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Günter Freitag Gedenkseite: Unterschied zwischen den Versionen

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(Du hattest noch einiges machen wollen – Günther Freitag zum Gedenken)
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Version vom 19. September 2010, 20:22 Uhr

Wer die Erinnerung an ihn mit uns teilen möchte, kann dies gerne hier auf der für Günther Freitag eingerichteten Gedenkseite tun. Hierfür bitte Deinen Text auf der frei zugänglichen Diskussionsseite einstellen, wir übernehmen ihn dann hier auf die Hauptseite.

Danke, --Jochen_S 14:59, 17. Sep. 2010 (UTC)


Du hattest noch einiges machen wollen – Günther Freitag zum Gedenken

„Tja Günther, jetzt bist Du im Nirwana. Ein wenig länger hättest Du noch leben wollen und sollen, obwohl Dir schon lange klar war, wie fragil Deine Gesundheit geworden ist. Und die letzten Male, die wir uns getroffen haben, sahst Du schon sehr angeschlagen aus. Aber die 80+ hättest Du schon noch hinbekommen, wenn es zum Schluss nicht so blöd gelaufen wäre. So wird dann aus unserem gemeinsamen Besuch der Buchmesse in Frankfurt nichts mehr, und auch nichts aus einem Besuch bei Horst Stowasser, der ja noch vor Dir gestorben ist, was Dich sehr getroffen hat, da Du ihn noch kurz vor seinem Tod bei der Erich-Mühsam-Gesellschaft und danach in Hamburg getroffen hast“.

Ich habe Günther Freitag 1972 kennen gelernt. Vermutlich war ich damals durch Uwe Timm in Kontakt mit ihm gekommen. Aus heutiger Sicht eines Mit-Fünfzigers waren beide, wie auch ihr Freund Gerd Bommer, damals noch relativ junge Spunde, Anfang 40, aber für uns waren es Alt-Anarchisten. Sie wurden nur noch getoppt durch die Steinalt-Anarchisten Kurt Bommer, Otto Reimers, Robert Stahl und, aus einer etwas anderen Szene Hans Spaltenstein, die ich wohl im gleichen Jahr kennen lernte.

Günther gehörte zu den leiseren, feingeistigeren, der mehr von Gustav Landauer sprach als von der Revolution. Er war nicht der große, nach außen gekehrte Aktivist aber vielfältig engagiert. Er schrieb keine Bücher, aber immer wieder mal kleine Texte. Er war nicht der große Intellektuelle, aber konnte auf seine Art sehr scharf analysieren und warnte mich ab und zu, nicht in eine falsche Richtung zu denken, sondern immer die Menschen und ihre Sorgen und Leiden im Mittelpunkt zu sehen.

Aber Günther hatte nicht nur Interesse am Engagement, wir haben auch viele Abende einfach nur über Literatur, vor allem Arno Schmidt und die Bücher, die Arno Schmidt und wir liebten, gesprochen. Er war es, der mich, als ich in Afrika gearbeitet habe, zum Lesen von Arno Schmidt animierte. Und so saß ich 6.000 km von Hamburg entfernt im Busch und habe die achtbändige Haffmans-Ausgabe von Arno Schmidt gelesen. Bei Günther, der selber noch Arno Schmidt über seinen Freund Willi Freise kennen gelernt hatte, ging die Leidenschaft für Schmidt aber viel weiter als bei mir. Er hatte den "Bargfelder Boten" seit Beginn abonniert und folgte geistig und literarisch immer den Spuren Schmidts.

Günther hatte aber auch einen Sinn für die Natur. In den 1980er Jahren kauften er und seine bereits 2005 verstorbene Frau Ellen, in Kittlitz an der Grenze zur DDR, eine kleine Ferienwohnung, wo wir Spaziergänge machten und uns über die Schönheiten der Natur unterhielten. In dieser Wohnung ist er trotz seiner Krankheit, die ihn an die Dialyse fesselte, immer wieder gewesen.

Günther war ein Mensch, der wohl nicht häufig in anarchistischen Geschichtsbüchern auftauchen wird, der aber über Jahrzehnte ein aufrechter Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit gewesen ist, und der immer ohne Wenn und Aber Anarchist blieb, was er so nett aussprach („Anarschist“).

Ich habe in den vielen Gesprächen, ob bei ihm in der Wohnung, in Kittlitz oder im Uni-Viertel von Hamburg, wo wir gerne zusammen ein Bier trinken gingen, viel gelernt. Er war immer ein interessanter Gesprächspartner, ob über die Geschichte des Anarchismus in Hamburg, Erich Mühsam oder Gustav Landauer, aber auch Arno Schmidt und Literatur. Da sein Vater auch schon Anarchist war, reichte sein Gedächtnis weit in die Geschichte der Bewegung zurück.

Leider habe ich mir trotz der vielen Gespräche mit ihm nie irgendwas aufgeschrieben, da ich kein Biograph bin, und gepaart mit meinem nicht besonders guten Gedächtnis kann ich leider viele der Geschichten, ob über das Auftreten von Ernst Thälmann in einer Kneipe in Hamburg oder die FAUD, nicht mehr viel verlässlich erzählen.

Deswegen höre ich jetzt auch auf und kann nur betonen, wie glücklich und stolz ich bin, Günther als Freund gehabt zu haben.

Stephan Krall, Kronberg im Taunus