliche Episoden [252]
 
 
 
'''Band II'''
 
 
 
'''Die Repression'''
 
Kapitel 1: Die Vorbereitungen [267]
 
Kapitel 2: Der Ausbruch [269]
 
Kapitel 3: Der Terror wütet [271]
 
Kapitel 4: Der Fall Léon Tschorny und Fanny Baron [277]
 
Kapitel 5: Der Fall Lefèvre, Vergeat, Lepeit [279]
 
Kapitel 6: Ein persönliches Erlebnis [281]
 
Kapitel 7: Der Schlussakkord [288]
 
Kapitel 8: Die Erstickung der Wahrheit [290]
 
Kapitel 9: Der Trick mit den Delegationen [293]
 
Kapitel 10: Die bolschewistische "Gerechtigkeit" [297]
 
 
 
'''Der bolschewistische Staat'''
 
Kapitel 1: Die Natur des Staates [304]
 
Kapitel 2: Die Lage der Arbeiter [308]
 
Kapitel 3: Die Lage der Bauern [314]
 
Kapitel 4: Die Lage der Funktionäre [322]
 
Kapitel 5: Die politische Struktur [326]
 
Kapitel 6: Zusammenfassende Übersicht [331]
 
Kapitel 7: Die "Leistungen" [334]
 
Kapitel 8: Die Konterrevolution [361]
 
 
 
'''Drittes Buch'''
 
'''DIE KÄMPFE FüR DIE WIRKLICHE SOZIALE REVOLUTION'''
 
 
 
Vorbemerkung [375]
 
Kronstadt (1921)]
 
Kapitel 1: Notiz zur Geografie [377]
 
Kapitel 2: Kronstadt vor der Revolution [380]
 
Kapitel 3: Kronstadt, Avantgarde der Revolution [382]
 
Kapitel 4: Der Kronstädter Aufstand gegen die bolschewistische Herrschaft (März 1921)[392]
 
Kapitel 5: Der letzte Akt [455]
 
 
 
'''Band III'''
 
'''UKRAINE (1918-1921)'''
 
 
 
Kapitel 1: Die Massenbewegung in der Ukraine [475]
 
Kapitel 2: Die Bildung der aufständischen "machnowistischen" Armee [495]
 
Kapitel 3: Die Offensive Denikins und die endgültige Niederlage [510]
 
Kapitel 4: Das Verhalten der Machnowisten in den befreiten Gebieten [556]
 
Kapitel 5: Die Wrangel-Offensive - Wrangels Niederlage [586]
 
Kapitel 6: Der dritte und letzte Krieg der Bolschewiki gegen die Machnowisten und Anarchisten - Zerschlagung der Aufständischen Armee [597]
 
Kapitel 7: Das Schicksal Machnos und einiger seiner Genossen [617]
 
 
 
'''ANHNANG'''
 
Personenregister [645]
 
Zum Weiterlesen
 
</poem>
 
<br>
 
----
 
'''[[DadA-Buchempfehlung|Die DadA-Buchempfehlung]]'''
 
 
__NOTOC__
 
__NOTOC__

Aktuelle Version vom 4. Juli 2021, 08:31 Uhr

Aus, Schluss und vorbei! Oder?

Flickr Evan Bench books in a stack 2007 800px.jpg

Willkommen auf der Homepage des DadAWeb, einem inzwischen eingestellten Online-Projekt der deutschsprachigen Anarchismusforschung.

Bis Mitte 2021 diente das DadAWeb als Online-Plattform für das 1986 von Günter Hoerig und Jochen Schmück gegründete Forschungs- und Dokumentationsprojekt Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus (DadA). Nachdem das DadA-Projekt und seine Dokumentationen der deutschsprachigen anarchistischen Literatur und Presse im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens eher ein Geheimtipp der internationalen Anarchismusforschung gewesen sind, sind wir mit dem Projekt 1996 online gegangen, um unsere Forschungs- und Dokumentationsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Damit gehörte das DadAWeb zu den ersten frühen deutschsprachigen libertären Webseiten im noch jungen globalen Netz des World Wide Web.

Ein Jahrzehnt später, also 2006, haben wir ergänzend zu den DadA-Dokumentationen und ergänzenden DadA-Contents (wie der DadA-Buchempfehlung) mit dem Lexikon der Anarchie ein weiteres großes Editionsprojekt ins DadAWeb mit aufgenommen. Als Printausgabe war das von Hansjürgen Degen 1993 gegründete und von ihm seitdem herausgegebene Lexikon der Anarchie 1996 an seine ökonomischen und redaktionellen Grenzen gestoßen und musste deshalb eingestellt werden. In Abstimmung mit den Autor*innen haben wir deshalb ein Jahrzehnt später eine Onlineversion des Lexikons der Anarchie als eine Autor*innen-Edition realisiert. Um den Autor*innen des Lexikons die Möglichkeit zu geben, ihre Lexikon-Beiträge selber zu pflegen, haben wir für das neue DadAWeb ein Wiki-System verwendet, das mit dem System der Wikipedia technisch identisch ist.

Weitere Contents kamen im Laufe der Jahre im DadAWeb hinzu, so:

Im letzten Jahrzehnt hat jedoch leider das Interesse an der Mitarbeit in den Online-Projekten des DadAWeb als auch an dem Lexikon der Anarchie zunehmend nachgelassen. Das mag zum einen dem Alter seiner Autor*innen geschuldet sein, von denen die meisten inzwischen das Rentenalter erreicht haben und nicht wenige auch schon gestorben sind. Zudem mag in Zeiten von Facebook, Twitter & Co. das immer noch recht sperrige User-Interface des Wiki-Systems nicht wenige der jüngeren Interessent*innen von einer Mitarbeit am DadAWeb abgehalten haben. Andere wiederum, die mit dem Wiki-System des DadAWeb keine Probleme gehabt hätten, haben dann lieber direkt bei der Wikipedia mitgearbeitet anstatt ein eher nach herkömmlichen editorialen Kriterien gestaltete Online-Version des Lexikons der Anarchie zu unterstützen. Inzwischen steht der Aufwand, der für die Systemadministration der DadAWeb-Site betrieben werden muss, in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zu seinem Nutzen als ein dynamisches Wiki-Onlinesystem. Deshalb hat der noch bestehende Freundeskreis des DadAWeb und des Lexikons der Anarchie beschlossen, einen Schlussstrich unter das DadAWeb als eine dynamische Website zu ziehen und seine Inhalte in der hiermit nun vorliegenden Web-Archivversion der Nachwelt zur Verfügung zu stellen.

Wir würden uns freuen, wenn das DadAWeb mit seinen Forschungsergebnissen und Dokumentationen auch in der Zukunft den an den Themen Anarchie und Anarchismus Interessierten weiter von Nutzen wäre.

In dieser Hoffnung verbleiben wir mit libertären Grüßen

Jochen Schmück
für den Freundeskreis des DadAWeb und des Lexikons der Anarchie | kontaktAtze.gifdadaweb.de