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Gustav Landauer: Internationalismus: Unterschied zwischen den Versionen

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| Autor/en: || Gustav Landauer
 
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| Erscheinungsjahr: || 2008
 
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| Umfang, Aufmachung: || Originalausgabe. Broschur. 130 Seiten.  
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| Umfang, Aufmachung: || Originalausgabe. Broschur. 342 Seiten.  
 
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| ISBN: || (ISBN-13:) 978-3-936049-96-1
 
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| Preis: || 17,00 EUR
 
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| Direktkauf: || bei [https://www.alibro.de/Philosophie/Theorie/Anarchismus-traditioneller/Landauer-Ausgewaehlte-Schriften-Band-2::5068.html aLibro, der DadAWeb-Autorenbuchhandlung]
 
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==Beschreibung==
 
==Beschreibung==
  
Maria Regina Jünemanns nach über achtzig Jahren erstmals wieder vorgelegter Sozialroman „Die Anarchistin“ spielt zeitlich vor dem Ersten Weltkrieg und reicht bis zur Revolution 1918/19. Das Buch lässt ein Milieu lebendig werden, dass im besonderem Maße an den ungerechten Verhältnissen des wilhelminischen Kaiserreichs mit den schlimmen Folgen des Ersten Weltkriegs und der Niederlage der Revolution 1918/19 zu leiden hatte.
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[[Gustav Landauer|Gustav Landauers]] kommunitärer Anarchismus ist immer ein Aufruf an die gesamte Menschheit und richtet sich daher nie ausschließlich an eine einzige Klasse, Ethnie oder ideologische bzw. religiöse Glaubensrichtung. Neben seinen ausformulierten Ansätzen einer grundlegenden Transformation der Gesellschaft, in deren Mittelpunkt der Aufbau völlig neuer sozialer Arrangements im Verhältnis der Menschen untereinander und zur tierischen und pflanzlichen Natur steht, hat die globale Perspektive eine nachhaltige Bedeutung für das Verständnis von Landauers Anarchismus. Die Lektüre der in diesem Band versammelten Texte ermöglicht einen umfassenden Einblick in diese Thematik.
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Ohne Zweifel haftet der neuzeitlichen anarchistischen Bewegung seit der Französischen Revolution von 1789 eine internationalistische Note an. Zugleich muss kritisch festgehalten werden, dass AnarchistInnen im Rahmen der einzelnen Nationalstaaten dem nationalistischchauvinistischen Sog ausgesetzt waren und sich mitunter nur mühsam davon lösen konnten (z.B. zu Beginn des Ersten Weltkriegs). Landauer hat diese ‚Leerstelle’ innerhalb der anarchistischen Bewegung frühzeitig erkannt und in Artikeln, Reden und Briefen konsequent für ein die nationalstaatlichen Grenzen überschreitendes Denken und Handeln geworben. Gegen Nationalismus und nationalstaatliche Begrenzung forderte er die bewusste Vergesellschaftung in Richtung einer universellen sozialen und kulturellen Emanzipation des Individuums, ob Frauen, Kinder oder Männer. Anarchistische Herrschaftskritik wie auch das Postulat sozialer Freiheit positionieren sich so als universalistisch. Damit ist mitnichten Gleichmacherei gemeint, sondern es soll, etwa mittels des Föderalismus und einer Dezentralisierung der Gesellschaft, allen Menschen ungehinderter Zugang zu den gesellschaftlichen Ressourcen ermöglicht werden und somit Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde weltweit Einzug halten. Voraus setze dies ein anhaltendes Interesse an und Solidarität mit den sich weltweit in sozialen Bewegungen organisierenden Menschen in Verbindung mit den eigenen Freiheitskämpfen. Landauers umfassende Kenntnisse des Weltgeschehens und der internationalen anarchistischen Bewegung eröffneten ihm Wege, um zu einer internationalistisch-anarchistischen Regeneration zu gelangen und so die Begrenzung auf Nationalstaaten durch eine globale Dimension zu ersetzen.
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Gustav Landauer war umfassend über soziale, vor allem anarchistische Bewegungen weltweit informiert, von Russland, Italien, England und Frankreich über Asien (Japan) bis nach Nord- und Lateinamerika (USA, Mexico). Seine zahlreichen informativen, bis heute lesbaren Artikel Abhandlungen, Rezensionen, Protestschreiben, Vor- und Nachbemer-kungen, Übersetzungen, Gedenkaufsätze belegen Landauers detaillierte Kenntnisse über Entwicklungen, Organisationsstruktur und Publikationen innerhalb der internationalen anarchistischen Bewegung, die ihn in die Lage versetzten, jederzeit publizistisch zu intervenieren. Die Lektüre der in diesem Band versammelten Artikel ermöglicht einen umfassenden Einblick in diese Thematik.
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Eine biographisch-chronologische Zeittafel, ein Überblick über Landauers Schrifttum sowie ausgewählte Sekundärliteratur ermöglichen einen ersten raschen Einstieg. Eine Bibliographie mit den Primärquellen, den Publikationen Landauers (Erstauflagen), seinen Übersetzungen (Buchausgaben) und seiner Herausgebertätigkeit sind angefügt.
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==INHALT==
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Gesamteinleitung von Siegbert Wolf
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Einleitung von Siegbert Wolf: „Barcelona ist immer noch besser als Wilmersdorf“ –
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Gustav Landauers Blick in die Welt
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ALBANIEN
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* Bairam und Schlichting
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BELGIEN
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* Belgien auf der Wacht
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BRASILIEN
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* „Aus der Zeit“
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FRANKREICH
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* Zur Ehrenrettung Séverine’s
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* Frankreich geht voran
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* Der Dichter als Ankläger
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* Die Agrarfrage und der französische Arbeiterkongress
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* Die beiden Märztage
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* Frankreich
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* Die französischen Syndikalisten
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* Zum 40. Gedenktag der Pariser Kommune
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* Vorbemerkung
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* Der Aufruhr in der Champagne
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GROßBRITANNIEN
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* England 102
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* Die englische Ausbeutungspolitik in Indien 103
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ITALIEN
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* Italien
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JAPAN
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* Ein Tendenzprozess in Japan
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* Brief Gustav Landauers an Baron Sutemi Chinda
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* Japan
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* In Japan
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MAROKKO
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* Marokko
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MEXICO
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* Zur Revolution in Mexiko
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* Aus Mexiko
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* Mexico
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ÖSTERREICH
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* Jakob Reumann, Die Heimarbeit in Österreich
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* Die Erdolchung der Kaiserin von Österreich
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* Die Erschießung des österreichischen Thronfolgers
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PALÄSTINA
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* Brief Gustav Landauers an Martin Buber
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* Briefwechsel Gustav Landauer/Nahum Goldmann
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* Brief Gustav Landauers an Martin Buber
  
Der Roman handelt von einer jungen Frau namens Irene aus proletarischem Milieu, dem sie zu entfliehen sucht. Sie stammt aus einer vielköpfigen Familie. Der Vater ist Bahnarbeiter. An ihre Kindheit hat sie nur schlechte Erinnerungen. Sie spricht von einer verprügelten, verhungerten Kindheit, „ein verlassenes, weltverlorenes armes Kind“. Fünfzehnjährig verdingt sie sich als ‚Laufmädchen’ in einem Modehaus und verkauft früh morgens am Bahnhof Zeitungen an ArbeiterInnen. Schließlich läuft sie von zu Hause weg und schlägt sich danach im Artistenmilieu als ‚Mädchen für alles’ durch. Doch auch jetzt fühlt sie sich vereinsamt und allein gelassen.
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RUSSLAND
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* Memoiren eines Revolutionärs
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* Über Michael Bakunin. Ein Nachwort
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* Proudhon und Bakunin. Eine Charakteristik
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* Nachwort
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* Zur Vorgeschichte von Tolstois Rede gegen den Krieg
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* Lew Nikolajewitsch Tolstoi
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* Tolstoi und die Hinrichrung Alexanders II.  
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* Bogroff
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* Alexander Herzen
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* Peter Kropotkin
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* Brief Gustav Landauers an Max Nettlau
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* Kiew
  
Sie beginnt zu lesen - Bücher, in denen die Besitzenden und Herrschenden des Betrugs angeklagt werden, Bücher über den Anarchismus. Sie holt ihre Schulausbildung nach. Da ihr das Lernen leicht fällt, besteht sie die Reifeprüfung mit Auszeichnung. Diesem Abschnitt des Romans, einer Schlüsselstelle, räumt die Autorin breiten Raum ein. Irene versucht herauszufinden, ob es möglich ist, Klassenunterschiede durch gegenseitige Zuneigung, Liebe und persönliche Freundschaft zu überwinden. Ihre Antwort lautet: Nein! So bleibt der eigenwilligen Protagonistin, über die gesagt wird, sie sei „ein schwieriger Charakter“, nur der Weg einer Revolutionärin. Da ihr bewusst wird, dass eine Aufhebung der Klassenunterschiede im Kapitalismus unmöglich ist, kämpft sie fortan für eine solidarische, gerechte und tatsächlich freie Gesellschaft gleicher Menschen: „Einmal nicht mehr mit dem demütigenden Gefühl dasitzen, einmal wirklich dazuzugehören, das Leben mitleben und nicht immer mit verlangenden Augen und leeren Händen am Straßenrand stehen, wo die goldenen Karossen und die lachenden Menschen vorbeifahren...“
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SCHWEIZ
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* Zum Berner Krawall
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* Dem größten Schweizer
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* Gruß an James Guillaume
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* Fritz Brupbacher, ein Symptom
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* Das Amt der Schweiz an der Menschheit
  
Irene politisiert und radikalisiert sich, gerät in Kontakt mit einer Gruppe revolutionärer Studierender und entwickelt sich so zu einer anarchistischen Sozialrevolutionärin. Ihr Kampf gilt nun dem militaristischen und obrigkeitlichen deutschen Kaiserreich, dessen Aufrüstung und konkrete Kriegsvorbereitungen zum Ersten Weltkrieg 1914 führen, den die Antimilitaristin Irene mit allen Mitteln verhindern will. Wegen des Verteilens von Flugblättern, die zum Widerstand gegen das ‚Völkermorden’ aufrufen, wird sie schließlich unter dem Vorwurf des Landesverrates inhaftiert und erst zu Beginn der Revolution 1918/19 aus dem Gefängnis befreit. Beglückt über die revolutionären Ereignisse, ist ihr „auf einmal leicht und glücklich zumute. Ein Leben lang hat sie irgendeinen Weg gesucht, der nun im hellen Sonnenlicht, und gar nicht mehr zu verfehlen, vor ihr liegt. Und das Herrlichste daran ist: er führt hinauf, mitten in die strahlende, blaue Höhe hinein, bis an die Sterne – so hoch –“. Bereits kurze Zeit später endet ihr Leben während eines Barrikadenkampfes auf tragische Weise.
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SERBIEN
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* Veitstag
  
Für die talentierte Autorin möglicherweise sogar selbst überraschend, war das ausgesprochen positive Echo nach dem Erscheinen ihres Sozialromans „Die Anarchistin“ im Jahre 1924. Der Erfolg des Romans „Die Anarchistin“ erklärt sich wohl dadurch, dass das Buch als ein zeithistorisches Dokument gelesen und rezipiert wurde. Es richtete, ohne je den Anspruch zu erheben, eine fundierte Geschichtsschreibung ersetzen zu können und zu wollen, seinen Blick auf das oftmals traurige und triste Leben der ArbeiterInnenschaft. Zugleich beleuchtet es mit seiner Fokussierung auf den Vorkrieg, den Ersten Weltkrieg und die Revolution 1918/19 historische Ereignisse, die zum Zeitpunkt des Erscheinens von Jünemanns Roman erst wenige Jahre vergangen waren und daher viele ZeitgenossInnen noch unmittelbar bewegten.
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SPANIEN
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* Die Anarchistenhetze in Spanien
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* Ferrer
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* Die Ferrerbewegung
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* Spanien
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* Über den Tod Canalejas
  
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USA
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* Zum elften November
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* An die Lebenden. Zum 11. November
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* Zu Robert Reitzels Gedächtnis
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* Tuckers Eröffnung
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* Organisierte Reaktionen
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* Mac Namara
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* Alexander Berkmans Gefängnismemoiren
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* Internationale Arbeiterchronik
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* Friedensvertrag und Friedenseinrichtung
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* Brief Gustav Landauers an Auguste Hauschner
  
==Über die Autorin==
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ANHANG
'''Maria Regina Jünemann''' wurde am 4. August 1888 in Frankfurt am Main geboren und wuchs als Tochter des Gymnasiallehrers August Jünemann und von Elisabeth, geb. Jans, wohlbehütet auf. Ihrer Begabung entsprechend, entschied sich Maria Regina Jünemann für ein Leben als Journalistin und Schriftstellerin. Vor dem Ersten Weltkrieg zählte Maria Regina Jünemann, ebenso wie ihre Schwester Igna Maria, zum Kreis um den katholischen Arbeiterpriester und Sozialreformer Carl Sonnenschein (1876-1929). Ihre prägenden sozialarbeiterischen Erfahrungen in jenen Jahren hat sie 1913 im Auftrag des katholischen „Sekretariats Sozialer Studentenarbeit“ in der ebenfalls von Sonnenschein gegründeten „Studentenbibliothek“ unter dem Titel „Meine Residenzarbeit“  veröffentlicht. Als Ort ihres sozialen Wirkens wählte sie Krefeld, „von wo sie auch in der Nachbarschaft gelegene soziale Einrichtungen aufsuchte. Die Eindrücke, die sie im Anschluss an ihre Besichtigungen, Versammlungsbesuche und bei ihrer eigenen Hilfstätigkeit empfangen hatte, fasste sie zu lose aneinandergereihten Stimmungsbildern zusammen.
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* Lernt nicht Esperanto!
  
Im Anschluss an ihre Theaterzeit, die sie in den Romanen „Kämpferinnen. Roman aus der Theaterwelt“ (1922) und „Der Thepiskarren. Geschichten vom Komödiantenvolk“ (1925)  literarisierte - nicht zu vergessen ihr 1924 erschienener Sozialroman „Die Anarchistin“, - arbeitete Maria Regina Jünemann als Journalistin. Neben ihrer redaktionellen Tätigkeit an der Tageszeitung „Germania“, die am 31. Januar 1933 „gegen Hitlers Machtübernahme in aller Form“ protestierte, wirkte Maria Regina Jünemann von 1929 bis 1933 als Mitherausgeberin und Autorin der in Berlin erscheinenden Zeitschrift „Gesunde Jugend. Zeitschrift für die geistige und körperliche Ertüchtigung der Jugend durch Erholungsfürsorge, Kinderaustausch, Landaufenthalt, Kinder- und Jugendheime, Ferienkolonien“. In der Zeit des Nationalsozialismus verflüchtigen sich ihre Spuren. Während Schwester Igna Maria Jünemann, „keineswegs linientreu“ , aufgrund nicht konformer Zeitungsartikel ein journalistisches Berufsverbot riskierte, verlegte Maria Regina Jünemann, inzwischen verheiratet mit dem Journalisten Dr. Rudolf Fischer, 1937 ihren Wohnsitz von Berlin nach Wien. In der Folge arbeitete sie einige Jahre in der Pressestelle der Deutschen Botschaft in Istanbul und Ankara. 1944 kehrte sie in die österreichische Hauptstadt zurück. Die Türkei, bis dato außenpolitisch neutral, brach damals die diplomatischen Beziehungen zu NS-Deutschland ab und erklärte Anfang 1945 Deutschland und Japan den Krieg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte Maria Regina Jünemann weiter als Journalistin und lebte bis zum Tode ihres Lebensgefährten 1960 in Überlingen am Bodensee.
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* Zeittafel
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* Primär- und Sekundärbibliographie
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* Siglen und Abkürzungen
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* Anarchistische Zeitungen und Zeitschriften
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* Namenregister
 
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'''[[DadA-Buchempfehlung|Die DadA-Buchempfehlung]]'''
 
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Aktuelle Version vom 30. November 2016, 11:14 Uhr

Die DadA-Buchempfehlung

Buchcover: 978-3-936049-96-1.gif
Autor/en: Gustav Landauer
Titel: Internationalismus
Editoriales: (= Ausgewählte Schriften, Bd. 1). Herausgegeben von Siegbert Wolf und illustriert von Uwe Rausch
Verlag: Verlag Edition AV
Erscheinungsort: Lich/Hessen
Erscheinungsjahr: 2008
Umfang, Aufmachung: Originalausgabe. Broschur. 342 Seiten.
ISBN: (ISBN-13:) 978-3-936049-96-1
Preis: 17,00 EUR
Direktkauf: bei aLibro, der DadAWeb-Autorenbuchhandlung

Beschreibung

Gustav Landauers kommunitärer Anarchismus ist immer ein Aufruf an die gesamte Menschheit und richtet sich daher nie ausschließlich an eine einzige Klasse, Ethnie oder ideologische bzw. religiöse Glaubensrichtung. Neben seinen ausformulierten Ansätzen einer grundlegenden Transformation der Gesellschaft, in deren Mittelpunkt der Aufbau völlig neuer sozialer Arrangements im Verhältnis der Menschen untereinander und zur tierischen und pflanzlichen Natur steht, hat die globale Perspektive eine nachhaltige Bedeutung für das Verständnis von Landauers Anarchismus. Die Lektüre der in diesem Band versammelten Texte ermöglicht einen umfassenden Einblick in diese Thematik.

Ohne Zweifel haftet der neuzeitlichen anarchistischen Bewegung seit der Französischen Revolution von 1789 eine internationalistische Note an. Zugleich muss kritisch festgehalten werden, dass AnarchistInnen im Rahmen der einzelnen Nationalstaaten dem nationalistischchauvinistischen Sog ausgesetzt waren und sich mitunter nur mühsam davon lösen konnten (z.B. zu Beginn des Ersten Weltkriegs). Landauer hat diese ‚Leerstelle’ innerhalb der anarchistischen Bewegung frühzeitig erkannt und in Artikeln, Reden und Briefen konsequent für ein die nationalstaatlichen Grenzen überschreitendes Denken und Handeln geworben. Gegen Nationalismus und nationalstaatliche Begrenzung forderte er die bewusste Vergesellschaftung in Richtung einer universellen sozialen und kulturellen Emanzipation des Individuums, ob Frauen, Kinder oder Männer. Anarchistische Herrschaftskritik wie auch das Postulat sozialer Freiheit positionieren sich so als universalistisch. Damit ist mitnichten Gleichmacherei gemeint, sondern es soll, etwa mittels des Föderalismus und einer Dezentralisierung der Gesellschaft, allen Menschen ungehinderter Zugang zu den gesellschaftlichen Ressourcen ermöglicht werden und somit Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde weltweit Einzug halten. Voraus setze dies ein anhaltendes Interesse an und Solidarität mit den sich weltweit in sozialen Bewegungen organisierenden Menschen in Verbindung mit den eigenen Freiheitskämpfen. Landauers umfassende Kenntnisse des Weltgeschehens und der internationalen anarchistischen Bewegung eröffneten ihm Wege, um zu einer internationalistisch-anarchistischen Regeneration zu gelangen und so die Begrenzung auf Nationalstaaten durch eine globale Dimension zu ersetzen.

Gustav Landauer war umfassend über soziale, vor allem anarchistische Bewegungen weltweit informiert, von Russland, Italien, England und Frankreich über Asien (Japan) bis nach Nord- und Lateinamerika (USA, Mexico). Seine zahlreichen informativen, bis heute lesbaren Artikel Abhandlungen, Rezensionen, Protestschreiben, Vor- und Nachbemer-kungen, Übersetzungen, Gedenkaufsätze belegen Landauers detaillierte Kenntnisse über Entwicklungen, Organisationsstruktur und Publikationen innerhalb der internationalen anarchistischen Bewegung, die ihn in die Lage versetzten, jederzeit publizistisch zu intervenieren. Die Lektüre der in diesem Band versammelten Artikel ermöglicht einen umfassenden Einblick in diese Thematik.

Eine biographisch-chronologische Zeittafel, ein Überblick über Landauers Schrifttum sowie ausgewählte Sekundärliteratur ermöglichen einen ersten raschen Einstieg. Eine Bibliographie mit den Primärquellen, den Publikationen Landauers (Erstauflagen), seinen Übersetzungen (Buchausgaben) und seiner Herausgebertätigkeit sind angefügt.

INHALT

Gesamteinleitung von Siegbert Wolf

Einleitung von Siegbert Wolf: „Barcelona ist immer noch besser als Wilmersdorf“ – Gustav Landauers Blick in die Welt

ALBANIEN

  • Bairam und Schlichting

BELGIEN

  • Belgien auf der Wacht

BRASILIEN

  • „Aus der Zeit“

FRANKREICH

  • Zur Ehrenrettung Séverine’s
  • Frankreich geht voran
  • Der Dichter als Ankläger
  • Die Agrarfrage und der französische Arbeiterkongress
  • Die beiden Märztage
  • Frankreich
  • Die französischen Syndikalisten
  • Zum 40. Gedenktag der Pariser Kommune
  • Vorbemerkung
  • Der Aufruhr in der Champagne

GROßBRITANNIEN

  • England 102
  • Die englische Ausbeutungspolitik in Indien 103

ITALIEN

  • Italien

JAPAN

  • Ein Tendenzprozess in Japan
  • Brief Gustav Landauers an Baron Sutemi Chinda
  • Japan
  • In Japan

MAROKKO

  • Marokko

MEXICO

  • Zur Revolution in Mexiko
  • Aus Mexiko
  • Mexico

ÖSTERREICH

  • Jakob Reumann, Die Heimarbeit in Österreich
  • Die Erdolchung der Kaiserin von Österreich
  • Die Erschießung des österreichischen Thronfolgers

PALÄSTINA

  • Brief Gustav Landauers an Martin Buber
  • Briefwechsel Gustav Landauer/Nahum Goldmann
  • Brief Gustav Landauers an Martin Buber

RUSSLAND

  • Memoiren eines Revolutionärs
  • Über Michael Bakunin. Ein Nachwort
  • Proudhon und Bakunin. Eine Charakteristik
  • Nachwort
  • Zur Vorgeschichte von Tolstois Rede gegen den Krieg
  • Lew Nikolajewitsch Tolstoi
  • Tolstoi und die Hinrichrung Alexanders II.
  • Bogroff
  • Alexander Herzen
  • Peter Kropotkin
  • Brief Gustav Landauers an Max Nettlau
  • Kiew

SCHWEIZ

  • Zum Berner Krawall
  • Dem größten Schweizer
  • Gruß an James Guillaume
  • Fritz Brupbacher, ein Symptom
  • Das Amt der Schweiz an der Menschheit

SERBIEN

  • Veitstag

SPANIEN

  • Die Anarchistenhetze in Spanien
  • Ferrer
  • Die Ferrerbewegung
  • Spanien
  • Über den Tod Canalejas

USA

  • Zum elften November
  • An die Lebenden. Zum 11. November
  • Zu Robert Reitzels Gedächtnis
  • Tuckers Eröffnung
  • Organisierte Reaktionen
  • Mac Namara
  • Alexander Berkmans Gefängnismemoiren
  • Internationale Arbeiterchronik
  • Friedensvertrag und Friedenseinrichtung
  • Brief Gustav Landauers an Auguste Hauschner

ANHANG

  • Lernt nicht Esperanto!
  • Zeittafel
  • Primär- und Sekundärbibliographie
  • Siglen und Abkürzungen
  • Anarchistische Zeitungen und Zeitschriften
  • Namenregister

Die DadA-Buchempfehlung