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Léo Malet

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Lexikon der Anarchie: Personen


Léon "Léo" Malet (* 1909 in Montpellier; + 1996 in Châtillon-sous-Bagneux) war ein französischer Anarchist, surrealistischer Poet und Krimiautor. Er veröffentlichte u.a. unter den Pseudonymen Johnny Metal und Noël Telam.

Leben und Werk

Veranlasst durch die kommt er in 1924/25 in anarchistische Kreise in Montpellier. Er schreibt u.a. für die anarchistischen Zeitungen "L'Insurge", "La Revue Anarchiste" und "L'Homme aux Sandales" u.a. unter dem Pseudonym Noël Telam. Er ist zu jener Zeit noch stark vom Illegalismus geprägt. In "Die Brücke am Nebel" (1956) distanziert er sich allerdings von jenem Denken.

Von seinem Wunsch getrieben, Chansonier zu werden, geht er bald darauf nach Paris, wo er sich als Chansonier und mit Hilfstätigkeiten durchschlägt. Dabei lernt er auch um 1930 Andre Breton kennen und wirkt einige Jahre im Umfeld des Surrealismus. Sein damaliges Anarchismus-Verständnis drückt er in seiner Autobiographie "Stoff für viele Leben" aus: "Ein Anarchist ist jemand, der versucht selbst zu denken. Die Anarchisten sind ganz besondere Leute, auch der Dümmste von ihnen. Er hat etwas, das ein gewöhnlicher Bürger, der dressierte Wähler, nicht hat, er ist origineller als eine Gaslaterne.".

Zeitweilig tendiert er - wie auch andere Surrealisten - hin zum Trotzkismus. Wann genau die Hinwendung erfolgte und die Abkehr davon, ist nicht eindeutig festzumachen. Laut eigener Ausgabe in einem Interview mit einer französischen Kulturzeitschrift lernt er in den 30er Jahren auch den spanischen Anarchisten Buenaventura Durruti kennen.

Anfang der 40er Jahre beginnt er Kriminalromane zu schreiben - zu erst unter dem Pseudonym Johnny Metal - dann unter seinem richtigen Roman. Der Hauptprotagonist ist der Privatdetektiv Nestor Burma, ein partielles Alter-Ego von Leo Malet selbst. Inspiriert von dem sozialistischen Autor Eugène Sue verfasst er die "Neuen Mysterien von Paris", eine Reihe von Kriminalromanen, die jeweils in einem anderen Arrondissement von Paris spielen.

In den 50er Jahren finden sich dann auch wieder Beiträge von ihm in der anarchistischen Presse - u.a. in "Le Monde Libertaire", dem Organ der Fédération Anarchiste.

In den späteren Jahren relativiert er sein anarchistisches Selbstverständnis. In einem Interview mit Daniel Malerin im Jahr 1974 erklärte er: "Um die Dinge zu vereinfachen, sage ich im Gespräch manchmal, daß ich Anarchist bin... obwohl der Anarchist, welcher ich war, nichts mit den heutigen Anarchisten zu tun hat. Ich würde eher sagen, daß ich Nonkonformist bin. [...] Was ich mir wünsche, das ist eine gute bürgerliche Gesellschaft (in der Art der dritten Republik), die gelegentlich gemildert wird durch die Ermordung eines Staatspräsidenten."

Booquinisten an der Seine


Neben der Tätigkeit als Autor schlug er sich noch mit anderen Jobs - u.a. als Schauspieler und Booquinist - durchs Leben.

Für seine Erzählungen und Romane erhielten mehrere bedeutende Literaturpreise. An seinem Geburtsthaus in Montpellier (5, Rue du Bassin) erinnert noch eine Gedenktafel an ihn.

Stellenwert im Anarchismus

Einzelne Romane von ihm spielen im anarchistischen Milieu ("Die Brücke im Nebel") bzw. sind inspiriert vom Wirken der Bonnot-Bande ("Das Leben ist zum Kotzen!"). Einige von ihnen wurden auch von dem Zeichner Tardi, der der Fédération Anarchisten nahesteht, als Comic adoptiert. Über "Das Leben ist zum Kotzen" schrieb Malet in seiner Autobiographie: "Am Anfang wollte ich den Abstieg eines Banditen mit Realen (Bonnot) zum gewöhnlichen Verbrecher zeigen. Diese Sozialstudie verwandelte sich bald in die Darstellung eines Minderwertigkeitskomplexes." Von historischem Interesse ist auch seine Autobiographie "Stoff für viele Leben", in der er u.a. über seine Begegnungen mit Marius Jacob, E. Armand und André Colomer berichtet und einen Einblick in das anarchistische Milieu jener Zeit gewährt. DesWeiteren findet sich unter seinen Gedichten eine Hommage an den libertären Dieb Pierre-François Lacenaire. Seine Beiträge in der anarchistischen Presse der 20er Jahre wurden bislang nicht neu publiziert.

Werke (Auswahl)

  • Schwarze Trilogie:
    • Das Leben ist zum Kotzen, Edition Nautilus Hamburg 2009.
    • Die Sonne scheint nicht für uns, Edition Nautilus Hamburg 2010.
    • Angst im Bauch, Edition Nautilus Hamburg 2009.
  • Die neuen Mysterien von Paris (Auswahl)
    • Die Nächte von St. Germain, Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2002.
    • Die Brücke im Nebel,. Elster Verlag Bühl-Moos 1987.
    • Ein Clochard mit schlechten Karten. Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1993.
  • Autobiographische Texte:
    • Stoff für viele Leben, Edition Nautilus Hamburg 1990.
    • Journal secret, Fleuve Noir Paris 1997.
  • Sonstige Texte:
    • Brüll das Leben an. Frühe Texte und Gedichte, Elster Verlag Bühl-Moos 1986.

Sekundärliteratur

  • Gauteur, Claude: Leo Malet et la cinema, Editions LettMotif La Madeleine 2016.
  • Pérolini, Cédric: Léo Malet - Mauvais Sujet. Nestor Burma passe aux aveux, L'atinoir Marseille 2010.

Verfilmungen

  • 120, Rue de la Gare (F 1945, R.: Jacques Daniel-Norman)
  • Enigme aux Folies-Bergère (F 1958, R.: Jean Mitry)
  • La Nuit de Saint-Germain-des-Prés (F 1977, R.: Bob Swaim)
  • Nestor Burma Détective de Choc (F 1981, R.: Jean-Luc Miesch)

Daneben gab es auch eine Fernsehserie.

Comicadaptionen (Auswahl)

  • 120, rue de la gare (Z.: Jacques Tardi), Edition Moderne Zürich 1988.
  • Die Brücke im Nebel (Z.: Jacques Tardi), Carlson Verlag Hamburg 1986.

Hörspiele (Auswahl)

  • Das Leben ist zum Kotzen (SWR 2002, R.: Leonhard Koppelmann)

Autor: Maurice Schuhmann Zuletzt geändert: 28. Januar 2021

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