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+ | Die Schrift von Wilhelm Marr ist vermutlich der erste anarchistische Propagandaschrift, die im deutschsprachigen Raum erschienen ist. Neben Michail Bakunin, Karl Grün, Moses Hess und Karl Vogt gehörte Marr zu denjenigen, die in Deutschland schon relativ früh die Ideen Proudhons rezipiert hatten. Sein Anarchieverständnis hat er in "Anarchie oder Autorität?" (S. 128) wie folgt beschrieben: "Daß die Monarchie . . . nicht bestehen kann, ergibt sich von selbst. Die Polyarchie, welche sich im reinen Repräsentativsystem ausspricht, ist ebenfalls durch Theorie und Geschichte vor dem Richterstuhl der Individualität verurteilt. Seinen wahren Ausdruck findet der Individualismus erst in der Omniarchie, welche gerade dadurch, daß sie die Herrschaft aller ernst nimmt, die Herrschaft des oder der einzelnen unnötig macht - Anarchie wird." In späteren Jahren, d.h. im Verlauf der Reaktionsperiode, trennte sich Marr von seinen einstigen anarchistischen Jugendidealen und erlangte in den siebziger Jahren schließlich eine unrühmliche Bekanntheit als antisemitischer Agitator. Zenker zufolge hat sich Marr Anfang der 90er Jahre vom Antisemitismus wieder distanziert "und als verbitterter, zurückgezogener Mann in Hamburg die schlotterenden Sympathien seines Greisenalters wieder den anarchistischen Idealen seiner Jugend zugewandt". (Zenker: Der Anarchismus, Kritische Geschichte der anarchistischen Theorie, Jena 1895 (Reprint Berlin 1979), S. 91). Zur Rolle von Wilhelm Marr als Vertreter des frühen Anarchismus in Deutschland siehe Adler: Geschichte der ersten sozialpolitischen Arbeiterbewegung in Deutschland mit besonderer Rücksicht auf die einwirkenden Theorien. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der sozialen Frage, Breslau 1885 (Reprint Frankfurt a.M. 1968), S. 47-63; Nettlau: Geschichte der Anarchie, Bd. I, S. 161f. sowie J. Langhard: Die anarchistische Bewegung in der Schweiz. Von ihren Anfängen bis zur Gegenwart und die internationalen Führer, Berlin 1903 [Reprint Glashütten i. Taunus 1975], S. 1ff. | ||
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+ | Zu seiner Rolle als Vertreter des frühen Anarchismus in Deutschland siehe Adler: Geschichte der ersten sozialpolitischen Arbeiterbewegung in Deutschland, S. 47-63; Nettlau: Geschichte der Anarchie, Bd. I, S. 161f. sowie J. Langhard: Die anarchistische Bewegung in der Schweiz. Von ihren Anfängen bis zur Gegenwart und die internationalen Führer, Berlin 1903 [Reprint Glashütten i. Taunus 1975], S. 1ff. |
Version vom 2. November 2006, 11:57 Uhr
Lexikon der Anarchie: Personen
Reserviert zur Bearbeitung durch Jochen Schmück
Rohmaterial
Der aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie stammende Wilhelm Marr (1819-1909), hatte sich 1843 dem "Jungen Deutschland" in der Schweiz angeschlossen und entwickelte sich dort bald zu dessen radikalstem Wortführer. Neben Michail Bakunin, Karl Grün, Moses Hess und Karl Vogt gehört Marr zu denjenigen, die in Deutschland schon relativ früh einen direkten Einfluß der Ideen Proudhons erkennen lassen.
Primärliteratur
Marr, Wilhelm Anarchie oder Autorität ?. - Hamburg, 1852
DadA-L ABSTRACT: Die Schrift von Wilhelm Marr ist vermutlich der erste anarchistische Propagandaschrift, die im deutschsprachigen Raum erschienen ist. Neben Michail Bakunin, Karl Grün, Moses Hess und Karl Vogt gehörte Marr zu denjenigen, die in Deutschland schon relativ früh die Ideen Proudhons rezipiert hatten. Sein Anarchieverständnis hat er in "Anarchie oder Autorität?" (S. 128) wie folgt beschrieben: "Daß die Monarchie . . . nicht bestehen kann, ergibt sich von selbst. Die Polyarchie, welche sich im reinen Repräsentativsystem ausspricht, ist ebenfalls durch Theorie und Geschichte vor dem Richterstuhl der Individualität verurteilt. Seinen wahren Ausdruck findet der Individualismus erst in der Omniarchie, welche gerade dadurch, daß sie die Herrschaft aller ernst nimmt, die Herrschaft des oder der einzelnen unnötig macht - Anarchie wird." In späteren Jahren, d.h. im Verlauf der Reaktionsperiode, trennte sich Marr von seinen einstigen anarchistischen Jugendidealen und erlangte in den siebziger Jahren schließlich eine unrühmliche Bekanntheit als antisemitischer Agitator. Zenker zufolge hat sich Marr Anfang der 90er Jahre vom Antisemitismus wieder distanziert "und als verbitterter, zurückgezogener Mann in Hamburg die schlotterenden Sympathien seines Greisenalters wieder den anarchistischen Idealen seiner Jugend zugewandt". (Zenker: Der Anarchismus, Kritische Geschichte der anarchistischen Theorie, Jena 1895 (Reprint Berlin 1979), S. 91). Zur Rolle von Wilhelm Marr als Vertreter des frühen Anarchismus in Deutschland siehe Adler: Geschichte der ersten sozialpolitischen Arbeiterbewegung in Deutschland mit besonderer Rücksicht auf die einwirkenden Theorien. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der sozialen Frage, Breslau 1885 (Reprint Frankfurt a.M. 1968), S. 47-63; Nettlau: Geschichte der Anarchie, Bd. I, S. 161f. sowie J. Langhard: Die anarchistische Bewegung in der Schweiz. Von ihren Anfängen bis zur Gegenwart und die internationalen Führer, Berlin 1903 [Reprint Glashütten i. Taunus 1975], S. 1ff. [Bearb.: js]
Literatur von Marr
(Standortangaben in Berlin nach Gesamtkatalog):
Sekundärliteratur
Zu seiner Rolle als Vertreter des frühen Anarchismus in Deutschland siehe Adler: Geschichte der ersten sozialpolitischen Arbeiterbewegung in Deutschland, S. 47-63; Nettlau: Geschichte der Anarchie, Bd. I, S. 161f. sowie J. Langhard: Die anarchistische Bewegung in der Schweiz. Von ihren Anfängen bis zur Gegenwart und die internationalen Führer, Berlin 1903 [Reprint Glashütten i. Taunus 1975], S. 1ff.