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| Buchcover: || [[Bild:978-3-89771-455-7.jpg|250px]]
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| Buchcover: || [[Bild:978-3-89771-474-8.jpg|250px]]
 
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| Autor/en: || Werner Portmann
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| Autor/en: || Gabriel Kuhn (Hrsg.)
 
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| Titel: || '''Die wilden Schafe'''
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| Titel: || '''>Neuer Anarchismus< in den USA'''
 
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| Untertitel: || Zwei radikale, jüdische Existenzen.
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| Untertitel: || Seattle und die Folgen
 
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| Editorial: || Vorwort von Siegbert Wolf.
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| Verlag: || [[UNRAST-Verlag]]
 
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| Verlag: || [[Verlag Edition AV]]
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| Erscheinungsort: || Münster
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| Erscheinungsort: || Lich/Hessen
 
 
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| Erscheinungsjahr: || 2008
 
| Erscheinungsjahr: || 2008
 
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| Umfang, Aufmachung: || Originalverölffentlichung. Broschur. 163 Seiten, 6 Abb.  
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| Umfang, Aufmachung: || Originalveröffentlichung. Broschur. 304 Seiten.  
 
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| ISBN: || (ISBN-13:) 978-3-89771-455-7
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| ISBN: || (ISBN-13:) 978-3-89771-474-8
 
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| Preis: || 14,00 EUR
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| Preis: || 16,80 EUR
 
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==Beschreibung==
 
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Der Schweizer Publizist und Sozialhistoriker Werner Portmann will mit seinem Buch „Die wilden Schafe“ an zwei fast vergessene radikale jüdische Aktivisten und Theoretiker erinnern: Die Brüder Siegfried Shlomo Nacht, später Stephen Naft (1878-1956) und Max(imilian) Nacht, später Max Nomad (1881-1973). Sie entstammten einer wohlhabenden Familie aus dem ostgalizischen Buczacz und hatten in Galizien, in der Schweiz, in Frankreich, England und den USA ihre Hauptwirkungsfelder hatten. Mit dem vorliegenden Buch wird dokumentiert, wie entscheidend das jüdische Herkunftsmilieu und das jüdische soziale Umfeld ihr Leben und Wirken geprägt hat. Gemeinsam mit Emma Goldman, Milly Witkop-Rocker und anderen gehörten sie zur ersten Generation jüdischer AnarchistInnen, die für die produktive Begegnung zwischen Judentum und Anarchismus in Osteuropa verantwortlich zeichnet und diese Verbindung zwischen jüdischer Tradition und libertärer Utopie infolge millionenfacher Emigration nach Westeuropa, Palästina, Lateinamerika und in die USA transportiert hat. Ihre Texte, teilweise unter Pseudonym geschrieben, sind Bestandteil eines radikalen, gesellschaftskritischen Diskurses geblieben, der sich gegen jede Art von Herrschaft und Totalitarismus wendet. Der Diskurs, der anhand ihrer Schriften, z.B. über Formen der ‚Direkten Aktion‘, geführt wurde und wird, findet aber ohne Kenntnis der eigentlichen Geschichte und der biographischen Hintergründe der Verfasser statt. Denn bis heute sind ihre spannenden Lebensgeschichten nicht aufgearbeitet worden.
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Die Proteste gegen das Treffen der Welthandelsorganisation in Seattle 1999 übten wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung gegenwärtiger US-amerikanischer Widerstandskultur aus. Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Entwicklung ist das Wiedererstarken einer anarchistischen Bewegung, die heute in einem nicht unerheblichen Ausmaß die politische Dissidenz des Landes definiert. Der vorliegende Band präsentiert diese Bewegung anhand neunzehn individuell eingeleiteter und kommentierter Quellentexte.  
 
 
Dabei wird dokumentiert, wie Siegfried Nacht im deutschen Sprachraum einen wesentlichen Beitrag leistete zur Bekanntmachung und Verbreitung des revolutionären Syndikalismus, inspiriert von der spanischen und französischen syndikalistischen ArbeiterInnenbewegung. Ebenso wird die damit verbundene antimilitaristische Propaganda in verschiedenen Ländern untersucht. Protmann thematisiert in seinem Buch die Freundschaft von Siegfried Nacht mit Rudolf Rocker und dessen Einfluss auf ihn. Ebenso seine Rolle im Leben und Werk von Max Nettlau, dem er - wie auch sein Bruder Max - wichtige existentielle Hilfe leistete. Daneben wird Max Nachts Mitwirken bei der Verbreitung anarchistischer Ideen in Galizien und seine zeitweilige Arbeit im russischen Untergrund beleuchtet. Weiter geht  das Buch auf den von Max Nacht in späten Jahren entwickelten ''skeptischen Anarchismus'' ein, der sich an die Ideen des libertären polnisch-russischen Revolutionärs Jan Waclav Makhaïski anlehnte. Und man kann Siegbert Wolf nur zustimmen  zu seiner im Vorwort vorgenommenen Einschätzung, dass der ''skeptische Anarchismus'' von Max Nacht ein wichtiger Diskussionsbeitrag für alle diejenigen sein kann, für die es keine "heiligen Kühe" der Kritik und Selbstkritik gibt. Max Nachts bisweilen sehr polemische Beurteilung des Anarchismus, gehört trotz aller Überzeichnungen bis heute zum Besten, Ehrlichsten und Radikalsten, was gegen den Anarchismus geschrieben wurde und zeugt von einer gewissen Hassliebe von einem, der sich längst nicht mehr als Anarchist verstand, aber im Innersten nie die Hoffnung auf eine herrschaftslose Gesellschaft aufgegeben hat.
 
  
Das Buch ist nicht zuletzt ein Versuch, sich den Beiden anhand ihrer jüdischen Identität oder Nicht-Identität zu nähern. Zweier Juden ohne Gott, die sich immer als Assimilisten betrachtet haben, die auf und in die jüdische Kultur keine große Hoffnung mehr setzten und trotzdem lebenslang im Disput mit dieser Kultur und ihren ExponentInnen standen und nie aufhörten, sich in ihrem Umfeld zu bewegen.
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Die Texte verbinden die Präsentation einflussreicher AutorInnen (Lorenzo Komboa Ervin, David Graeber, John Zerzan, Starhawk, Ward Churchill), Kollektive (CrimethInc., NEFAC, ALF/ELF) und Konzepte (Black Anarchism, Primitivismus, post-linke Anarchie, Postanarchismus, Freeganism) mit Darstellungen anarchistischer Alltagskultur (Evasion, Sascha Scatters Nachruf auf Brad Will) sowie Diskussionen um die Renaissance des Schwarzen Blocks (ACME-Kollektiv), Machoattitüden innerhalb der anarchistischen Szene (Rock-Bloc-Kollektiv), Segregationsprobleme sozialer Bewegungen (Elizabeth Martinez) und anarchistische Ökonomie (Michael Albert). Ein allgemeiner Einführungstext zur Geschichte des Anarchismus in den USA eröffnet den Band.
  
Als Triebfeder ihres Protestes wirkte bei Max und Siegfried Nacht das Gefühl der Empathie und das Bedürfnis, anderen zu helfen, auch hier wieder ein deutlicher Bezug zu ihrer Herkunftskultur und deren sozialen Werten. Die gesellschaftliche Verantwortung für das Wohlergehen und Lebensglück des Mitmenschen ist, ebenso wie auch bei anderen jüdischen AnarchistInnen, begründet in den lebensweltlichen Erfahrungen ihrer Abkunft, die sie gewissermaßen übertrugen in die anarchistische Sozialutopie. Die Brüder Max und Siegfried Nacht gingen dabei den Weg vieler RevolutionärInnen – nicht nur des des 20. Jahrhunderts: Angefangen vom radikalen, enthusiastischen Aufbruch und Optimismus der Jugendzeit hin zu einer abgeklärten gemäßigteren Haltung im Alter. Doch auch wenn sie der revolutionären anarchistischen Perspektiven im Alter keinen Sinn mehr abzugewinnen vermochten, so sind sie Sympathisanten der Anarchie geblieben und haben uns ihre Sehnsucht vererbt nach Freiheit, Gleichheit und dem Glück aller Menschen.
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Dass die Anthologie der in dem Buch berücksichtigen Quellentexte der zeitgenössischen anarchistischen Szene in den USA das Resultat einer subjektiven Auswahl des Herausgebers ist, verschweigt Gabriel Kuhn nicht. Ob das vollständige Ausklammern der Bewegung der Libertarians, die ja nicht nur aus neo-liberalistischen "Anarchokapitalisten" besteht, dem Gesamtverständnis des zeitgenössischen US-amerikanischen Anarchismus dienlich ist, mag in Frage gestellt werden. Zu dominant ist die Präsenz der "Libertarians" in der politischen Landschaft der USA als dass man sie, wie das der Herausgeber macht, ausblenden könnte, ohne damit zugleich Gefahr zu laufen, ein unnötigerweise verengtes und unvollständiges Bild des neuen Anarchismus in den USA zu zeichnen. Abgesehen von diesem Manko vermittelt das Buch einen lebendigen Eindruck von dem Reichtum und der Vielfalt, aber auch von den Schwächen und Konflikten der jüngeren anarchistischen Bewegung in den USA. Am Bespiel der USA verdeutlicht auch dieses Buch, dass ungeachtet des internationalistischen Anspruchs des Anarchismus durchaus nationale Eigenheiten in den verschiedenen anarchistischen Bewegungen der Welt existieren. Die Textsammlung von Kuhn erleichtert das Kennenlernen und vielleicht auch das Verstehen einiger der US-amerikanischen "Spezialitäten" des neuen Anarchismus.
  
 
''Jochen Schmück''
 
''Jochen Schmück''
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==Inhalt==
 
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Vorwort von Siegbert Wolf
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* Einleitung
Danksagung
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* Anarchismus in den USA
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* Seattle
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* Zum Buch
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1. Der ›Neue Anarchismus‹
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* David Graeber: »Die neuen AnarchistInnen«
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* CrimethInc.: »Für unser Leben kämpfen: Eine Einführung in den Anarchismus«
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2. Der Schwarze Block
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* ACME-Kollektiv: »N30 Kommuniqué aus dem Schwarzen Block«
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3. Anarchismus und People of Color
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* Elizabeth (Betita) Martinez: »Wo war die Farbe in Seattle? Auf der Suche nach Gründen, warum die ›große Schlacht‹ so weiß war«
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* Lorenzo Komboa Ervin: »Warum ich Anarchist bin / Woran ich glaube«
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4. ›Pagan Anarchism‹
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* Starhawk: »Hin zu einer aktivistischen Spiritualität«
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5. Anarchismus und Gender Politics
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* Rock-Bloc-Kollektiv: »Gib es der Mannarchie!«
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6. ›Lifestyle Anarchism‹
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* Mack Evasion: »Wo sind die Güterzüge?«
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* Wetlands-Activism-Kollektiv: »Was sind Freegans?«
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7. Primitivismus
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* John Zerzan: »Warum Primitivismus?«
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* Green-Anarchy-Kollektiv: »Was ist Grüne Anarchie? Eine Einführung in anti-zivilisatorische Theorie und Praxis«
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8. Post-Linke Anarchie
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* Jason McQuinn: »Post-linke Anarchie: Lassen wir die Linke hinter uns«
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9. Die Antwort linker AnarchistInnen
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* Peter Staudenmaier: »AnarchistInnen im Wunderland: Die verkehrte Welt post-linker Anarchie«
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10. Anarchismus und Ökonomie
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* Michael Albert: »Partizipatorische Ökonomie«
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11. Postanarchismus
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* Saul Newman: »Die Politik des Postanarchismus«
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12. Anarchismus und Organisation
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* NEFAC: »Die Frage revolutionärer anarchistischer Organisation: Ein NEFAC-Positionspapier«
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13. Anarchismus, Tierschutz, Naturschutz und Terrorismusanklagen
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* Randall Amster: »Perspektiven auf den Ökoterrorismus: Diskurse, Verwirrungen und Opfer«
  
* Die wilden Schafe
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14. Gegen das Imperium
* Jugend zwischen altem und neuem Glauben
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* Ward Churchill: »Manche stoßen zurück«
* Der Doktor aus Wien
 
* Der rote Doktor
 
* Wie der Sozialismus ins Schtetl kam
 
* Kindheit sozialistischer Rebellen
 
* Der Buczaczer Arbeiterbildungsverein
 
* Wiener Studienjahre
 
* Wie der Anarchismus nach Buczacz kam
 
* Kampf der Sozialismen im Schtetl
 
* Berliner Luft und Pariser Erleuchtung
 
* Die Londoner Generalstreik-Verkünder
 
* Umschau nach neuen Welten
 
* Ein vermeintlicher Königsmeuchler auf Nordafrikareise
 
* Die beschlagnahmte Freie Welt und die erzwungene Vagabondage
 
* Der Weckruf
 
* Amsterdam, Paris, Zürich - Prag oder Das Leben eines Wanderredakteurs
 
* Zürich in Aufruhr
 
* Herumschweifende Rebellen oder Nowhere at home
 
* Neue Ideologien oder Wer ist der Radikalste im Land?
 
* Gewaltige Worte
 
* Freund und Feind
 
* (Bildseiten)
 
* Vom revolutionären Syndikalismus zum Anarchosyndikalismus
 
* Die Wege trennen sich
 
* Die Spitzelaffäre oder Arrivederci Roma
 
* Over the sea
 
* Von Rocker und Roller
 
* Nomade der Gedanken
 
* Lebensabend im neuen Anarchismus
 
* Epilog oder Das Judentum von Zweien
 
  
'''Anhang'''
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15. Medienaktivismus
* Abkürzungen
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* Sascha Scatter: »Im Andenken an Brad Will: Der alte Freund und verrückte Revolutionär, der dem Tode trotzte«
* Bibliographie 1
 
* Bibliographie II
 
* Literaturverzeichnis
 
* Personenregister
 
 
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==Über den Autor==
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==Über den Autor und Herausgeber==
'''[[Benutzer:Portmann_W|Werner Portmann]]'''
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'''Kuhn, Gabriel''', geb. 1972 in Innsbruck, aktiv in antifaschistischer Politik seit 1988. Weitere Veröffentlichungen u.a.:
Werner Portmann, geb. 1958, Publizist, lebt in Zürich. Mitarbeit an verschiedenen Büchern zum Thema Anarchismus. Diverse Publikationen zur ArbeiterInnenbewegung und Filmgeschichte, u.a. Texte zu Carl Einstein, Oskar Maria Graf, Luigi Luccheni und Heiner Koechlin.  
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* Leben unter dem Totenkopf. Anarchismus und Piraterie, Essay, 1994;
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* Gustav Landauer: Anarchism in Germany and other essays, Übersetzung, 2004.  
  
 
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'''[[DadA-Buchempfehlung|Die DadA-Buchempfehlung]]'''
 
'''[[DadA-Buchempfehlung|Die DadA-Buchempfehlung]]'''
 
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Version vom 20. Oktober 2008, 20:28 Uhr

Die DadA-Buchempfehlung

Buchcover: 978-3-89771-474-8.jpg
Autor/en: Gabriel Kuhn (Hrsg.)
Titel: >Neuer Anarchismus< in den USA
Untertitel: Seattle und die Folgen
Verlag: UNRAST-Verlag
Erscheinungsort: Münster
Erscheinungsjahr: 2008
Umfang, Aufmachung: Originalveröffentlichung. Broschur. 304 Seiten.
ISBN: (ISBN-13:) 978-3-89771-474-8
Preis: 16,80 EUR

Beschreibung

Die Proteste gegen das Treffen der Welthandelsorganisation in Seattle 1999 übten wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung gegenwärtiger US-amerikanischer Widerstandskultur aus. Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Entwicklung ist das Wiedererstarken einer anarchistischen Bewegung, die heute in einem nicht unerheblichen Ausmaß die politische Dissidenz des Landes definiert. Der vorliegende Band präsentiert diese Bewegung anhand neunzehn individuell eingeleiteter und kommentierter Quellentexte.

Die Texte verbinden die Präsentation einflussreicher AutorInnen (Lorenzo Komboa Ervin, David Graeber, John Zerzan, Starhawk, Ward Churchill), Kollektive (CrimethInc., NEFAC, ALF/ELF) und Konzepte (Black Anarchism, Primitivismus, post-linke Anarchie, Postanarchismus, Freeganism) mit Darstellungen anarchistischer Alltagskultur (Evasion, Sascha Scatters Nachruf auf Brad Will) sowie Diskussionen um die Renaissance des Schwarzen Blocks (ACME-Kollektiv), Machoattitüden innerhalb der anarchistischen Szene (Rock-Bloc-Kollektiv), Segregationsprobleme sozialer Bewegungen (Elizabeth Martinez) und anarchistische Ökonomie (Michael Albert). Ein allgemeiner Einführungstext zur Geschichte des Anarchismus in den USA eröffnet den Band.

Dass die Anthologie der in dem Buch berücksichtigen Quellentexte der zeitgenössischen anarchistischen Szene in den USA das Resultat einer subjektiven Auswahl des Herausgebers ist, verschweigt Gabriel Kuhn nicht. Ob das vollständige Ausklammern der Bewegung der Libertarians, die ja nicht nur aus neo-liberalistischen "Anarchokapitalisten" besteht, dem Gesamtverständnis des zeitgenössischen US-amerikanischen Anarchismus dienlich ist, mag in Frage gestellt werden. Zu dominant ist die Präsenz der "Libertarians" in der politischen Landschaft der USA als dass man sie, wie das der Herausgeber macht, ausblenden könnte, ohne damit zugleich Gefahr zu laufen, ein unnötigerweise verengtes und unvollständiges Bild des neuen Anarchismus in den USA zu zeichnen. Abgesehen von diesem Manko vermittelt das Buch einen lebendigen Eindruck von dem Reichtum und der Vielfalt, aber auch von den Schwächen und Konflikten der jüngeren anarchistischen Bewegung in den USA. Am Bespiel der USA verdeutlicht auch dieses Buch, dass ungeachtet des internationalistischen Anspruchs des Anarchismus durchaus nationale Eigenheiten in den verschiedenen anarchistischen Bewegungen der Welt existieren. Die Textsammlung von Kuhn erleichtert das Kennenlernen und vielleicht auch das Verstehen einiger der US-amerikanischen "Spezialitäten" des neuen Anarchismus.

Jochen Schmück

Inhalt

  • Einleitung
  • Anarchismus in den USA
  • Seattle
  • Zum Buch


1. Der ›Neue Anarchismus‹

  • David Graeber: »Die neuen AnarchistInnen«
  • CrimethInc.: »Für unser Leben kämpfen: Eine Einführung in den Anarchismus«


2. Der Schwarze Block

  • ACME-Kollektiv: »N30 Kommuniqué aus dem Schwarzen Block«


3. Anarchismus und People of Color

  • Elizabeth (Betita) Martinez: »Wo war die Farbe in Seattle? Auf der Suche nach Gründen, warum die ›große Schlacht‹ so weiß war«
  • Lorenzo Komboa Ervin: »Warum ich Anarchist bin / Woran ich glaube«


4. ›Pagan Anarchism‹

  • Starhawk: »Hin zu einer aktivistischen Spiritualität«


5. Anarchismus und Gender Politics

  • Rock-Bloc-Kollektiv: »Gib es der Mannarchie!«


6. ›Lifestyle Anarchism‹

  • Mack Evasion: »Wo sind die Güterzüge?«
  • Wetlands-Activism-Kollektiv: »Was sind Freegans?«


7. Primitivismus

  • John Zerzan: »Warum Primitivismus?«
  • Green-Anarchy-Kollektiv: »Was ist Grüne Anarchie? Eine Einführung in anti-zivilisatorische Theorie und Praxis«


8. Post-Linke Anarchie

  • Jason McQuinn: »Post-linke Anarchie: Lassen wir die Linke hinter uns«


9. Die Antwort linker AnarchistInnen

  • Peter Staudenmaier: »AnarchistInnen im Wunderland: Die verkehrte Welt post-linker Anarchie«


10. Anarchismus und Ökonomie

  • Michael Albert: »Partizipatorische Ökonomie«


11. Postanarchismus

  • Saul Newman: »Die Politik des Postanarchismus«


12. Anarchismus und Organisation

  • NEFAC: »Die Frage revolutionärer anarchistischer Organisation: Ein NEFAC-Positionspapier«


13. Anarchismus, Tierschutz, Naturschutz und Terrorismusanklagen

  • Randall Amster: »Perspektiven auf den Ökoterrorismus: Diskurse, Verwirrungen und Opfer«


14. Gegen das Imperium

  • Ward Churchill: »Manche stoßen zurück«


15. Medienaktivismus

  • Sascha Scatter: »Im Andenken an Brad Will: Der alte Freund und verrückte Revolutionär, der dem Tode trotzte«

Über den Autor und Herausgeber

Kuhn, Gabriel, geb. 1972 in Innsbruck, aktiv in antifaschistischer Politik seit 1988. Weitere Veröffentlichungen u.a.:

  • Leben unter dem Totenkopf. Anarchismus und Piraterie, Essay, 1994;
  • Gustav Landauer: Anarchism in Germany and other essays, Übersetzung, 2004.

Die DadA-Buchempfehlung