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Werner Portmann: Die wilden Schafe: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Schweizer Publizist und Sozialhistoriker Werner Portmann will mit seinem Buch „Die wilden Schafe“ an zwei fast vergessene radikale jüdische Aktivisten und Theoretiker erinnern: Die Brüder Siegfried Shlomo Nacht, später Stephen Naft (1878-1956) und Max(imilian) Nacht, später Max Nomad (1881-1973). Sie entstammten einer wohlhabenden Familie aus dem ostgalizischen Buczacz und hatten in Galizien, in der Schweiz, in Frankreich, England und den USA ihre Hauptwirkungsfelder hatten. Mit dem vorliegenden Buch wird dokumentiert, wie entscheidend das jüdische Herkunftsmilieu und das jüdische soziale Umfeld ihr Leben und Wirken geprägt hat. Gemeinsam mit Emma Goldman, Milly Witkop-Rocker und anderen gehörten sie zur ersten Generation jüdischer AnarchistInnen, die für die produktive Begegnung zwischen Judentum und Anarchismus in Osteuropa verantwortlich zeichnet und diese Verbindung zwischen jüdischer Tradition und libertärer Utopie infolge millionenfacher Emigration nach Westeuropa, Palästina, Lateinamerika und in die USA transportiert hat. Ihre Texte, teilweise unter Pseudonym geschrieben, sind Bestandteil eines radikalen, gesellschaftskritischen Diskurses geblieben, der sich gegen jede Art von Herrschaft und Totalitarismus wendet. Der Diskurs, der anhand ihrer Schriften, z.B. über Formen der ‚Direkten Aktion‘, geführt wurde und wird, findet aber ohne Kenntnis der eigentlichen Geschichte und der biographischen Hintergründe der Verfasser statt. Denn bis heute sind ihre spannenden Lebensgeschichten nicht aufgearbeitet worden.  
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Der Schweizer Publizist und Sozialhistoriker [https://www.alibro.de/Autorinnen-Autoren/Portmann-Werner:::354_507.html Werner Portmann] will mit seinem Buch „Die wilden Schafe“ an zwei fast vergessene radikale jüdische Aktivisten und Theoretiker erinnern: Die Brüder Siegfried Shlomo Nacht, später Stephen Naft (1878-1956) und Max(imilian) Nacht, später Max Nomad (1881-1973). Sie entstammten einer wohlhabenden Familie aus dem ostgalizischen Buczacz und hatten in Galizien, in der Schweiz, in Frankreich, England und den USA ihre Hauptwirkungsfelder hatten. Mit dem vorliegenden Buch wird dokumentiert, wie entscheidend das jüdische Herkunftsmilieu und das jüdische soziale Umfeld ihr Leben und Wirken geprägt hat. Gemeinsam mit Emma Goldman, Milly Witkop-Rocker und anderen gehörten sie zur ersten Generation jüdischer AnarchistInnen, die für die produktive Begegnung zwischen Judentum und Anarchismus in Osteuropa verantwortlich zeichnet und diese Verbindung zwischen jüdischer Tradition und libertärer Utopie infolge millionenfacher Emigration nach Westeuropa, Palästina, Lateinamerika und in die USA transportiert hat. Ihre Texte, teilweise unter Pseudonym geschrieben, sind Bestandteil eines radikalen, gesellschaftskritischen Diskurses geblieben, der sich gegen jede Art von Herrschaft und Totalitarismus wendet. Der Diskurs, der anhand ihrer Schriften, z.B. über Formen der ‚Direkten Aktion‘, geführt wurde und wird, findet aber ohne Kenntnis der eigentlichen Geschichte und der biographischen Hintergründe der Verfasser statt. Denn bis heute sind ihre spannenden Lebensgeschichten nicht aufgearbeitet worden.  
  
Dabei wird dokumentiert, wie Siegfried Nacht im deutschen Sprachraum einen wesentlichen Beitrag leistete zur Bekanntmachung und Verbreitung des revolutionären Syndikalismus, inspiriert von der spanischen und französischen syndikalistischen ArbeiterInnenbewegung. Ebenso wird die damit verbundene antimilitaristische Propaganda in verschiedenen Ländern untersucht. Protmann thematisiert in seinem Buch die Freundschaft von Siegfried Nacht mit Rudolf Rocker und dessen Einfluss auf ihn. Ebenso seine Rolle im Leben und Werk von Max Nettlau, dem er - wie auch sein Bruder Max - wichtige existentielle Hilfe leistete. Daneben wird Max Nachts Mitwirken bei der Verbreitung anarchistischer Ideen in Galizien und seine zeitweilige Arbeit im russischen Untergrund beleuchtet. Weiter geht  das Buch auf den von Max Nacht in späten Jahren entwickelten ''skeptischen Anarchismus'' ein, der sich an die Ideen des libertären polnisch-russischen Revolutionärs Jan Waclav Makhaïski anlehnte. Und man kann Siegbert Wolf nur zustimmen  zu seiner im Vorwort vorgenommenen Einschätzung, dass der ''skeptische Anarchismus'' von Max Nacht ein wichtiger Diskussionsbeitrag für alle diejenigen sein kann, für die es keine "heiligen Kühe" der Kritik und Selbstkritik gibt. Max Nachts bisweilen sehr polemische Beurteilung des Anarchismus, gehört trotz aller Überzeichnungen bis heute zum Besten, Ehrlichsten und Radikalsten, was gegen den Anarchismus geschrieben wurde und zeugt von einer gewissen Hassliebe von einem, der sich längst nicht mehr als Anarchist verstand, aber im Innersten nie die Hoffnung auf eine herrschaftslose Gesellschaft aufgegeben hat.
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Portmann dokumentiert in seinem Buch, wie Siegfried Nacht im deutschen Sprachraum einen wesentlichen Beitrag leistete zur Bekanntmachung und Verbreitung des revolutionären Syndikalismus, inspiriert von der spanischen und französischen syndikalistischen ArbeiterInnenbewegung. Ebenso wird die damit verbundene antimilitaristische Propaganda in verschiedenen Ländern untersucht. Dabei thematisiert der Autor die Freundschaft von Siegfried Nacht mit Rudolf Rocker und dessen Einfluss auf ihn. Ebenso seine Rolle im Leben und Werk von Max Nettlau, dem er - wie auch sein Bruder Max - wichtige existentielle Hilfe leistete. Daneben wird Max Nachts Mitwirken bei der Verbreitung anarchistischer Ideen in Galizien und seine zeitweilige Arbeit im russischen Untergrund beleuchtet. Weiter geht  das Buch auf den von Max Nacht in späten Jahren entwickelten ''skeptischen Anarchismus'' ein, der sich an die Ideen des libertären polnisch-russischen Revolutionärs Jan Waclav Makhaïski anlehnte. Und man kann Siegbert Wolf nur zustimmen  zu seiner im Vorwort vorgenommenen Einschätzung, dass der ''skeptische Anarchismus'' von Max Nacht ein wichtiger Diskussionsbeitrag für alle diejenigen sein kann, für die es keine "heiligen Kühe" der Kritik und Selbstkritik gibt. Max Nachts bisweilen sehr polemische Beurteilung des Anarchismus, gehört trotz aller Überzeichnungen bis heute zum Besten, Ehrlichsten und Radikalsten, was aus libertärer Sich ''gegen'' den Anarchismus geschrieben wurde und zeugt von einer gewissen Hassliebe von einem, der sich längst nicht mehr als Anarchist verstand, aber im Innersten nie die Hoffnung auf eine herrschaftslose Gesellschaft aufgegeben hat.
  
 
Das Buch ist nicht zuletzt ein Versuch, sich den Beiden anhand ihrer jüdischen Identität oder Nicht-Identität zu nähern. Zweier Juden ohne Gott, die sich immer als Assimilisten betrachtet haben, die auf und in die jüdische Kultur keine große Hoffnung mehr setzten und trotzdem lebenslang im Disput mit dieser Kultur und ihren ExponentInnen standen und nie aufhörten, sich in ihrem Umfeld zu bewegen.
 
Das Buch ist nicht zuletzt ein Versuch, sich den Beiden anhand ihrer jüdischen Identität oder Nicht-Identität zu nähern. Zweier Juden ohne Gott, die sich immer als Assimilisten betrachtet haben, die auf und in die jüdische Kultur keine große Hoffnung mehr setzten und trotzdem lebenslang im Disput mit dieser Kultur und ihren ExponentInnen standen und nie aufhörten, sich in ihrem Umfeld zu bewegen.

Aktuelle Version vom 30. November 2016, 09:50 Uhr

Die DadA-Buchempfehlung

Buchcover: 978-3-89771-455-7.jpg
Autor/en: Werner Portmann
Titel: Die wilden Schafe
Untertitel: Zwei radikale, jüdische Existenzen.
Editorial: Vorwort von Siegbert Wolf.
Verlag: UNRAST-Verlag
Erscheinungsort: Münster
Erscheinungsjahr: 2008
Umfang, Aufmachung: Originalverölffentlichung. Broschur. 163 Seiten, 6 Abb.
ISBN: (ISBN-13:) 978-3-89771-455-7
Preis: 14,00 EUR
Direktkauf: bei aLibro, der Autorenbuchhandlung des DadAWeb

Beschreibung

Der Schweizer Publizist und Sozialhistoriker Werner Portmann will mit seinem Buch „Die wilden Schafe“ an zwei fast vergessene radikale jüdische Aktivisten und Theoretiker erinnern: Die Brüder Siegfried Shlomo Nacht, später Stephen Naft (1878-1956) und Max(imilian) Nacht, später Max Nomad (1881-1973). Sie entstammten einer wohlhabenden Familie aus dem ostgalizischen Buczacz und hatten in Galizien, in der Schweiz, in Frankreich, England und den USA ihre Hauptwirkungsfelder hatten. Mit dem vorliegenden Buch wird dokumentiert, wie entscheidend das jüdische Herkunftsmilieu und das jüdische soziale Umfeld ihr Leben und Wirken geprägt hat. Gemeinsam mit Emma Goldman, Milly Witkop-Rocker und anderen gehörten sie zur ersten Generation jüdischer AnarchistInnen, die für die produktive Begegnung zwischen Judentum und Anarchismus in Osteuropa verantwortlich zeichnet und diese Verbindung zwischen jüdischer Tradition und libertärer Utopie infolge millionenfacher Emigration nach Westeuropa, Palästina, Lateinamerika und in die USA transportiert hat. Ihre Texte, teilweise unter Pseudonym geschrieben, sind Bestandteil eines radikalen, gesellschaftskritischen Diskurses geblieben, der sich gegen jede Art von Herrschaft und Totalitarismus wendet. Der Diskurs, der anhand ihrer Schriften, z.B. über Formen der ‚Direkten Aktion‘, geführt wurde und wird, findet aber ohne Kenntnis der eigentlichen Geschichte und der biographischen Hintergründe der Verfasser statt. Denn bis heute sind ihre spannenden Lebensgeschichten nicht aufgearbeitet worden.

Portmann dokumentiert in seinem Buch, wie Siegfried Nacht im deutschen Sprachraum einen wesentlichen Beitrag leistete zur Bekanntmachung und Verbreitung des revolutionären Syndikalismus, inspiriert von der spanischen und französischen syndikalistischen ArbeiterInnenbewegung. Ebenso wird die damit verbundene antimilitaristische Propaganda in verschiedenen Ländern untersucht. Dabei thematisiert der Autor die Freundschaft von Siegfried Nacht mit Rudolf Rocker und dessen Einfluss auf ihn. Ebenso seine Rolle im Leben und Werk von Max Nettlau, dem er - wie auch sein Bruder Max - wichtige existentielle Hilfe leistete. Daneben wird Max Nachts Mitwirken bei der Verbreitung anarchistischer Ideen in Galizien und seine zeitweilige Arbeit im russischen Untergrund beleuchtet. Weiter geht das Buch auf den von Max Nacht in späten Jahren entwickelten skeptischen Anarchismus ein, der sich an die Ideen des libertären polnisch-russischen Revolutionärs Jan Waclav Makhaïski anlehnte. Und man kann Siegbert Wolf nur zustimmen zu seiner im Vorwort vorgenommenen Einschätzung, dass der skeptische Anarchismus von Max Nacht ein wichtiger Diskussionsbeitrag für alle diejenigen sein kann, für die es keine "heiligen Kühe" der Kritik und Selbstkritik gibt. Max Nachts bisweilen sehr polemische Beurteilung des Anarchismus, gehört trotz aller Überzeichnungen bis heute zum Besten, Ehrlichsten und Radikalsten, was aus libertärer Sich gegen den Anarchismus geschrieben wurde und zeugt von einer gewissen Hassliebe von einem, der sich längst nicht mehr als Anarchist verstand, aber im Innersten nie die Hoffnung auf eine herrschaftslose Gesellschaft aufgegeben hat.

Das Buch ist nicht zuletzt ein Versuch, sich den Beiden anhand ihrer jüdischen Identität oder Nicht-Identität zu nähern. Zweier Juden ohne Gott, die sich immer als Assimilisten betrachtet haben, die auf und in die jüdische Kultur keine große Hoffnung mehr setzten und trotzdem lebenslang im Disput mit dieser Kultur und ihren ExponentInnen standen und nie aufhörten, sich in ihrem Umfeld zu bewegen.

Als Triebfeder ihres Protestes wirkte bei Max und Siegfried Nacht das Gefühl der Empathie und das Bedürfnis, anderen zu helfen, auch hier wieder ein deutlicher Bezug zu ihrer Herkunftskultur und deren sozialen Werten. Die gesellschaftliche Verantwortung für das Wohlergehen und Lebensglück des Mitmenschen ist, ebenso wie auch bei anderen jüdischen AnarchistInnen, begründet in den lebensweltlichen Erfahrungen ihrer Abkunft, die sie gewissermaßen übertrugen in die anarchistische Sozialutopie. Die Brüder Max und Siegfried Nacht gingen dabei den Weg vieler RevolutionärInnen – nicht nur des des 20. Jahrhunderts: Angefangen vom radikalen, enthusiastischen Aufbruch und Optimismus der Jugendzeit hin zu einer abgeklärten gemäßigteren Haltung im Alter. Doch auch wenn sie der revolutionären anarchistischen Perspektiven im Alter keinen Sinn mehr abzugewinnen vermochten, so sind sie Sympathisanten der Anarchie geblieben und haben uns ihre Sehnsucht vererbt nach Freiheit, Gleichheit und dem Glück aller Menschen.

Jochen Schmück

Inhalt

Vorwort von Siegbert Wolf
Danksagung

  • Die wilden Schafe
  • Jugend zwischen altem und neuem Glauben
  • Der Doktor aus Wien
  • Der rote Doktor
  • Wie der Sozialismus ins Schtetl kam
  • Kindheit sozialistischer Rebellen
  • Der Buczaczer Arbeiterbildungsverein
  • Wiener Studienjahre
  • Wie der Anarchismus nach Buczacz kam
  • Kampf der Sozialismen im Schtetl
  • Berliner Luft und Pariser Erleuchtung
  • Die Londoner Generalstreik-Verkünder
  • Umschau nach neuen Welten
  • Ein vermeintlicher Königsmeuchler auf Nordafrikareise
  • Die beschlagnahmte Freie Welt und die erzwungene Vagabondage
  • Der Weckruf
  • Amsterdam, Paris, Zürich - Prag oder Das Leben eines Wanderredakteurs
  • Zürich in Aufruhr
  • Herumschweifende Rebellen oder Nowhere at home
  • Neue Ideologien oder Wer ist der Radikalste im Land?
  • Gewaltige Worte
  • Freund und Feind
  • (Bildseiten)
  • Vom revolutionären Syndikalismus zum Anarchosyndikalismus
  • Die Wege trennen sich
  • Die Spitzelaffäre oder Arrivederci Roma
  • Over the sea
  • Von Rocker und Roller
  • Nomade der Gedanken
  • Lebensabend im neuen Anarchismus
  • Epilog oder Das Judentum von Zweien


Anhang

  • Abkürzungen
  • Bibliographie I
  • Bibliographie II
  • Literaturverzeichnis
  • Personenregister

Über den Autor

Werner Portmann Werner Portmann, geb. 1958, Publizist, lebt in Zürich. Mitarbeit an verschiedenen Büchern zum Thema Anarchismus. Diverse Publikationen zur ArbeiterInnenbewegung und Filmgeschichte, u.a. Texte zu Carl Einstein, Oskar Maria Graf, Luigi Luccheni und Heiner Koechlin.


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