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Diskussion:Bernd Kramer - Gedenkseite: Unterschied zwischen den Versionen

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Habe die beiden leider nie persönlich kennengelernt ,aber die Bücher und die Orte wo man sie findet waren eine rettung.zu dem sind sie für mich die schönst gestalteten innen und außen.krieg immer noch ein Adrenalin schub ,wenn ich eines auf dem Trödel sehe.
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Erinnerungen an Karin und Bernd Kramer
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„Zu aller erst kommt die Freiheit.........“
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Immer ein Buch in der linken Jacketttasche, die gekrümmte Pfeife in der Hand und einen treffenden ironischen Zwischenruf , der plötzlich wieder alle wach machte....
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So habe ich Bernd Kramer im März 1970 kennengelernt.
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Das war an einem Samstag Mittag auf dem wöchentlichen Treffen aller libertären  Leute West-Berlins im damaligen „Republikanischen Club“, („RC“), Wielandstrasse.
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Unterschiedlichste Fraktionen waren dort:
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Alt-Anarchos aus Friedenau, die noch die Verfolgung durch die SED vor 1961 mitgemacht hatten,
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In der folgenden Zeit formierte sich eine „Schwarze Zelle Neukölln“, der auch Bernd angehörte.
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Oft schaute ich bei ihm zuhause in der Bruno-Bauer-Str. rein und lernte auch seine großartige Frau Karin kennen.
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Bernd´s Wissen um die Theorie und Geschichte der libertären Bewegung war enorm. Das Besondere an ihm war, dass er ohne Scheuklappen vor den Augen, Fehler auch in den eigenen Reihen aufdecken konnte.
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So war z.B. sein Kommentar auf die neu entstehende „RAF“ : „das sind Leninisten mit Knarre“ (wie wahr!).
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Für die damals so häufigen „Wortradikalisten“ hatte er viel Spott übrig und den sich damals abzeichnenden Sprung vieler Mitstreiter in die Illegalität, hielt er für falsch.
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Er stand mit beiden Füßen auf dem Boden der Realität und es mangelte ihn schon damals nicht an Lebensweisheit, die mir später so manches mal geholfen hatte. Auch für persönliche Probleme hatte er immer ein offenes Ohr.
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Einfach köstlich war seine Ironie und sein wohl angeborener rheinischer Humor, der ihn so liebenswert machte.
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Die französischen Anarcho-Satireblätter „Hara-Kiri“ und „Charlie Hebdo“ lernte ich auch durch Bernd Anfang der 70er kennen. Wie wohl heute sein Kommentar zu den islam-faschistischen Morden auf die Redakteure ausgefallen wäre?
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Vielleicht: „Die Solidarität der hiesigen Autonomen auf die Pariser Opfer beschränkte sich auf das revolutionäre Zukleben der Eingangsschlösser am Tempelhofer Feld mittels Sekundenkleber“.
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Lange Zeit verloren wir uns aus den Augen. Erst vor einigen Jahren trafen wir uns in seiner Stammkneipe „Zum goldenen Hahn“ und lästerten furchtbar über die Grünen, die Inkarnation des Kleinbürgertums, ab. Leider verpasste ich weitere Treffen mit ihm...
  
==Vielen Dank für alles!==
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Karin und Bernd, Ihr werdet mir und vielen Leuten fehlen. Danke für Eure Freundschaft!
Als ich als junge*r Punker*in meinen Zivildienst in einer pädagogischen Einrichtung leisten musste, lernte ich die Familie Kramer kennen. Erst später erfuhr ich, dass sie einen anarchistischen Verlag betrieben. So lernte ich die Idee des Anarchismus immer besser und besser kennen. Auch heute noch, 10 Jahre später, versuche ich in meiner pädagogischen Arbeit die Grundsätze des Anarchismus umzusetzen. Selbst- und Mitbestimmung, Mitgestaltung, Toleranz und die Freiheit Nein zu sagen steht bei mir vor Fachwissen, Fakten und Ellbogenmentalität. Danke für all die gute Literatur, auf die ich nur durch euch gestoßen bin.
 
  
Für den Anarchismus!
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Peter                                                                                            Berlin, 12.01.2015

Aktuelle Version vom 12. Januar 2015, 23:58 Uhr

Wer seine Erinnerungen an Bernd Kramer mit uns teilen möchte, kann sie hier auf der Diskussions-Seite veröffentlichen. Wir übernehmen dann Deinen Text auf die eigentliche Bernd-Kramer-Gedenkseite.

Falls jemand Probleme mit dem Schreiben auf dieser Seite haben sollte, der kann uns seinen Text und gerne auch Fotos zur Veröffentlichung auf der Gedenkseite per E-Mail schicken an: redaktion@dadaweb.de.

Jochen Schmück Redaktion DadAWeb.de



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Anonyme Beiträge[Bearbeiten]

Habe die beiden leider nie persönlich kennengelernt ,aber die Bücher und die Orte wo man sie findet waren eine rettung.zu dem sind sie für mich die schönst gestalteten innen und außen.krieg immer noch ein Adrenalin schub ,wenn ich eines auf dem Trödel sehe. Ladengold



Erinnerungen an Karin und Bernd Kramer

Leider habe ich erst kürzlich davon erfahren, dass Karin und Bernd innerhalb kürzester Zeit im vergangenen Jahr 2014 verstorben sind.

„Zu aller erst kommt die Freiheit.........“

Immer ein Buch in der linken Jacketttasche, die gekrümmte Pfeife in der Hand und einen treffenden ironischen Zwischenruf , der plötzlich wieder alle wach machte....

So habe ich Bernd Kramer im März 1970 kennengelernt.

Das war an einem Samstag Mittag auf dem wöchentlichen Treffen aller libertären Leute West-Berlins im damaligen „Republikanischen Club“, („RC“), Wielandstrasse.

Unterschiedlichste Fraktionen waren dort:

Alt-Anarchos aus Friedenau, die noch die Verfolgung durch die SED vor 1961 mitgemacht hatten,

Feministische „Panther“ Gruppen Haschrebellen um Georg von Rauch, Rex, Hella Maher, Bär, etc. Anarchos aus Spandau Leute um den damaligen Drucker und Verleger Peter Paul Zahl und einige Leute aus Neukölln/Kreuzberg, darunter auch Bernd.

In der folgenden Zeit formierte sich eine „Schwarze Zelle Neukölln“, der auch Bernd angehörte.

Oft schaute ich bei ihm zuhause in der Bruno-Bauer-Str. rein und lernte auch seine großartige Frau Karin kennen.

Bernd´s Wissen um die Theorie und Geschichte der libertären Bewegung war enorm. Das Besondere an ihm war, dass er ohne Scheuklappen vor den Augen, Fehler auch in den eigenen Reihen aufdecken konnte.

So war z.B. sein Kommentar auf die neu entstehende „RAF“ : „das sind Leninisten mit Knarre“ (wie wahr!). Für die damals so häufigen „Wortradikalisten“ hatte er viel Spott übrig und den sich damals abzeichnenden Sprung vieler Mitstreiter in die Illegalität, hielt er für falsch.

Er stand mit beiden Füßen auf dem Boden der Realität und es mangelte ihn schon damals nicht an Lebensweisheit, die mir später so manches mal geholfen hatte. Auch für persönliche Probleme hatte er immer ein offenes Ohr.

Einfach köstlich war seine Ironie und sein wohl angeborener rheinischer Humor, der ihn so liebenswert machte.

Die französischen Anarcho-Satireblätter „Hara-Kiri“ und „Charlie Hebdo“ lernte ich auch durch Bernd Anfang der 70er kennen. Wie wohl heute sein Kommentar zu den islam-faschistischen Morden auf die Redakteure ausgefallen wäre?

Vielleicht: „Die Solidarität der hiesigen Autonomen auf die Pariser Opfer beschränkte sich auf das revolutionäre Zukleben der Eingangsschlösser am Tempelhofer Feld mittels Sekundenkleber“.

Lange Zeit verloren wir uns aus den Augen. Erst vor einigen Jahren trafen wir uns in seiner Stammkneipe „Zum goldenen Hahn“ und lästerten furchtbar über die Grünen, die Inkarnation des Kleinbürgertums, ab. Leider verpasste ich weitere Treffen mit ihm...

Karin und Bernd, Ihr werdet mir und vielen Leuten fehlen. Danke für Eure Freundschaft!

Peter Berlin, 12.01.2015