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Im Projekt A soll die Trennung zwischen Privatleben, Erwerbsarbeit und politischen Aktivitäten aufgehoben werden. Alle Lebensbereiche werden kollektiv organisiert. Kernstück sind die „Doppelprojekte“: Eine Gruppe, deren Mitglieder auch zusammen wohnen, betreibt gemeinsam sowohl ein wirtschaftliches Unternehmen, als auch ein kulturelles, soziales oder politisches Projekt, das aus den Gewinnen des Unternehmens finanziert wird. Mehrere solcher Doppelprojekte vernetzen sich und wirtschaften gemeinsam.
 
Im Projekt A soll die Trennung zwischen Privatleben, Erwerbsarbeit und politischen Aktivitäten aufgehoben werden. Alle Lebensbereiche werden kollektiv organisiert. Kernstück sind die „Doppelprojekte“: Eine Gruppe, deren Mitglieder auch zusammen wohnen, betreibt gemeinsam sowohl ein wirtschaftliches Unternehmen, als auch ein kulturelles, soziales oder politisches Projekt, das aus den Gewinnen des Unternehmens finanziert wird. Mehrere solcher Doppelprojekte vernetzen sich und wirtschaften gemeinsam.
 
Ausgangspunkt dieses Projektanarchismus sollte eine verschlafene, westdeutsche Kleinstadt sein. „In meinem Projekt geht es unter anderem darum, ein lustvolles Leben zu leben, ohne sich dessen zu schämen, ohne dass es auf Kosten anderer Menschen, der politischen Aktivitäten oder arroganter Ausbeutung anderer geschieht.“ An immer mehr Orten sollten solche Projekte entstehen, einen gemeinsamen Rat bilden, und Schritt für Schritt soll sich dieses neue, attraktive Lebensmodell ausweiten. Nach Horst Stowassers Vorstellung wird aus dem Projekt A „ein dynamisches Konzept, eine Idee, die sich über das ganze Land – ja (bitte nicht lachen) über die ganze Welt ausbreiten kann. Soll!“
 
Ausgangspunkt dieses Projektanarchismus sollte eine verschlafene, westdeutsche Kleinstadt sein. „In meinem Projekt geht es unter anderem darum, ein lustvolles Leben zu leben, ohne sich dessen zu schämen, ohne dass es auf Kosten anderer Menschen, der politischen Aktivitäten oder arroganter Ausbeutung anderer geschieht.“ An immer mehr Orten sollten solche Projekte entstehen, einen gemeinsamen Rat bilden, und Schritt für Schritt soll sich dieses neue, attraktive Lebensmodell ausweiten. Nach Horst Stowassers Vorstellung wird aus dem Projekt A „ein dynamisches Konzept, eine Idee, die sich über das ganze Land – ja (bitte nicht lachen) über die ganze Welt ausbreiten kann. Soll!“
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== Geschichte: ==
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Nach jahrelangen Diskussionen im bundesweiten "Projekt A"-Zusammenhang (der sich 1994 auflöste) wurden drei Orte ausgewählt: Leer in Ostfriesland, Alsfeld in der Nähe von Frankfurt am Main, und das pfälzische Neustadt an der Weinstraße. Leer kam nicht richtig ins Laufen. Der erste Versuch in Alsfeld scheiterte an den Menschen und ihrem problematischen Miteinander. So kam die „Bewerbung“ der Neustädter*innen zum Zuge und es entstand das Projekt A in Neustadt an der Weinstraße unter dem Namen "Werk selbstverwalteter Projekte und Einrichtungen" (WESPE). Dort gab es eine lokale Szene und ein paar selbstverwaltete Betriebe. Im Laufe der Jahre zogen immer mehr Leute dorthin, und nach dem Scheitern von Alsfeld kam auch Horst Stowasser 1990 nach Neustadt.
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Ende 1989 wurde eine ehemalige Fabrik erworben und zum Projektzentrum "Ökohof" umgebaut, weitere Betriebe entstanden, das Projekt wuchs auf mehr als 100 Menschen an. Es ging nicht darum, die Ideen aus dem Projekt-A-Buch eins zu eins umzusetzen, das hatte auch Horst Stowasser nicht erwartet. Die WESPE hat sich nie als Gruppe mit einer bestimmten politischen Ideologie verstanden. Der anarchistische Anspruch bestand ausdrücklich in einer Offenheit für jede*n, wer sich dazugehörig fühlte. Von den Zugezogenen kamen einige wegen dem Projekt A mit einer politischen Perspektive. Andere wollten in einem bestimmten Kollektiv arbeiten. Es kamen auch Leute, die mit Politik nicht viel am Hut hatten, aber das soziale Miteinander schätzten. Gemeinsam war allen, dass sie – wenn auch auf unterschiedliche Weise – für sich und ihr Leben mehr suchten, als die bürgerliche Gesellschaft zu bieten hat.
  
 
== Nachgedanken: ==
 
== Nachgedanken: ==

Version vom 31. Mai 2021, 07:57 Uhr

Wespe - Werk selbstverwalteter Projekte und Einrichtungen


Die Idee:

1985 erschien „Das Projekt A“ von Horst Stowasser (1951-2009) als DIN-A4-Broschüre in kleiner Auflage. Es war nicht im Buchhandel zu bekommen, sondern wurde in nummerierten Exemplaren persönlich weitergegeben. Darin entfaltete der Autor Ideen eines Projekts zur umfassenden gesellschaftlichen Veränderung, die seit einigen Jahren in bundesweiten Zusammenhängen diskutiert worden waren. Im Projekt A soll die Trennung zwischen Privatleben, Erwerbsarbeit und politischen Aktivitäten aufgehoben werden. Alle Lebensbereiche werden kollektiv organisiert. Kernstück sind die „Doppelprojekte“: Eine Gruppe, deren Mitglieder auch zusammen wohnen, betreibt gemeinsam sowohl ein wirtschaftliches Unternehmen, als auch ein kulturelles, soziales oder politisches Projekt, das aus den Gewinnen des Unternehmens finanziert wird. Mehrere solcher Doppelprojekte vernetzen sich und wirtschaften gemeinsam. Ausgangspunkt dieses Projektanarchismus sollte eine verschlafene, westdeutsche Kleinstadt sein. „In meinem Projekt geht es unter anderem darum, ein lustvolles Leben zu leben, ohne sich dessen zu schämen, ohne dass es auf Kosten anderer Menschen, der politischen Aktivitäten oder arroganter Ausbeutung anderer geschieht.“ An immer mehr Orten sollten solche Projekte entstehen, einen gemeinsamen Rat bilden, und Schritt für Schritt soll sich dieses neue, attraktive Lebensmodell ausweiten. Nach Horst Stowassers Vorstellung wird aus dem Projekt A „ein dynamisches Konzept, eine Idee, die sich über das ganze Land – ja (bitte nicht lachen) über die ganze Welt ausbreiten kann. Soll!“

Geschichte:

Nach jahrelangen Diskussionen im bundesweiten "Projekt A"-Zusammenhang (der sich 1994 auflöste) wurden drei Orte ausgewählt: Leer in Ostfriesland, Alsfeld in der Nähe von Frankfurt am Main, und das pfälzische Neustadt an der Weinstraße. Leer kam nicht richtig ins Laufen. Der erste Versuch in Alsfeld scheiterte an den Menschen und ihrem problematischen Miteinander. So kam die „Bewerbung“ der Neustädter*innen zum Zuge und es entstand das Projekt A in Neustadt an der Weinstraße unter dem Namen "Werk selbstverwalteter Projekte und Einrichtungen" (WESPE). Dort gab es eine lokale Szene und ein paar selbstverwaltete Betriebe. Im Laufe der Jahre zogen immer mehr Leute dorthin, und nach dem Scheitern von Alsfeld kam auch Horst Stowasser 1990 nach Neustadt. Ende 1989 wurde eine ehemalige Fabrik erworben und zum Projektzentrum "Ökohof" umgebaut, weitere Betriebe entstanden, das Projekt wuchs auf mehr als 100 Menschen an. Es ging nicht darum, die Ideen aus dem Projekt-A-Buch eins zu eins umzusetzen, das hatte auch Horst Stowasser nicht erwartet. Die WESPE hat sich nie als Gruppe mit einer bestimmten politischen Ideologie verstanden. Der anarchistische Anspruch bestand ausdrücklich in einer Offenheit für jede*n, wer sich dazugehörig fühlte. Von den Zugezogenen kamen einige wegen dem Projekt A mit einer politischen Perspektive. Andere wollten in einem bestimmten Kollektiv arbeiten. Es kamen auch Leute, die mit Politik nicht viel am Hut hatten, aber das soziale Miteinander schätzten. Gemeinsam war allen, dass sie – wenn auch auf unterschiedliche Weise – für sich und ihr Leben mehr suchten, als die bürgerliche Gesellschaft zu bieten hat.

Nachgedanken: