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Wolf-Dieter Narr - Gedenkseite: Unterschied zwischen den Versionen

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„Wissen Sie, was ich an Ihnen mag? - Sie sind Anarchist und ich bin es auch.“ So lauteten die Worte Narrs am Ende seiner Sprechstunde, in der er sich bereit erklärte, meine Dissertation zu betreuen. Für mich war Wolf-Dieter Narr neben Andreas Graf einer meiner geistigen Mentoren. Für mich gehörte er zu den wenigen Menschen, die ich als Wissenschaftler, Intellektuellen, Aktivisten und Mensch gleichsam sehr schätzte. Er war für mich und viele andere ein Doktorvater, der keine Schüler*innen heranzog, sondern uns ermunterte, im Kant‘schen Sinne sich des eigenen Verstandes zu bedienen und unsere eigene Forschungsrichtung einzuschlagen. Mein Forschungsthema, was für manche Kritik im Umfeld sorgte, verteidigte er gegen jeden Angriff von aussen und schuf mir persönlich damit einen Freiraum, der mir erlaubte, mich geistig zu entwickeln bzw. weiterzuentwickeln.
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In Erinnerung ist mir auch seine Aufforderung geblieben, die er im Vorfeld der Verteidigung meiner Doktorarbeit in Bezug auf meinen Plan nach Paris zu gehen an mich richtete - „Tun Sie etwas gegen den Rassismus dort!“ Er selber war nie jemand der nur redete, sondern er lebte es uns vor – durch seine eigenen Taten. Die Aktivitäten, an denen er beteiligt war, sind zahlreich – und es geschah bei ihm nie, um sich zu profilieren, sondern aus einem ethischen Anspruch heraus. Von daher denke ich, dass die folgenden Worte aus Erich Mühsams Gedicht Der Tote sehr gut auf Wolf-Dieter Narr passen und in seinem Sinne wären:
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„Wollt ihr denen Gutes tun, 
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Maurice Schuhmann, Berlin

Version vom 17. Oktober 2019, 07:36 Uhr

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Wolf-Dieter Narr (1937-2019)

Wolf-Dieter Narr ist tot

Am 12. Dezember 2019 ist unser Freund, der libertäre Politikwissenschaftler Wolf-Dieter Narr, im Alter von 82 Jahren in Berlin gestorben. Wer seine Erinnerungen an Dieter mit uns teilen möchte, kann sie auf der Diskussions-Seite veröffentlichen. Wir übernehmen dann die Texte hier auf die Wolf-Dieter Narr - Gedenkseite.

Falls jemand Probleme mit dem Schreiben auf der Diskussions-Seite haben sollte, der kann uns seinen Text und gerne auch Fotos zur Veröffentlichung auf der Gedenkseite per E-Mail schicken an: redaktion@dadaweb.de.

Jochen Schmück
Redaktion DadAWeb.de


Reaktionen, Nachrufe und Erinnerungen

Nachruf auf Wolf-Dieter Narr

„Wissen Sie, was ich an Ihnen mag? - Sie sind Anarchist und ich bin es auch.“ So lauteten die Worte Narrs am Ende seiner Sprechstunde, in der er sich bereit erklärte, meine Dissertation zu betreuen. Für mich war Wolf-Dieter Narr neben Andreas Graf einer meiner geistigen Mentoren. Für mich gehörte er zu den wenigen Menschen, die ich als Wissenschaftler, Intellektuellen, Aktivisten und Mensch gleichsam sehr schätzte. Er war für mich und viele andere ein Doktorvater, der keine Schüler*innen heranzog, sondern uns ermunterte, im Kant‘schen Sinne sich des eigenen Verstandes zu bedienen und unsere eigene Forschungsrichtung einzuschlagen. Mein Forschungsthema, was für manche Kritik im Umfeld sorgte, verteidigte er gegen jeden Angriff von aussen und schuf mir persönlich damit einen Freiraum, der mir erlaubte, mich geistig zu entwickeln bzw. weiterzuentwickeln.

In Erinnerung ist mir auch seine Aufforderung geblieben, die er im Vorfeld der Verteidigung meiner Doktorarbeit in Bezug auf meinen Plan nach Paris zu gehen an mich richtete - „Tun Sie etwas gegen den Rassismus dort!“ Er selber war nie jemand der nur redete, sondern er lebte es uns vor – durch seine eigenen Taten. Die Aktivitäten, an denen er beteiligt war, sind zahlreich – und es geschah bei ihm nie, um sich zu profilieren, sondern aus einem ethischen Anspruch heraus. Von daher denke ich, dass die folgenden Worte aus Erich Mühsams Gedicht Der Tote sehr gut auf Wolf-Dieter Narr passen und in seinem Sinne wären:

„Wollt ihr denen Gutes tun, 
die der Tod getroffen, 
Menschen, laßt die Toten ruhn 
und erfüllt ihr Hoffen!“

Maurice Schuhmann, Berlin