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(Anarchism and Political Modernity)
(Die DadA-Buchempfehlung)
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| Editoriales: || Edition Moderne Postmoderne. Zugleich Dissertation an der Freie Universität Berlin.
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Version vom 7. März 2012, 21:17 Uhr

Die DadA-Buchempfehlung

Buchcover: [[]]
Autor/en: Nathan Jun
Titel: Anarchism and Political Modernity
Untertitel: -
Editoriales: -
Verlag: Continuum Books
(Contemporary Anarchist Studies)
Erscheinungsort: New York
Erscheinungsjahr: 2012
Umfang, Aufmachung: Kartoniert, 272 Seiten.
ISBN: (ISBN-13:) 978-1441166869
Preis: 23,99 EUR
Direktkauf:

Besprechung

Anarchism and Political Modernity

Die Postmoderne – ein alter Hut im Anarchismus? Nathan Jun ist dieser Auffassung und deshalb versucht er mit seinem Buch nachzuweisen, dass das, was wir aus der postmodernen Theoriebildung kennen, z.B. eine radikale Neukonzeption des Subjekts oder die Kritik an Repräsentation, eigentlich schon viel früher in Erscheinung trat und zwar als gerade mal die so genannte Moderne ohne ihr „post-“Anhängsel angebrochen war.Anarchistisches Denken stelle in seinen Ursprüngen den ersten politischen „postmoderne Impuls“ (S. xi) dar. Eine umfassende Kritik an der Moderne, die üblicherweise mit Friedrich Nietzsche assoziiert wird, seibereits zu einem früheren Zeitpunkt von Proudhon und anderen anarchistischen Theoretikern hervorgebracht worden.

Was inspiriert von David Graebers “Fragments of an Anarchist Anthropology” im Jahr 2004 begann, will Jun nun versuchen: dem Anarchismus auf akademischer Ebene endlich die Aufmerksamkeitwidmen, der es schon lange bedurft hätte. Nicht zuletzt, weil der Liberalismus mit seiner „Staatsfixierung“ (David Mitrany) inzwischenzum „de facto“ alleinigenBezugsrahmen gegenwärtiger politischer Theorie geworden sei. Mit seinem Beitrag zur Anarchismus-Forschung greift Jun in eine vorwiegend akademisch geführte Kontroverse über den „Postanarchismus“ ein: Saul Newman hat in der Vergangenheit den so genannten ’Klassikern‘ des Anarchismus (Bakunin, Kropotkin usw.) vorgeworfen, sie würden allesamt die Existenz einer intrinsisch guten menschlichen Natur voraussetzen und darauf ihre Philosophie aufbauen. Ihr Denken funktioniere im Grunde genommen nach dem Muster eines positiv gewendeten„Leviathan“ von Thomas Hobbes. Das hieße in Konsequenz: Die anarchistische Theorie gehe dabei nicht anders vor als andere politikphilosophische Ansätze auch, wiez.B. die Vertragstheoretiker Rousseau und Locke, nämlich indem sie menschliche Identität normieren. Kürzer ausgedrückt: Sie etabliert damit einen Grundmechanismus von Herrschaft.Das klingt nach Poststrukturalismus. Nicht zufällig versuchen postanarchistische Ansätze gerade in diesem Aspekt eine Reformulierung anarchistischer Theorie mit Bezug auf die Werke von Derrida, Deleuze, Foucault und anderen.

Nathan Jun allerdings hält diese postanarchistische Kritik nicht nur für unberechtigt, sondern behauptet, sie habe kaum etwas für die anarchistische Theoriebildunginsgesamt erreicht.An vielen Stellen in seinem Buch weister überzeugend darauf hin, dass Anarchismus und Poststrukturalismus gleichermaßen seit jeher Normativität zurückweisen.Dabei bestehe die deutlichste Parallele zwischen beiden in einer Kritik an Repräsentation, d.h. an der Annahme, ein Mensch könne für jemand anderen sprechen (politisch) bzw. an der Kraft normierenden Wissens einer Gesellschaft (epistemisch).

„Anarchismand Political Modernity“ schafft es in seinen insgesamt sechs Kapiteln das zu halten, was in der wirklich lesenswerten Einleitung versprochen wurde. Detailliert zeichnet Jun die Genealogie der Kategorie „des Politischen“ nach und unterzieht das Phänomen der politischen Moderne einer kritischen Analyse hinsichtlich ihrer zwei Hauptparadigmen, dem Liberalismus und dem Sozialismus.Der Anarchismus hingegen sei am besten als eine Art Postmodernismus aufzufassen, heute wie damals. Gerade das mache diese Denktradition so hochaktuell. Letztlich vermöge der Poststrukturalismus die anarchistische Praxis und ihre Theorietradition zwar zu erweitern, jedoch auf andere Weise als es die von Jun kritisierten Entwürfe von Saul Newman, Lewis Call und Todd May tun. In diesem Zusammenhang taucht in Juns Untersuchung immer wieder der Name Friedrich Nietzsche auf. Es scheint, als nehme dieser mit seiner vitalistischen Philosophie, also dem Gedanken der Lebensliebe(S. 186ff.), eine Mittlerfigur zwischen den Anarchist/innen und den Poststrukturalisten ein: Im alltäglichen Ringen um die Möglichkeit “anders“ denken, handeln und (da-)sein zu können.

Juns Buch ist kein dicker Wälzer, durch den sich die Leser/innen mühevoll durchkämpfen müssen. Einzelne Abschnitte lassen sich ohne weiteres isoliert lesen. Im sprachlichen Jargon richtet sich das Buch allerdings an ein akademisch oder autodidaktisch im Bereich der politischen Philosophie vorgebildetesPublikum. Wertvolle Gedanken, wie z.B. das Politische als „Sozialphysik“ zu begreifen, regen an, neu über Macht, Herrschaft und das Individuum Mensch nachzudenken, sowie darüber, was dies für den Drang nach gesellschaftlicher Veränderung unter anarchistischem Vorzeichen bedeuten könnte.

Wer an aktuellster anarchistischer Philosophie Interesse hat, der/die möge hineinlesen!


Dominique Miething,
Berlin, März 2012

INHALT

Danksagung [8]
Siglen [9]

1. Einleitung
1.1. Vorwort [15]
1.2. Arbeitsdefinitionen zentraler Begriffe [26]
1.3. "Individualismus" und "Individualität" in der aktuellen sozialwissenschaftlichen Diskussion [32]
1.4. Fragestellung und Begründung [36]
1.5. Forschungsstand [37]
1.6. Erweiterte Fragestellung [58]
1.7. Methodik der Untersuchung und Operationalisierung [60]
1.8. Überblick über die verwendete Primärliteratur und Begründung der getroffenen Auswahl [85]

2. Nietzsches "Übermensch" und die Konstruktion von Individualität
2.1. Verwendung des Begriffs "Individualität" und seiner Synonyme [93]
2.2. Das Motiv des "Principium individuationis" in "Die Geburt der Tragödie" [104]
2.3. Das "souveräne Individuum" bei Friedrich Nietzsche [111]
2.4. Die Bedeutung der Kategorie des Willens [147]
2.5. Die Bedeutung der Moral für die Konstruktion des "souveränen Individuums" [154]
2.6. Die Überwindung der Religion als Voraussetzung für die Konstituierung des "souveränen Individuums" [167]
2.7. Der Individualismus bei Nietzsche [174]
2.8. Die Bedeutung des Verbrechens und der Revolte in Bezug auf die Konstruktion von Individualität [184]
2.9. Zwischenfazit [194]

3. De Sades Konzept von radikaler Individualität
3.1. Die Verwendung des Begriffs "Individualität" und seiner Synonyme [199]
3.2. Libertins im Werk de Sades [204]
3.3. Die Rolle des "freien Willens" in der Konstruktion des Libertins [223]
3.4. Moral, Sitte und Tugend contra individualistische Ethik [227]
3.5. Die Rolle der Religion [232]
3.6. Die Bedeutung des Verbrechens für die Konstruktion der Individualität [242]
3.7. Die Kritik und Parodie des klassischen Gesellschaftsvertrages sowie neue Formen des Gesellschaftsverkehrs [253]
3.8. Zwischenfazit [269]

4. Stirners Konzept von radikaler Individualität
4.1. Die Verwendung des Begriffs der "Individualität" und seiner Synonyme [273]
4.2. Die Entwicklung des "Eigners" [276]
4.3. Die Rolle des "freien Willens" bei der Konstruktion des "Eigners" [288]
4.4. Die "Eigenheit" [291]
4.5. Negierung von Moral und die Umwertung von Werten [296]
4.6. Der Atheismus [298]
4.7. Die Gesellschaftskritik [301]
4.8. Der Egoismus im Werk Stirners [304]
4.9. Das Verbrechen als Verteidigung der Entfaltungsfreiheit des Individuums [312]
4.10. Ideologiekritik [314]
4.11. Zwischenfazit [316]

5. Einordnung und Übertragung der Ergebnisse auf den aktuellen Diskurs
5.1. Die Übereinstimmungen und Differenzen bezüglich der Auffassung von Individualität und "Individualismus" bei D. A. F. de Sade und Friedrich Nietzsche [319]
5.2. Die Übereinstimmungen und Differenzen bezüglich der Auffassung von Individualität bei Max Stirner und Friedrich Nietzsche [330]
5.3. Qualitative und quantitative Bewertung der Übereinstimmungen [334]
5.4. Die Differenzen in den Konzepten der drei miteinander konfrontierten Denker [336]
5.5. Überschneidungen und Differenzen zu aktuellen Diskursen sowie Anknüpfungspunkte [338]
5.6. Ausblick: Potentielle Impulse für einen aktuellen Diskurs [353]

6. Fazit und Ausblick [363]

7. Quellen- und Literaturverzeichnis
7.1. Verwendete Quellen [367]
7.2. Verwendete Literatur [368]



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