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Wilde, Oscar: Unterschied zwischen den Versionen

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Wildes Werk  ist durch einen ausgeprägten Freiheitsdurst gekennzeichnet. Zudem vertrat einen ästhetischen Individualismus - vor allem in seinem Aufsatz "Der Sozialismus und die Seele des Menschen" -, der libertäre Anknüpfungspunkte bietet. Er setzte sich auch für die Verurteilten anarchsten vom [[Haymarket]] ein. Des Weiteren stand er in Briefkontakt mit [[Morris, William| William Morris]], dessen Werk "News from Nowhere" ihm seit seiner Jugend sehr imponierte. Mit seiner Erwähnung durch [[Nettlau, Max|Max Nettlau]] (1925) in seiner "Geschichte der Anarchie" sowie dem Text  "The paradox of Oscar Wilde" von [[George Woodcock]] (1950) hielt Oscar Wilde endgültig Einzug in den anarchistischen Diskurs. Daneben war Oscar Wilde auch mit Lord Alfred Douglas liiert, der den Begriff "namenlose Liebe" geprägt hat. Wilde nutzte eine Zeile aus einem seiner Gedichte in seiner Verteidigungsrede vor Gericht. Er wurde wahrscheinlich deshlab auch zu einem zentralen Begriff für [[Mackay, John Henry|John Henry Mackay]] ("Bücher der namenlosen Liebe"), der unter dem Pseyudonym Sagitta "Die Bücher der namenlosen Liebe" verfasste. Hierzu schreibt Mackays Biograph Hubert Kennedy: "Alle medizinischen, juristischen und moralistischen Begriffe seiner Zeit lehnte er [Mackay] ab und sprach immer nur von der “namenlosen Liebe”, wahrscheinlich beeinflußt von der 'Liebe, die ihren Namen nicht zu sagen wagt', eine berühmte Äußerung von Oscar Wilde bei seinem Prozeß im Jahre 1895.".
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Wildes Werk  ist durch einen ausgeprägten Freiheitsdurst gekennzeichnet. Zudem vertrat einen ästhetischen Individualismus - vor allem in seinem Aufsatz "Der Sozialismus und die Seele des Menschen" -, der libertäre Anknüpfungspunkte bietet. Er setzte sich auch für die Verurteilten anarchsten vom [[Haymarket]] ein. Des Weiteren stand er in Briefkontakt mit [[Morris, William| William Morris]], dessen Werk "News from Nowhere" ihm seit seiner Jugend sehr imponierte. Mit seiner Erwähnung durch [[Nettlau, Max|Max Nettlau]] in seiner "Geschichte der Anarchie" (1925) sowie dem Text  "The paradox of Oscar Wilde" von [[George Woodcock]] (1950) hielt Oscar Wilde endgültig Einzug in den anarchistischen Diskurs. Daneben war Oscar Wilde auch mit Lord Alfred Douglas liiert, der den Begriff "namenlose Liebe" geprägt hat. Wilde nutzte eine Zeile aus einem seiner Gedichte in seiner Verteidigungsrede vor Gericht. Er wurde wahrscheinlich deshlab auch zu einem zentralen Begriff für [[Mackay, John Henry|John Henry Mackay]] ("Bücher der namenlosen Liebe"), der unter dem Pseyudonym Sagitta "Die Bücher der namenlosen Liebe" verfasste. Hierzu schreibt Mackays Biograph Hubert Kennedy: "Alle medizinischen, juristischen und moralistischen Begriffe seiner Zeit lehnte er [Mackay] ab und sprach immer nur von der “namenlosen Liebe”, wahrscheinlich beeinflußt von der 'Liebe, die ihren Namen nicht zu sagen wagt', eine berühmte Äußerung von Oscar Wilde bei seinem Prozeß im Jahre 1895.".
  
 
==Werke mit libertären Bezügen==
 
==Werke mit libertären Bezügen==

Version vom 28. Januar 2021, 10:39 Uhr

Lexikon der Anarchie: Personen


Oscar Wilde (1854-1900)

Oscar Fingal O’Flahertie Wills Wilde (* 16.10.1854 in Dublin; + 30.11.1900 in Paris) war ein irischer Autor ("Das Bildnis des Dorian Gray") und Dandy. [Der vorliegende Beitrag fokussiert die libertären Bezugspunkte im Werk Oscar Wildes. Bezüglich der generellen Biographie Oscar Wildes empfiehlt es sich , die Seite Besuche Oscar Wilde zu frequentieren.]

Wildes Werk ist durch einen ausgeprägten Freiheitsdurst gekennzeichnet. Zudem vertrat einen ästhetischen Individualismus - vor allem in seinem Aufsatz "Der Sozialismus und die Seele des Menschen" -, der libertäre Anknüpfungspunkte bietet. Er setzte sich auch für die Verurteilten anarchsten vom Haymarket ein. Des Weiteren stand er in Briefkontakt mit William Morris, dessen Werk "News from Nowhere" ihm seit seiner Jugend sehr imponierte. Mit seiner Erwähnung durch Max Nettlau in seiner "Geschichte der Anarchie" (1925) sowie dem Text "The paradox of Oscar Wilde" von George Woodcock (1950) hielt Oscar Wilde endgültig Einzug in den anarchistischen Diskurs. Daneben war Oscar Wilde auch mit Lord Alfred Douglas liiert, der den Begriff "namenlose Liebe" geprägt hat. Wilde nutzte eine Zeile aus einem seiner Gedichte in seiner Verteidigungsrede vor Gericht. Er wurde wahrscheinlich deshlab auch zu einem zentralen Begriff für John Henry Mackay ("Bücher der namenlosen Liebe"), der unter dem Pseyudonym Sagitta "Die Bücher der namenlosen Liebe" verfasste. Hierzu schreibt Mackays Biograph Hubert Kennedy: "Alle medizinischen, juristischen und moralistischen Begriffe seiner Zeit lehnte er [Mackay] ab und sprach immer nur von der “namenlosen Liebe”, wahrscheinlich beeinflußt von der 'Liebe, die ihren Namen nicht zu sagen wagt', eine berühmte Äußerung von Oscar Wilde bei seinem Prozeß im Jahre 1895.".

Werke mit libertären Bezügen

Oscar Wilde veröffentlichte 1891 in The Fortnightly Review den Aufsatz "The Soul of Man under Socialism", in dem er einzelne Aspekte seines Essays "The Critic as Artist" vertiefte. Der Text ist deutlich beeinflußt vom Denken Bernard Shaws. Wilde propagierten einen freiheitlichen Sozialismus, den er explizit vom autoritären Sozialismus abgrenzt, als Grundlage für einen wahren Individualismus. Dieser Individualismus unterscheidet sich von jenem der bürgerlichen Gesellschaft darin, dass er ein uneigennütziger, d.h. kein egoistischer, ist. Sein Ideal von Individualismus entspringt seinem Verständnis von Kunst. Im Künstler erblickt er die nächste Ausprägung des Individualismus. Er spricht weiterhin u.a. von "freiwilligen Assoziationen" als gesellschaftlicher Grundlage zur Verwirklichung jenes Individualismus, und verwirft die Regierung als schädlich.

Gustav Landauer und seine Partnerin Hedwig Lachmann veröffentlichten 1900 in deutscher Sprache den Text. Im Vorwort zur Übersetzung stellt Landauer eine Verbindung zu Nietzsche her. Max Nettlau schrieb über jenen Aufsatz: "Oscar Wildes Arbeit ist ein ernster und eindrucksvoller Versuch nachzuweisen, dass eine freie menschliche Entwicklung ("Individualismus") nur auf sozial freier Grundlage sich verallgemeinernd kann und dass einzelne derartige Entwicklungen mit Hilfe von Vorrechten, Isolierung oder im Falle besonderen Talents eben unzureichende Ausnahmen bleiben. Die freieste menschliche Entfaltung wurde selten zwingender mit dem Sozialismus verbunden und dieser selbst an diese große Aufgabe erinnert." Georges Woodcock vermeinte eine Verbindung zwischen Wildes Vorstellungen und dem Spätwerk von Tolstoi zu finden; J. D. Thomas (1965) sah in jenem Text eine Rezeption von William Godwin; Aaron Noland (2003) stellte zudem eine Verbindung zwischen den Ansätzen von Wilde und Pierre-Joseph Proudhon her.

Hôtel d'Alsace

Nettlau nennt als weitere libertäre Referenz von Wilde seine Gefängnisbriefe (publiziert im "Daily Chronicle") und erwähnt darüber hinaus das Gedicht "Ballad of Reading Goal" (1898), in dem Wilde seine Inhaftierung reflektiert. Er kritisiert darin die Unmenschlichkeit und zeigt ein hohes Maß an freiheitsbewußtsein. Es war der letzte, von ihm zu Lebzeiten publizierte Text. Eine Strophe des Gedichts findet sich auf dem Grabstein Wildes auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise. Am Hôtel d'Alsace (Paris), wo er die letzten Jahre seines Lebens unter einem Pseudonym lebte, hängt heute noch eine Erinnerungstafel für ihn.

Ein dritter literarischer Text von Wilde der Referenzen aufzeigt, wenn auch nur indirekt, ist das subversive Stück "Vera, and the Nihilists" (1880), welches 1883 seine Uraufführung erlebte. Es ist inspiriert vom Leben von Vera Zasulich, einer russischen Sozialrevolutionärin. Eine Referenz, die er dabei verwendet haben soll, ist der Bakunin zugeschriebene "Katechismus eines Revolutionärs". Von seinen Rezipienten wird dieses Stück vorrangig im Kontext des irischen Freiheitskampfes rezipiert.

Quellen

  • Der Sozialismus und die Seele des Menschen. Ein Essay, Deutsch von Gustav Landauer und Hedwig Lachmann, Diogenes Verlag Zürich 1982.

Originaltext: Soul of Man under Socialism

  • Daily Chronicle (Gefängnisbriefe)
  • Ballade vom Zuchthaus zu Reading, Insel Verlag Leipzig 1926.

Originaltext: Ballad of Reading Goal

  • Vera und die Nihilisten, in: der.: Werke in fünf Bänden, Band 3, Deutsche Bibliothek Berlin 1922.

Originaltext: Vera, and the Nihilists

Literatur

Bibliographien:

  • Stuart Mason [= Christopher Millard]: Bibliography of Oscar Wilde, Bertram Rota London 1967. (Nachdruck der Ausgabe von 1914).
  • Thomas A. Mikolyzk: Oscar Wilde. An Annotated Bibliography, Greenwood Press Westport, Connecticut / London 1993.

Werkausgaben:

  • Werke in fünf Bänden, Haffmans Verlag Zürich 2000.
  • Sämtliche Werke in sieben Bänden, Insel Verlag Frankfurt a. M. 2000.
    s.a.: Rezension in der GWR

Biographien:

  • Barbara Belford: Oscar Wilde. Eine Biographie, Diogenes Verlag Zürich 2004.
  • Jörg W. Rademacher: Oscar Wilde, dtv München 2000.

Sekundärliteratur:

  • David Goodway: Anarchist Seeds beneath the Snow. Left-Libertarian Thought and Britisch Writers from William Morris to Colin Ward, Liverpool University Press Liverpool 2006, S. 62-92.
  • R. Hellmann: Oscar Wilde, Alfred A. Knopf New York 1988.
  • Hubert Kenndy: John Henry Mackay - Anarchist der Liebe, Männerschwarm Verlag Hamburg 2007.
  • M. Nettlau: Die erste Blütezeit der Anarchie: 1886-1894, Auvermann Glashütten im Taunus 1981, S. 403-405.
  • KennyMcEwan: Oscar Wilde und der Sozialismus, in: SoZ vom 8. November 2005. Online
  • Brian Nicholas: Two nineteenth-century utopias: The influence of Renan's 'L'avenir de la Science' on Wilde's 'The soul of man under socialism', in: modern Language Review (1964), LIX, 361-370.
  • A. Noland: Oscar Wilde and Victorian Socialism, in: Robert N. Keane (Hrsg.): Oscar Wilde. The Man, His Writings, and His World, AMS Press New York 2003, S. 101-112.
  • Jeff Shanty: Specters of anarchy. Literature and the anarchist Imagination, Agora New York 2015, S. 21-48.
  • J. D. Thomas: "The Soul of Man under Socialism": An essay in context, in: Rice University Studies, Vol. 51, Nr. 1, Winter 1965, S. 83-96.
  • George Woodcock: The paradox of Oscar Wilde, Macmillan Company New York 1950.

Gesellschaft

Autor: Maurice Schuhmann

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