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<big><big><big>Aus, Schluss und vorbei! Oder?</big></big></big>
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'''Willkommen auf der Homepage des DadAWeb, einem inzwischen eingestellten Online-Projekt der deutschsprachigen Anarchismusforschung.'''
  
<u>WERBUNG</u>
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Bis Mitte 2021 diente das DadAWeb als Online-Plattform für das 1986 von Günter Hoerig und Jochen Schmück gegründete Forschungs- und Dokumentationsprojekt Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus (DadA). Nachdem das DadA-Projekt und seine Dokumentationen der deutschsprachigen anarchistischen [http://ur.dadaweb.de/l-start.htm Literatur] und [http://ur.dadaweb.de/p-start.htm Presse] im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens eher ein Geheimtipp der internationalen Anarchismusforschung gewesen sind, sind wir mit dem Projekt 1996 online gegangen, um unsere Forschungs- und Dokumentationsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Damit gehörte das DadAWeb zu den ersten frühen deutschsprachigen libertären Webseiten im noch jungen globalen Netz des World Wide Web.
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'''Nomadische Existenzen''' <br>
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Ein Jahrzehnt später, also 2006, haben wir ergänzend zu den DadA-Dokumentationen und ergänzenden DadA-Contents (wie der DadA-Buchempfehlung) mit dem [[Lexikon_der_Anarchie_(Archiv-Version)|Lexikon der Anarchie]] ein weiteres großes Editionsprojekt ins DadAWeb mit aufgenommen. Als Printausgabe war das von Hansjürgen Degen 1993 gegründete und von ihm seitdem herausgegebene Lexikon der Anarchie 1996 an seine ökonomischen und redaktionellen Grenzen gestoßen und musste deshalb eingestellt werden. In Abstimmung mit den Autor*innen haben wir deshalb ein Jahrzehnt später eine Onlineversion des Lexikons der Anarchie als eine Autor*innen-Edition realisiert. Um den Autor*innen des Lexikons die Möglichkeit zu geben, ihre Lexikon-Beiträge selber zu pflegen, haben wir für das neue DadAWeb ein Wiki-System verwendet, das mit dem System der Wikipedia technisch identisch ist.
Vagabondage und Boheme in Literatur und Kunst des 20. Jahrhunderts. Mit einer Artur-Streiter-Bibliographie. <br>
 
KLARTEXT-Verlag 2007, 152 Seiten, ISBN-13: 978-3-89861-814-4. 19,90 EUR<br>
 
[http://www.klartext-verlag.de/?e1=6&e2=19&single=1&isbn=9783898618144 Direktbestellung]
 
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<u>WERBUNG</u>
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Weitere Contents kamen im Laufe der Jahre im DadAWeb hinzu, so:
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'''Anarchismus - Theorie, Kritik, Utopie'''<br>
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* die [[DadA-Empfehlung|DadA-Buchempfehlung]]
Hrsg. von Achim von Borries und Ingeborg Weber-Brandies. Verlag Graswurzelrevolution, 2007. Bearb. Neuauflage. 425 Seiten. ISBN-13: 978-3-939045-00-7. 22,80 EUR<br>
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* die [[Digitale_Bibliothek|Digitale Bibliothek]]
[http://www.graswurzel.net/verlag/a.shtml Direktbestellung]
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* das [[Portal_DadA-Memorial|DadA-Memorial]]
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* und viele andere Contents . . .  
  
<u>WERBUNG</u>
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Im letzten Jahrzehnt hat jedoch leider das Interesse an der Mitarbeit in den Online-Projekten des DadAWeb als auch an dem Lexikon der Anarchie zunehmend nachgelassen. Das mag zum einen dem Alter seiner Autor*innen geschuldet sein, von denen die meisten inzwischen das Rentenalter erreicht haben und nicht wenige auch schon gestorben sind. Zudem mag in Zeiten von Facebook, Twitter & Co. das immer noch recht sperrige User-Interface des Wiki-Systems nicht wenige der jüngeren Interessent*innen von einer Mitarbeit am DadAWeb abgehalten haben. Andere wiederum, die mit dem Wiki-System des DadAWeb keine Probleme gehabt hätten, haben dann lieber direkt bei der Wikipedia mitgearbeitet anstatt ein eher nach herkömmlichen editorialen Kriterien gestaltete Online-Version des Lexikons der Anarchie zu unterstützen.
[[Bild:978-3-926880-17-8.gif|120px]]
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Inzwischen steht der Aufwand, der für die Systemadministration der DadAWeb-Site betrieben werden muss, in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zu seinem Nutzen als ein dynamisches Wiki-Onlinesystem. Deshalb hat der noch bestehende Freundeskreis des DadAWeb und des Lexikons der Anarchie beschlossen, einen Schlussstrich unter das DadAWeb als eine dynamische Website zu ziehen und seine Inhalte in der hiermit nun vorliegenden Web-Archivversion der Nachwelt zur Verfügung zu stellen.  
  
'''Uwe Timm <br>
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Wir würden uns freuen, wenn das DadAWeb mit seinen Forschungsergebnissen und Dokumentationen auch in der Zukunft den an den Themen Anarchie und Anarchismus Interessierten weiter von Nutzen wäre.  
Verlorene Kindheit - Errungene Freiheit''' <br>
 
Biografie eines unbequemen Libertären. <br>
 
OPPO Verlag, 2007. 208 Seiten. ISBN-13: 978-3-926880-17-8, 19,00 Euro.<br>
 
[http://mecopo.de/clients/oppo/978-3-926880-17-8.htm Direktbestellung]
 
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'''[[Portal Personen|Lexikon der Anarchie: Personen]]''' | '''Demoseite''': Lexikon-Artikel mit '''Bannerwerbung''' für themenverwandten Buchtitel
 
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[[Bild:Streiter_Arthur_Selbstportrait.jpg|thumb|left|240px|Artur Streiter (1905-1946), Selbstportrait.]]
 
'''Artur Streiter''', geboren 17.01.1905 in Ruppin (Brandenburg), gestorben 10.10.1946 in Schönow (bei Berlin), war Maler, Auftragszeichner, Schriftsteller, Journalist und Literaturkritiker. Er gehörte zeitweilig der [[Freie Arbeiter Union Deutschlands (Anarcho-Syndikalisten)|FAUD]] an.  
 
  
==Biografie==
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In dieser Hoffnung verbleiben wir mit libertären Grüßen
Streiter war Sohn eines Pferdehändlers, nach der Scheidung der Eltern lebte er zeitweilig bei Vater oder Mutter. Es ist ein frühkindliches Interesse am Zeichnen und Lesen überliefert. Mit dem Beginn einer Handwerkerlehre verließ Streiter noch als Jugendlicher sein Elternhaus. Er trat mit 16 Jahren der Berliner „Kommune Goldberg“ bei; dem wiederum folgte eine mehrmonatige Wanderung durch Deutschland mit einer Puppenspielertruppe namens „Iwowsky“. Der inzwischen nach Frankreich aufbrechenden Goldberg-Kommune kaufte Streiter 1926 zusammen mit seiner späteren Ehefrau Erna Mücke (Heirat 1927) eine schlichte Holzbehausung auf einem zu pachtenden Grundstück an der Bahnlinie Richtung Strausberg ab (ca. 40 km östlich von Berlin). Dieses (auch heute noch so genannte) „Rote Luch“ sollte Keimzelle einer größeren Siedlung werden und war bis 1930 Lebensmittelpunkt Streiters. Zu dieser Zeit verstand sich Streiter als Anarchist und Syndikalist. Er selbst schrieb über seine Kennzeichnung als „Anarchist“: „Es kommt ja nicht auf den Namen an, das ist ja unwesentlich!“ (Einlage zum Tagebuch v. 21.11.1930).
 
  
Er plante im „Roten Luch“ eine an [[Gustav Landauer]] und Leo Tolstoi als Vorbilder orientierte Gemeinschaft zu versammeln. Die Gefolgschaft von Freunden erwies sich jedoch als immer nur temporär. Das überlieferte Gästebesuch bezeugt Besuche u.a. von Gusto Gräser (dem bekannten „Wanderpropheten“) und Magnus Schwantje (Vorreiter der deutschen Vegetarierbewegung).
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Jochen Schmück <br>
 
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für den Freundeskreis des DadAWeb und des Lexikons der Anarchie | <u>k<s></s>on<s></s>takt[[Bild:Atze.gif]]da<s></s>da<s></s>web.<s></s>de</u>
Zu dieser Zeit entfaltete Streiter eine rege publizistische, literarische und bildkünstlerische Tätigkeit. Von den Honoraren seiner Veröffentlichungen – und später vom Verkauf seiner Bilder – konnte er allerdings eher schlecht denn recht leben; den Großteil des Unterhalts finanzierte seine Frau Erna mit ihrer Arbeit.
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__NOTOC__
 
 
Seine Beiträge zur anarchosyndikalistischen Politik, Kultur und Literatur druckte vor allem „[http://projekte.free.de/dada/dada-p/P0001429.HTM Der Syndikalist]“, jedoch schrieb Streiter auch für andere Periodika des linken Spektrums, darunter auch heute kaum mehr bekannten oder sehr kurzlebigen Zeitschriften wie „Die Fackel. Blätter für junges Wollen“, „Die Gralsburg“ oder die anarchistische „[http://projekte.free.de/dada/dada-p/P0001742.HTM contra]“ (Wien). Streiters Illustrationen und Linolschnitte wurden relativ häufig in solchen Publikationen verwendet. Umfangreichere Schriften zur bildenden Kunst und zur Kulturgeschichte sowie Dichterporträts blieben ungedruckt. Teilweise auf eigene Erfahrungen auf der Landstraße rekurrierend, pflegt Streiter Kontakte zur Vagabundenbewegung der Weimarer Republik um Gregor Gog, arbeitet an dessen Zeitschrift „[http://projekte.free.de/dada/dada-p/P0001693.HTM Der Kunde]“ bzw. später „[http://projekte.free.de/dada/dada-p/P0001693.HTM Der Vagabund]“ mit und beteiligte sich 1929 an der Kunst-Ausstellung des Vagabundentreffens in Stuttgart. Später folgten weitere kleinere Ausstellungen in Berlin.
 
 
 
Nach der Auflösung der Siedlung 1930 kehrte Streiter nach Berlin zurück und übte nach einer Ausbildung zum technischen Zeichner diesen Beruf während der 30er Jahre in einem größeren Kunstgewerbebetrieb aus, in dem auch seine Frau angestellt war. Wie seine Tochter Marianne Witt (Berlin) mitteilt, wurde Streiter 1936 aufgrund einer nachbarschaftlichen Denunziation von der Gestapo verhaftet; es war häufiger Besuch von „Russen und Juden“ gemeldet worden, im Hause Streiter hatten tatsächlich unter zahlreichen Freunden immer Gesprächsrunden zu philosophischen Themen etc. stattgefunden. Die genaue Dauer des Aufenthaltes in den einschlägigen Berliner Nazigefängnissen ist nicht feststellbar, jedoch ist überliefert, dass sich Streiter währenddessen seine TBC-Erkrankung zuzog; deshalb wurde er auch nicht zum Kriegsdienst einberufen. In einem Brief an Theodor Plievier berichtet Streiter 1945 von seinem Nachkriegs-Engagement in diversen Ehrenämtern bei der Ortsgruppe der KPD in Schönow. - Erna und Artur Streiter hatten zwei Kinder. Der frühe Tod der jüngeren Tochter hatte Streiters labile Gesundheit zusätzlich schwer belastet. Die Lungentuberkulose führte 1946 zu seinem Tode mit nur 41 Jahren.
 
 
 
[[Bild:ArStStempel.jpg|thumb|left|240px|von Artur Streiter selbst angefertigter Namensstempel.]]
 
Streiter hat ein umfangreiches literarisches und bildkünstlerisches Werk hinterlassen, von dem letztlich nur wenig veröffentlicht bzw. ausgestellt wurde. Als Chronist seiner selbst, der seine eigenen Werke sorgfältig katalogisierte und in den umfänglichen Tagebüchern immer wieder reflektierte, erweist er sich als lesehungriger und schreibinteressierter Autodidakt, der frühzeitig mit den literarischen Größen bzw. mit bekannten Autoren seiner Zeit den brieflichen Kontakt suchte (so sind Briefe an und von Hermann Hesse, Thomas Mann, Alfons Paquet, Else Lasker-Schüler, Stefan Zweig überliefert). Kontakte pflegte Streiter auch zu Gleichgesinnten, so war er enger befreundet mit dem Kleinverleger Paul Heinzelmann (Pseud. u.a. Heinz Elm) und knüpfte so ein engmaschiges Netzwerk persönlicher, politischer und literarischer Beziehungen.
 
 
 
 
 
==Zum Werk==
 
Streiters Werk umfaßt Lyrik, Erzählprosa, Kritiken, Essayistik, Autobiographisches (Tagebücher) sowie Kunsthandwerkliches und Bilder. Neben einer einzigen (verschollenen) selbständigen Veröffentlichung hat Streiter eine Vielzahl von Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträgen publiziert, die mittlerweile bibliographisch erfaßt sind. Vieles ist ungedruckt geblieben und findet sich im Streiter-Nachlass des Fritz-Hüser-Instituts in Dortmund. Dieser ist durch ein Findbuch archivarisch erschlossen.
 
 
 
Bereits seine ersten Aufzeichnungen Mitte der 20er Jahre kreisen um die Themen Boheme und Vagabondage und markieren damit ein gesellschaftliches und politisches Interesse, das sich wie ein roter Faden durch Leben und Werk von Streiter zieht: die Orientierung an den Außenseitern, Geächteten, Parias der Gesellschaft, die sich – wie Streiter selbst – nicht anpassen wollen und die ein großes schöpferisches Potential in sich bergen und dieses freizusetzen suchen. So erklärt sich sein Interesse an großen Künstlerfiguren wie Vincent van Gogh und Friedrich Hölderlin, über die er umfangreiche unveröffentlicht gebliebene Arbeiten schrieb, und so erklärt sich auch eine Art Selbststilisierung zum Boheme-Dichter, der letzten Endes die Dichter-Tradition der deutschen Romantik, die ihn sehr beeindruckt, fortsetzt.
 
 
 
Die Figur des Vagabunden, die er in Wort und Bild gestaltet, ist Streiter wichtig als Subjekt von Opposition und sozialer Veränderung – hierin mit Positionen Erich Mühsams vergleichbar. Im „[http://projekte.free.de/dada/dada-p/P0001429.HTM Syndikalist]“ begrüßt er ausdrücklich zeitgenössische Vagabunden-Publikationen. Eine unveröffentlichte Kulturgeschichte der Vagabondage schlägt den historischen Bogen von François Villon und den fahrenden Scholaren bis zu den Vagabunden der 20er Jahre. Ein ausgesprochenes Dichterbewusstsein – Verehrung des großen schöpferischen Künstlers und Genies – zeigen auch seine zahlreichen Gedichte, die einerseits soziale und sozialrevolutionäre Sujets behandeln, sich andererseits aber auch unpolitisch geben und die nur zu einem kleinen Teil veröffentlicht worden sind.
 
 
 
Auch in Prosatexten und Bildern widmet sich Streiter dem Vagabunden-Thema. Daneben findet sich eine Fülle an Literaturkritik, die den Lesehunger des Autodidakten bezeugen. In seinen (gegenüber denjenigen mit literarisch-kultureller Thematik) nicht sehr zahlreichen politischen Artikeln charakterisiert Streiter die Existenz der Arbeiter als „Sklaverei“, Streik ist ihm ein legitimes Mittel zur proletarischen Revolution. Es sind jedoch weniger tagespolitische Fragen wie z.B. die Zensurdebatte und der Erste Weltkrieg, die ihn interessieren, sondern grundsätzliche ideologische Erörterungen. Die Auseinandersetzung mit der Figur Lenins ist hier besonders zu nennen, bei Streiter vor dem klaren Hintergrund seiner anarchistischer Ausrichtung.
 
 
 
In seinen Kritiken werden Kunst und Kultur von Streiter relativ neutral, nicht ‚parteilich’, gesehen, wenn auch Bücher in den zahlreichen Besprechungen zeitgenössischer und älterer Literatur manchmal konkret als geeignete „Lektüre für den jungen Arbeiter“ empfohlen werden.
 
 
 
Das bürgerliche Bild des familiären Zusammenhalts erfährt durch Streiter trotz seiner eher ablehnenden Haltung z.B. gegenüber der offiziellen Eheschließung besonders betonten Zuspruch. Die Frau soll nach Streiters Vorstellung die Rolle der Mutter einnehmen, kann sich jedoch durchaus auch an der Produktion in den Betrieben beteiligen. Die Kirche als Institution ist ein festes Feindbild Streiters, in ihrer Tradition von „Götzenhuldigung“ sieht er den korrumpierten Staatsapparat verwoben. Fluchtpunkt ist ein letzten Endes idealistisches Vertrauen auf die Macht von Dichtung und Kunst bei der Befreiung des Menschen, wobei eine christliche Grundidee stets spürbar bleibt.
 
Während der Zeit des Nationalsozialismus konnte Streiter gelegentlich publizieren, z.T. in gleichgeschalteten, z.T. in ausgesprochenen NS-Blättern, ohne dass freilich nationalsozialistische Propaganda aus seiner Feder bekannt wäre. Es sind ‚unpolitische’ Texte, beispielsweise über große Künstler und sogar Botanisches (über Kakteen). Nach 1945 engagierte sich Streiter publizistisch in der SBZ bzw. in Ost-Berlin.
 
 
 
==Stellung im libertären Spektrum:==
 
Streiter war nach eigenen Aussagen Mitglied der [[Freie Arbeiter Union Deutschlands (Anarcho-Syndikalisten)|FAUD]], für deren „[http://projekte.free.de/dada/dada-p/P0001429.HTM Syndikalist]“ er 1926-1930 rund 90 Beiträge schrieb. Dabei ist er weniger Propagandist des Anarcho-Syndikalismus, was organisatorische oder i.e.S. gruppenspezifische Belange der FAUD angeht, sondern Verfechter eines libertären Denkens und Dichtens über organisatorische Strukturen hinaus. Vergleichbares gilt für die Vagabundenbewegung, der er sich eng verbunden fühlte. Sein Siedlungs-Experiment im „Roten Luch“ zeigt ihn in der anarchistischen Tradition des Siedlungsgedankens und der Kommunebildung hier und jetzt – der Einfluss Gustav Landauers ist unverkennbar. Streiters anarchistische Grundhaltung läßt sich an vielen einschlägigen Aussagen dieser Jahre ablesen: „Ich sage nicht: so wenig Staat als möglich, sondern betone: gar keinen Staat!“ („Bücherbesprechung“. In: Der Syndikalist 8, 1926, Beilage „Der Frauen-Bund“ zu Nr. 35 (28. Aug.), S. 4).
 
 
 
Besonders verbunden fühlte sich Streiter einer „Gruppe Landauer“ (wohl innerhalb der Berliner FAUD). Konflikte gab es mit der FAUD wegen ausbleibender Beitragszahlungen, vor allem aber – so zeigen seine Tagebuchaufzeichnungen – wegen wachsender Ressentiments gegenüber der Redaktion, vor allem gegenüber Helmut Rüdiger, der nicht alle Streiter-Manuskripte abdruckte. Dies führte zu wachsender Distanz der FAUD insgesamt gegenüber. Weshalb seine Tätigkeit für den „Syndikalist“ 1930 endete, ist bisher nicht bekannt.
 
 
 
Wichtige Zeugnisse für die Position innerhalb der anarchistischen und ‚alternativen’ Ideologielandschaft vor allem der späteren Weimarer Republik sind die unveröffentlichten Tagebücher (1925-36), die eine Fülle kulturhistorischer Informationen über Streiters künstlerisch-politisches Netzwerk, das er sich aufbauen konnte, bieten. Auch seine Korrespondenz offenbart ein Netzwerk mit kulturhistorisch und literarisch bedeutenden Persönlichkeiten, seine Texte und Textsammlungen sind aufschlussreich für den Zeitgeist einer linken libertären Gesinnung und die Verweigerung bestimmter gesellschaftlicher Normen während der Weimarer Republik. In Selbstreflexion und -zweifel über den anderthalb Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs später dann doch noch vollzogenen Beitritt zur KPD kristallisiert sich Streiters Haltung zum Anarchismus heraus.
 
 
 
 
 
==Quellen und Sekundärliteratur==
 
 
 
===Selbstständige Schriften===
 
* Artur Streiter: Der Kriegsverräter Heinz Elm-Mann. Zu den Versen eines Soldaten. Berlin-Steglitz: Werk-Tat-Presse, 1932 [Privatdruck; Exemplar bisher nicht nachgewiesen; Nachdruck u.d.T.: Zu den Versen eines Soldaten. In: Heinz Elmann: Das Leichenfeld. Kriegsverse 1915-1918. Mit einer Einleitung von Arthur Streiter. Fürstenfeldbruck: Steinklopfer-Verlag, 1957 (=Steinklopfer-Reihe), S. 9-26
 
* Artur Streiter: Wanderungen im Lande des Chinesen Dschu ang dsi. Berlin: Steinklopfer Verlag, 1933 [Privatdruck; Titelblatt: TAO; Notiz am Buchende: „Diese schrift ist ein manuskript-sonder-druck aus: TAO oder das gelbe Buch vom Sinn]
 
 
 
===Nachlass===
 
Der Nachlass wird aufbewahrt im Fritz-Hüser-Institut, Dortmund.
 
 
 
* '''Findbuch zum Nachlass:''': Artur Streiter. Schriftsteller, Maler, Zeichner, Kunsthandwerker 1905-1946. Findbuch. Bearbeitet von Walter Fähnders. Dortmund: Fritz-Hüser-Institut, 2007. ([http://www.fhi.dortmund.de/upload/binarydata_do4ud4cms/36/57/13/00/00/00/135736/Findbuch_Streiter_2007.pdf Download als PDF-Dokument])
 
 
 
===Bibliographie ===
 
* Walter Fähnders: Artur Streiter-Bibliografie. In: Nomadische Existenzen. Vagabondage und Boheme in Literatur und Kunst des 20. Jahrhunderts. Mit einer Artur Streiter-Bibliographie. Hrsg. Walter Fähnders. Essen: Klartext, 2007 (Schriften des Fritz-Hüser-Instituts 16), S. 131-148. ([[Nomadische_Existenzen|DadA-Buchempfehlung]])
 
 
 
===Forschungsliteratur===
 
* Walter Fähnders: Artur Streiter – Biografie, Werkgeschichte, Nachlass. Vorwort zu: Artur Streiter. Schriftsteller, Maler, Zeichner, Kunsthandwerker 1905-1946. Findbuch. Bearbeitet von Walter Fähnders. Dortmund: Fritz-Hüser-Institut, 2007, S. III-VII. http://www.fhi.dortmund.de
 
* Walter Fähnders: Walter Fähnders: Vagabondage und Vagabundenliteratur. In: Nomadische Existenzen. Vagabondage und Boheme in Literatur und Kunst des 20. Jahrhunderts. Mit einer Artur Streiter-Bibliographie. Hrsg. Walter Fähnders. Essen: Klartext, 2007 (Schriften des Fritz-Hüser-Instituts 16), S. 33-54.
 
* Henning Zimpel: Artur Streiter und seine kulturhistorische Bedeutung in der Zeit der Weimarer Republik. Staatsexamensarbeit, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 2007 [Masch.].
 
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'''Autoren: Henning Zimpel/[[Benutzer:Walter_F|Walter Fähnders]]'''
 
 
 
{{Copyright}}
 
 
 
'''[[Portal Personen|Lexikon der Anarchie: Personen]]'''
 

Aktuelle Version vom 4. Juli 2021, 09:31 Uhr

Aus, Schluss und vorbei! Oder?

Flickr Evan Bench books in a stack 2007 800px.jpg

Willkommen auf der Homepage des DadAWeb, einem inzwischen eingestellten Online-Projekt der deutschsprachigen Anarchismusforschung.

Bis Mitte 2021 diente das DadAWeb als Online-Plattform für das 1986 von Günter Hoerig und Jochen Schmück gegründete Forschungs- und Dokumentationsprojekt Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus (DadA). Nachdem das DadA-Projekt und seine Dokumentationen der deutschsprachigen anarchistischen Literatur und Presse im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens eher ein Geheimtipp der internationalen Anarchismusforschung gewesen sind, sind wir mit dem Projekt 1996 online gegangen, um unsere Forschungs- und Dokumentationsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Damit gehörte das DadAWeb zu den ersten frühen deutschsprachigen libertären Webseiten im noch jungen globalen Netz des World Wide Web.

Ein Jahrzehnt später, also 2006, haben wir ergänzend zu den DadA-Dokumentationen und ergänzenden DadA-Contents (wie der DadA-Buchempfehlung) mit dem Lexikon der Anarchie ein weiteres großes Editionsprojekt ins DadAWeb mit aufgenommen. Als Printausgabe war das von Hansjürgen Degen 1993 gegründete und von ihm seitdem herausgegebene Lexikon der Anarchie 1996 an seine ökonomischen und redaktionellen Grenzen gestoßen und musste deshalb eingestellt werden. In Abstimmung mit den Autor*innen haben wir deshalb ein Jahrzehnt später eine Onlineversion des Lexikons der Anarchie als eine Autor*innen-Edition realisiert. Um den Autor*innen des Lexikons die Möglichkeit zu geben, ihre Lexikon-Beiträge selber zu pflegen, haben wir für das neue DadAWeb ein Wiki-System verwendet, das mit dem System der Wikipedia technisch identisch ist.

Weitere Contents kamen im Laufe der Jahre im DadAWeb hinzu, so:

Im letzten Jahrzehnt hat jedoch leider das Interesse an der Mitarbeit in den Online-Projekten des DadAWeb als auch an dem Lexikon der Anarchie zunehmend nachgelassen. Das mag zum einen dem Alter seiner Autor*innen geschuldet sein, von denen die meisten inzwischen das Rentenalter erreicht haben und nicht wenige auch schon gestorben sind. Zudem mag in Zeiten von Facebook, Twitter & Co. das immer noch recht sperrige User-Interface des Wiki-Systems nicht wenige der jüngeren Interessent*innen von einer Mitarbeit am DadAWeb abgehalten haben. Andere wiederum, die mit dem Wiki-System des DadAWeb keine Probleme gehabt hätten, haben dann lieber direkt bei der Wikipedia mitgearbeitet anstatt ein eher nach herkömmlichen editorialen Kriterien gestaltete Online-Version des Lexikons der Anarchie zu unterstützen. Inzwischen steht der Aufwand, der für die Systemadministration der DadAWeb-Site betrieben werden muss, in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zu seinem Nutzen als ein dynamisches Wiki-Onlinesystem. Deshalb hat der noch bestehende Freundeskreis des DadAWeb und des Lexikons der Anarchie beschlossen, einen Schlussstrich unter das DadAWeb als eine dynamische Website zu ziehen und seine Inhalte in der hiermit nun vorliegenden Web-Archivversion der Nachwelt zur Verfügung zu stellen.

Wir würden uns freuen, wenn das DadAWeb mit seinen Forschungsergebnissen und Dokumentationen auch in der Zukunft den an den Themen Anarchie und Anarchismus Interessierten weiter von Nutzen wäre.

In dieser Hoffnung verbleiben wir mit libertären Grüßen

Jochen Schmück
für den Freundeskreis des DadAWeb und des Lexikons der Anarchie | kontaktAtze.gifdadaweb.de