Jochen Knoblauch: Marx vs. Stirner: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | "Endlich!", möchte man ausrufen, erfährt Gustav Landauer in Deutschland etwas Aufmerksamkeit – dafür brauchte es immerhin den 100. Todestag des libertären Sozialisten. Dabei ist das Spektrum der Aktivitäten Landauers so zahlreich, wie bei kaum einen anderen politischen Aktivisten seiner Zeit. | |
− | + | Eine kleine aber feine Ausstellung im Rathaus Kreuzberg vom 28. März bis 9. Mai 2019 eröffnet eine ganze Reihe von Aktivitäten rund um den 100. Todestag Landauers am 2. Mai in Berlin. Eine Handvoll Anarchisten hatte sich Anfang 2015 mit der Gründung der "Gustav Landauer Denkmalinitiative (Berlin)" vorgenommen ein Landauer-Denkmal als einen "Denkort für Freiheit und Selbstbestimmung" zu errichten. Wie immer bei solchen Vorhaben – mal abgesehen von notorischem Geldmangel – sind die Hürden oft hoch und der Wege dahin steinig. Aber sie haben viel erreicht. | |
− | + | Für das Denkmal soll jetzt bis zum 150. Geburtstag Landauers am 7. April 2020 ein dauerhafter Standort gefunden werden. Bis dahin wurde erst mal eine Ausstellung realisiert, die professionell gemacht, einen hervorragenden Überblick über das Leben und die Aktivitäten Landuers bietet. Zu dieser Ausstellung ist zeitgleich ein kleiner Katalog erschienen, der die 24 Tafel der Ausstellung wiedergibt und z.T. um erweiterte Texte ergänzt wurde. | |
− | + | Gustav Landauer (1870-1919) gehört sicherlich nicht zu den lautesten der libertären Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, aber mit Sicherheit zu den profiliertesten. Und was wohl weniger bekannt ist, ist, dass Landauer in der Zeit von 1889-1917 – also die längste Zeit seines Lebens in Berlin tätig war. Die meisten verbinden Gustav Landauer mit seiner kurzen Zeit in München während der Räterepublik als Volksbeauftrager, der nach der Niederschlagung der Revolution durch Freikorps-Schergen nach seiner Verhaftung brutal erschlagen wurde. | |
− | + | Aber Landauer war mehr als nur ein politischer Aktivist. Er war Schriftsteller, Übersetzer, Philosoph, Redakteur, Essayist, Pazifist und Theoretiker eines libertäre Sozialismus, der aufbauend auf einen wissenschaftlichen, ethischen Anarchismus von Peter Kropotkin sich auch mit einer freiheitlichen Pädagogik beschäftigte, ebenso, wie die "Volksbühnenbewegung" unterstützte und förderte und den Genossenschaftsgedanken vorantrieb. | |
− | + | Es bedarf wahrlich dieser 24 Ausstellungstafeln, die sich thematische mit den unterschiedlichsten Gebieten beschäftigen, in den Landauer bis in unserere Zeit hinein wirkt. Autor*innen unterschiedlicher Provinence haben sich hier zusammengefunden und die – zugegeben etwas textlastigen Tafeln – zu erstellen, was die Ausstellung sehr reizvoll macht und dokumentiert, dass ein anarchistisches Thema auch über die eigene Szene hinaus von Interessen sein kann. Hierfür gebührt der Denkmalinitiative ein großes Lob, denn oftmals ist selbst innerhalb der libertäre Szene es nicht einfach alle wichtigen Menschen in ein Projekt zu vereinen. | |
− | + | Einen kleinen Wermutstropfen hätte ich aber noch – selbst wenn der nicht schwerwiegend ist: Ich hätte mir einen von der Aufmachung her schöneren Katalog gewünscht, vielleicht in Zusammenarbeit mit einem Verlag, der mehr Möglichkeiten gehabt hätte ein äußeres Erscheinungsbild besser zu realisieren. Aber: Der Katalog selbst ist natürlich auch ein Ausdruck der beschränkten finanziellen Möglichkeiten, die die Denkmalsinitiative hat, und dafür ist er gut gelungen. Die Hoffnung, dass es in Berlin ein Denkmal für die libertäre Idee gibt erscheint realistisch und ist längst überfällig. Und dafür gebührt der beharrlichen Initiave der größte Respekt und Dank. | |
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Version vom 28. April 2019, 18:37 Uhr
Die DadA-Buchempfehlung
Buchcover: | |
Autor/en: | Jochen Knoblauch |
Titel: | Marx vs. Stirner |
Untertitel: | Oder: Ein Versuch über dieses & jenes |
Verlag: | Verlag Edition AV |
Erscheinungsort: | Lich |
Erscheinungsjahr: | 2014 |
Umfang, Aufmachung: | 96 Seiten, Broschur. |
ISBN: | (ISBN-13:) 978‐3868411201 |
Preis: | 14,80 EUR |
Direktkauf: | bei aLibro, der Autorenbuchhandlung des DadAWeb |
Besprechung
Gustav Landauer zu Ehren
"Endlich!", möchte man ausrufen, erfährt Gustav Landauer in Deutschland etwas Aufmerksamkeit – dafür brauchte es immerhin den 100. Todestag des libertären Sozialisten. Dabei ist das Spektrum der Aktivitäten Landauers so zahlreich, wie bei kaum einen anderen politischen Aktivisten seiner Zeit.
Eine kleine aber feine Ausstellung im Rathaus Kreuzberg vom 28. März bis 9. Mai 2019 eröffnet eine ganze Reihe von Aktivitäten rund um den 100. Todestag Landauers am 2. Mai in Berlin. Eine Handvoll Anarchisten hatte sich Anfang 2015 mit der Gründung der "Gustav Landauer Denkmalinitiative (Berlin)" vorgenommen ein Landauer-Denkmal als einen "Denkort für Freiheit und Selbstbestimmung" zu errichten. Wie immer bei solchen Vorhaben – mal abgesehen von notorischem Geldmangel – sind die Hürden oft hoch und der Wege dahin steinig. Aber sie haben viel erreicht.
Für das Denkmal soll jetzt bis zum 150. Geburtstag Landauers am 7. April 2020 ein dauerhafter Standort gefunden werden. Bis dahin wurde erst mal eine Ausstellung realisiert, die professionell gemacht, einen hervorragenden Überblick über das Leben und die Aktivitäten Landuers bietet. Zu dieser Ausstellung ist zeitgleich ein kleiner Katalog erschienen, der die 24 Tafel der Ausstellung wiedergibt und z.T. um erweiterte Texte ergänzt wurde.
Gustav Landauer (1870-1919) gehört sicherlich nicht zu den lautesten der libertären Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, aber mit Sicherheit zu den profiliertesten. Und was wohl weniger bekannt ist, ist, dass Landauer in der Zeit von 1889-1917 – also die längste Zeit seines Lebens in Berlin tätig war. Die meisten verbinden Gustav Landauer mit seiner kurzen Zeit in München während der Räterepublik als Volksbeauftrager, der nach der Niederschlagung der Revolution durch Freikorps-Schergen nach seiner Verhaftung brutal erschlagen wurde.
Aber Landauer war mehr als nur ein politischer Aktivist. Er war Schriftsteller, Übersetzer, Philosoph, Redakteur, Essayist, Pazifist und Theoretiker eines libertäre Sozialismus, der aufbauend auf einen wissenschaftlichen, ethischen Anarchismus von Peter Kropotkin sich auch mit einer freiheitlichen Pädagogik beschäftigte, ebenso, wie die "Volksbühnenbewegung" unterstützte und förderte und den Genossenschaftsgedanken vorantrieb.
Es bedarf wahrlich dieser 24 Ausstellungstafeln, die sich thematische mit den unterschiedlichsten Gebieten beschäftigen, in den Landauer bis in unserere Zeit hinein wirkt. Autor*innen unterschiedlicher Provinence haben sich hier zusammengefunden und die – zugegeben etwas textlastigen Tafeln – zu erstellen, was die Ausstellung sehr reizvoll macht und dokumentiert, dass ein anarchistisches Thema auch über die eigene Szene hinaus von Interessen sein kann. Hierfür gebührt der Denkmalinitiative ein großes Lob, denn oftmals ist selbst innerhalb der libertäre Szene es nicht einfach alle wichtigen Menschen in ein Projekt zu vereinen.
Einen kleinen Wermutstropfen hätte ich aber noch – selbst wenn der nicht schwerwiegend ist: Ich hätte mir einen von der Aufmachung her schöneren Katalog gewünscht, vielleicht in Zusammenarbeit mit einem Verlag, der mehr Möglichkeiten gehabt hätte ein äußeres Erscheinungsbild besser zu realisieren. Aber: Der Katalog selbst ist natürlich auch ein Ausdruck der beschränkten finanziellen Möglichkeiten, die die Denkmalsinitiative hat, und dafür ist er gut gelungen. Die Hoffnung, dass es in Berlin ein Denkmal für die libertäre Idee gibt erscheint realistisch und ist längst überfällig. Und dafür gebührt der beharrlichen Initiave der größte Respekt und Dank.
Jochen Knoblauch
INHALT
Teil 1: Die Alten
- Einleitung (I)
- Vorab (II)
- Schneeballschlacht (III)
- Zur Rezeptionsgeschichte von Stirners "Einzigen" und Marx/Engels' "Die deutsche Ideologie"
- Marx / Engels und ihre Apologeten (Eine Auswahl)
- Noch was literarisch-künstlerisches
- (Vorläufige) Schlußbetrachtung
Teil 2: Die Jungen
- Schöne Aussichten hier
- Über das geniale Scheitern
- Vom Schluss zum Schulterschluss
- Nachtrag
- John Henry Mackay, An Max Stirner. Ein Gedicht
Anhang
Abbildungsnachweis