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Version vom 9. August 2006, 11:16 Uhr

DadA - Gelbe Seiten, Abteilung: Buchverlage

Datei:Lsr-logo.gif
LSR Verlag
Inhaber/Verleger: Bernd A. Laska
Gründungsjahr: 1985
Ort: Nürnberg
Anschrift: Postfach 3002
D-90014 Nürnberg
Telefon: 0911-401661
Telefax: 0911-592080
eMail: bestellung@lsr-projekt.de
Website: www.lsr-projekt.de/verlag.html
Auslieferung: Selbstauslieferung, Libri, KNV (teilw.)

Selbstdarstellung

Der Name des LSR-Verlags ist zugleich Chiffre für sein Programm. Er ist aus den Anfangsbuchstaben der Namen La Mettrie bzw. Lamettrie, Stirner und Reich gebildet. Im LSR-Verlag erscheinen nur Schriften, die entweder von diesen Autoren verfasst worden sind oder die Werke dieser Autoren und deren Interpretationen und Wirkungen zum Thema haben. Der Zweck dieser Konzentration auf L/S/R und ihr Bezug zum "Anarchismus" wird nachfolgend in thesenhafter Form skizziert.

Julien Offray de La Mettrie (1709-1751) ist bekannt als Verfasser des Buches "L'homme machine" (1748); er wird in den meisten Darstellungen der Philosophiegeschichte als der radikalste Vertreter eines kruden mechanistischen Materialismus genannt.

Max Stirner (1806-1856) ist bekannt als Verfasser des Buches "Der Einzige und sein Eigentum" (1845); er wird meist als der radikalste Individualist, Anarchist, Nihilist o.ä. bezeichnet.

Wilhelm Reich (1897-1957) ist nacheinander unter zwei Aspekten bekannt geworden: zuerst, im Vorfeld der "68er" Studentenbewegung, als der radikalste Psychoanalytiker und Verkünder der "sexuellen Revolution"; dann, im Zeichen des sog. New Age, als "Vater der körperorientierten Psychotherapien" und als "Entdecker des Orgons".

Diese Klassifizierungen von L/S/R als extremistische, überspannte, vor allem aber philosophisch substanzlose und deshalb marginal gebliebene Figuren der neuzeitlichen Geistesgeschichte sind Stereotype, die sich über lange Zeiten hinweg verfestigt haben und daher ausserordentlich schwer zu erschüttern sind. Dies liegt vordergründig betrachtet daran, dass die Notwendigkeit einer differenzierteren Sicht ihrer Werke nicht gesehen wird. Der skeptische Betrachter allerdings, der die Geschichte der Aufklärung reflektiert hat und den proklamierten Ausgang des Menschen aus der Unmündigkeit noch nirgendwo erblickt, wird folgende These nicht von vornherein abweisen: Jene Stereotype waren in jedem Fall Resultat der Abwehr radikaler, das Verständnis von Aufklärung, Mündigkeit (etc.) betreffender Kerngedanken der äusserlich so verschiedenen Werke von L/S/R, die, einmal freigelegt, erstaunliche Ähnlichkeiten aufweisen.

L/S/R sind im Kontext der drei radikaleren Phasen aufklärerischen Denkens zu sehen, für die repräsentativ die Namen Diderot, Marx und Freud (D/M/F) stehen. Von diesen Aufklärern D/M/F wurden die Aufklärer L/S/R jeweils als ärgste philosophische Feinde betrachtet. Sie haben sie deshalb erbittert bekämpft, aber nicht argumentativ und öffentlich, wie es ihrem hochgehaltenen Ethos entsprochen hätte, sondern mittels Intrige, Diffamierung und Totschweigen. So gelang es ihnen, L/S/R für ihre jeweilige Epoche zu Unpersonen zu machen. Als spätere Generationen L/S/R wieder wahrnahmen, hatte sich, eben durch das Wirken von D/M/F et al., eine realpolitische Aufklärung historisch etabliert und eine Situation geschaffen, in der es offenbar sehr schwer war, die konsequente Aufklärung von L/S/R als solche überhaupt zu erkennen, geschweige denn, sie zu einem aktuellen theoretischen Entwurf zu transformieren. L/S/R wurden nicht mehr als einst von D/M/F gefürchtete Gegner erkannt, sondern nur noch als unbedeutende Figuren in deren Umkreis.

L/S/R sind jedoch, nach gezielter Aufbereitung ihrer Werke und Auswertung von deren Rezeptionen, als geistesgeschichtliche Schlüsselfiguren zu betrachten, die zum einen ein Verständnis der Degeneration und Stagnation der aufklärerischen Bewegung ermöglichen, die zum anderen aber, trotz der "historischen Erfahrungen unseres Jahrhunderts", nicht auf die resignative Hinnahme einer ewigen conditio humana und des derzeitigen Gesellschaftssystems als the end of history verweisen.

Hier wird die Verbindung zum Thema des Anarchismus erkennbar, die sachlich durchaus besteht, wenngleich L und R im historischen Anarchismus keine Rolle spielten und S von den massgeblichen Theoretikern des Anarchismus (Proudhon, Bakunin, Kropotkin et al.) keineswegs als Vorfahr angesehen, sondern auf die gleiche Weise bekämpft wurde wie von Marx (durch Totschweigen) während die wenigen "individualistischen Anarchisten", die sich nominell auf S beriefen, den Kern seiner Lehre nicht wahrnahmen.

Aufklärer und Anarchisten aller Schattierungen haben sich stets gescheut, das entscheidende Problem der Konzeption des mündigen, des autonomen Menschen wirklich konsequent in Angriff zu nehmen. Aus vielerlei Gründen postulierte man meist eine Freiheitssehnsucht des Menschen, ohne dessen Jahrtausende alten Hang zur servitude volontaire (so 1577 der LSR-Vorläufer La Boëtie) oder Knechtseligkeit gründlich zu untersuchen, ja, man machte L/S/R im Grunde deshalb zu Unpersonen, weil sie eben darauf insistierten und damit vermeintlich greifbaren praktischen Erfolgen im Wege standen. Offenbar erst heute, wo dem kritischen Betrachter viele Siege der auf rasche politische Durchsetzung reflektierenden Aufklärung (D/M/F) als Pyrrhussiege erscheinen müssen und der Anarchismus als politische Kraft längst erloschen ist, scheint die Zeit reif zu sein, L/S/R -- nicht zu rehabilitieren, das wäre müssig, sondern -- als diejenigen Denker zu entdecken, mit deren Hilfe ein tieferes Verständnis des Vergangenen zu gewinnen und die paralysierte Aufklärung zu reanimieren wäre. Dieses Ziel wird mittels des LSR-Projekts zu erreichen versucht.


Aktuelle Neuerscheinung

Abbildung des Buchcovers und Kurzbeschreibung, maximal 8 Zeilen'


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