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Mackay, John Henry

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Lexikon der Anarchie: Personen

John Henry Mackay (* 6. Februar 1864 in Greenock, Schottland; † 16. Mai 1933 in Berlin); der Dichter und Schriftsteller John Henry Mackay zählt zu den bekanntesten Repräsentanten des deutschsprachigen Individualanarchismus.

John Henry Mackay (1864-1933)


Leben

Mackay wurde als erster Sohn eines schottischen Vaters, John Farquhar Mackay, Assekuranzmakler in Schiffen und einer deutschen Mutter, Luise Mackay, geb. Ehlers, die aus einer wohlhabenden Hamburger Kaufmannsfamilie stammte, geboren. Bedingt durch den frühen Tod seines Vaters, Mackay war noch keine 2 Jahre alt, kehrte seine Mutter nach Deutschland zurück und so wuchs er zuerst bei seiner Mutter in Hamburg auf, nach ihrer Wiederverheiratung mit Alfred Dumreicher, einem Baurat, ab seinem zehnten Lebensjahr in Saarbrücken.

Mackay verlebte seine Schulzeit überwiegend als zahlender Gast bei fremden Familien. Er besuchte das Gymnasium in Burgsteinfuhrt (1879-1880) und in Birkenfeld (1880-1883). Mackay war kein bequemer Schüler, wohl begabt, aber nicht an den Fächern interessiert, deren Sinn und Nutzen er nicht einsah. Er besaß, was er in seinem Buch "Abrechnung" zum Ausdruck brachte, von der Schule, der staatlichen Anstalt, keine hohe Meinung.

Ostern 1883 verließ er neunzehnjährig mit einem Einjährigenschein die Schule. Im gleichen Jahr unternahm Mackay einen missglückten Versuch, in einem bürgerlichen Beruf Fuß zu fassen; er wollte eine Lehre als Verlagsbuchhändler machen, wozu er aber offenbar nicht geeignet war. Als Zwanzigjähriger machte Mackay eine Schottlandreise, um seinen Geburtsort und auch seine schottischen Verwandten kennen zu lernen. Englisch hatte Mackay erst als Schüler gelernt, beherrschte die englische Sprache nicht völlig, aber doch gut genug, um englische und auch amerikanische Gedichte ins Deutsche zu übersetzen.

Ab 1884 hörte Mackay auf den Universitäten Kiel, Leipzig und Berlin Philosophie, Kunst und Literaturgeschichte. 1887 ging er dann für ein Jahr nach London, um eingehend die dortigen sozialen und politischen Bewegungen zu studieren.

In London wird Mackay 1888 mit den Ideen des amerikanischen Anarchisten Benjamin R. Tucker vertraut, den er auch später in den USA besuchte, woraus dann eine lebenslange Freundschaft resultierte; im Lesesaal des Britischen Museums stößt Mackay auch auf den Namen Max Stirner; aber er verschob die Lektüre von dessen Hauptwerk "Der Einzige und sein Eigentum" auf den Winter 1888/89.

Mackay verbrachte mehrere Jahre in der Schweiz, reiste viel und kehrte erst 1892 nach Berlin zurück, um dort seine begonnenen Forschungen über Max Stirner abzuschließen.

Grab von Mackay in Stahnsdorf

Auch später unternahm Mackay noch häufig Reisen, aber Berlin wurde ab 1892 sein Hauptwohnsitz und er lebte bis zu seinem Tode in Berlin Charlottenburg.

Dem amerikanischen Germanisten Thomas A. Riley (Bowdoin College) ist es zu danken, dass er aus den persönlichen Briefen Mackays belegen konnte, dass Mackay keineswegs reich war, aber bis zum Tode seiner Mutter 1902 über ein sicheres Einkommen von jährlich 2.000 Mark verfügte und 1900 von seiner Mutter 20 000 Dollar erhielt, wovon er den größten Teil in Form einer Leibrente bei einer Versicherungsgesellschaft anlegte.

Sicher ist auch, dass Mackay Einkommen aus seinen Schriften und seiner Mitarbeit an Zeitschriften erzielte und er bis zur Inflation als Künstler, Dichter und Schriftsteller in einer relativen Unabhängigkeit leben konnte. Bedingt durch die Inflation 1923, der völligen Entwertung seiner privaten Lebensversicherung, geriet er in finanzielle Schwierigkeiten und mußte sein umfangreiches Mackay Stirner- Archiv (Früchte einer fast dreißigjährigen Sammlertätigkeit) für einen geringen Preis an das Marx-Engels-Institut in Moskau verkaufen. Dort befindet es sich noch heute.

Der Dichter und Schriftsteller J. H. Mackay

Mackay war ein Künstler, Dichter und ein durch und durch leidenschaftlicher Schriftsteller, sowie ein äußerst kritischer Denker und in seiner Weltanschauung ein Anarchist, der nicht in die üblichen Schablonen passte.

Er selbst hat stets zwischen den Werken seiner Weltanschauung, den Büchern "Die Anarchisten", den Gedichtbänden "Sturm", "Freiheitsucher", "Abrechnung" und seiner Prosa, seinen Gedichten und Erzählungen unterschieden und legte großen Wert darauf, dass seine weltanschaulichen Bücher nicht unentwegt als Romane verstanden und bezeichnet werden.

Er war ein Dichter von Versen, die als Lieder berühmt wurden, wie z.B. die Vertonungen durch namhafte Komponisten wie Richard Strauß ("Morgen"; "Heimliche Aufforderung"; "Verführung"; "In der Campagna") und Arnold Schönberg "Am Wegrand" sowie Eugen d` Albert : "Vorübergang". Nachdem er mit seiner Dichtung "Kinder des Hochlandes"(1885) bekannt wurde, erschien 1888 sein Gedichtband "Sturm", der zunächst, wie auch sein soziales Gedicht "Arma Parata Fero" dem Sozialistengesetz zum Opfer fiel, aber dann später immer neue Auflagen erlebte. Nach diesem Gedichtband (Ich will nicht herrschen, aber auch beherrscht nicht werden) wurde Mackay der Sänger der Anarchie genannt.

In seiner Poesie und seiner Prosa fand er einen eigenen Ton. Seine Dichtungen, Erzählungen und Romane wurden von namhaften Verlagen wie S. Fischer verlegt; dort erschienen seine Bücher "Menschen der Ehe"(1892), "Die letzte Pflicht"(1893 u. 1895),"Zwischen den Zielen"(1896),"Der Schwimmer" (1901); der Verlag Schuster & Loeffler publizierte seine Dichtungen "Wiedergeburt"(1896) und auch 1898 seine Biographie über Max Stirner. Bürgerliche Verlage waren es auch, die seine Novellen "Moderne Stoffe", Baumert & Ronge,(1889), zuvor den Gedichtband "Fortgang"(1888), oder auch seine Dichtungen "Das starke Jahr"(Verlag J.Schabelitz,1890) und 1891 sein berühmtes Buch "Die Anarchisten" einem breiteren Publikum zugänglich machten.

Mackay verkehrte in den Jahren bis zur Jahrhundertwende mit allen deutschen Dichtern, die durch ihre Literatur auf die Gesellschaft einwirken wollten; er war mit den Brüdern Heinrich und Julius Hart bekannt, mit Karl Henckel, Bruno Wille, Wilhelm Bösche befreundet und zu seinem Bekanntenkreis gehörten auch Johannes Schlaf, Max Halbe, Richard Dehmel, Erich Mühsam und andere Schriftsteller. Eine enge Freundschaft verband Mackay auch mit Rudolf Steiner, die durch dessen Eintreten für die Anthroposophie zerstört wurde, aber R. Steiner bewahrte in seiner Erinnerung einen Menschen " der Welt in sich trug" und dem im sozialen Leben der Menschen alles, was Gewalt (Archie) war, verhaßt war. Mackay, der in den verschiedenen naturalistischen Zeitschriften Gedichte und Essays veröffentlichte, war Mitglied des literarischen Vereins "Durch" und (zeitweise) des künstlerischen Ausschusses der "Neuen Freien Volksbühne" .In einer literarischen Studie(1891) schrieb Gabriele Reuter, es werde Mackays Schicksal sein, viel gehaßt und wenig verstanden zu werden; ein Weltbürger, der in Deutschland immer ein Ausländer bleiben wird. Das war zutreffend, denn kaum ein Dichter hatte es wie Mackay in der damaligen Zeit gewagt, jenen zu widersprechen, die der Menschheit einen glückseligen Zustand versprachen, aber mit ihren Ideologien nur neues Unheil bewirkten und sich von der Freiheit immer nur entfernten.

Mackay engagierte sich für die homoerotische Befreiungsbewegung in Deutschland. Er schrieb die homoerotischen Romane "Puppenjunge" und "Fenny Skaller", die alle unter dem Pseudonym Sagitta (Pfeil ) erschienen und von daher eigentlich seine schriftstellerische Existenz nicht beeinträchtigen konnten. Die ersten Bücher der "namenlosen Liebe " darunter "Wer sind wir" sowie die Flugschrift "Gehör! Nur einen Augenblick" wurden 1908 als "unzüchtige Schriften" beschlagnahmt und der Verleger Bernhard Zack,, der Mackay deckte, wurde wegen der angeblichen öffentlichen Beleidigung zu einer erheblichen Geldstrafe verurteilt. Mackays Pseudonym wurde sorgfältig bewahrt, aber Mackay, der mit seinem Verleger befreundet war, übernahm nicht nur die Kosten, sondern er finanzierte auch den Verlag von B. Zack und ließ in diesem auch seine anderen Bücher erscheinen. 1911 konnte der Verlag B. Zack Mackays "Gesammelten Werke" (8 Bände) herausbringen, in einer sehr guten Ausstattung, aber nur in einer kleinen Auflage.

Nach Edward Mornin, einem schottischen Germanisten, der sich mit dem Werk von Mackay vertraut machte und über ihn mehrere Bücher schrieb, war es von Mackay eine Fehlentscheidung,, die Verlagsrechte an seinen Büchern den bürgerlichen Verlagen zu entziehen und seine Werke im Selbstverlag herauszugeben. Das war nach E. Mornin eine Entscheidung gegen die Zukunft der deutschen Literatur und führte zwangsläufig dazu, dass sich Mackay in der Literaturszene isolierte. Mackays produktive Kraft als Dichter war in diesen Jahren keineswegs erschöpft, noch in den zwanziger Jahren schrieb er einen beachtlichen Roman, bemerkenswerte Geschichten, aber er schrieb und arbeitete dem Buch "Der Freiheitsucher. Psychologie einer Entwicklung, das er als sein Lebenswerk betrachtete.

Seine Kreativität blieb, auch in den Jahren der Vereinsamung und der materiellen Not, ziemlich ungebrochen und so erschien 1930 im Stirner - Verlag "Die Geschichte einer Rache", in einer Privat- Ausgabe "Der Sybarit" und dank seiner Freunde war es möglich seinen Roman "Der Unschuldige"(1931) und "Ehe - eine Szene" (1932) zu veröffentlichen. Freunde waren es auch, die es Mackay. ermöglichten, dass er sein Buch "Abrechnung" schreiben und noch publizieren konnte. Auch dieses letzte Buch von Mackay ist ein Beweis für seine schriftstellerische Qualität und lässt die LeserInnen spüren, wie sehr Mackay die Sprache beherrschte. Hanns Schaub konstatierte Mackay habe sehr früh die Verfälschungen erkannt, welche die Sprache durch sie korrumpierende, autoritäre Regeln erfahren habe. Deshalb finden sich in allen Schriften Mackays die sich auszeichnende Reinheit der Sprache und auch ihre inhaltliche Qualität.

Auch Mackays nichtkünstlerischen Werke besitzen eine stilistisch und sprachlich so vollendete Form, dass dies wahrscheinlich zur Verkennung als "Romane" beigetragen hat.

Zu seinem 65 Geburtstag am 6. Febr. 1929 konnte Mackay noch die Glückwünsche von namhaften Autoren wie Stefan Zweig, Thomas Mann, Hermann Hesse, Walter von Molo, Erich Mühsam, Roda Roda und vielen anderen entgegen nehmen; er erhielt auch noch zum zweiten Mal 1929 den Preis der Schillerstiftung (Weimar), aber er vermochte keinen Prestigeverlag mehr für seine Werke zu interessieren.

Das Interesse an seinem literarischen und libertären Schriften blieb, unterbrochen durch die N S. Diktatur, gleichwohl lebendig. In mehr oder weniger spezialisierten Zeitschriften werden die Aspekte seiner literarischen und propagandistischen Tätigkeit behandelt, auch liegen zwei Biographien vor, eine Monographie zu Mackay als Schriftsteller und etliche kürzere Arbeiten über sein Leben und Werk. Sein Buch "Die Anarchisten" wurde in neun Sprachen übersetzt, erreichte in Deutschland bis 1928 eine Auflage bis 17000, sein Gedichtband "Sturm" 22 000 und die von ihm betreute Schriftenreihe zur Propaganda für den individualistischen Anarchismus brachte es auf 43 000 Exemplare.


Mackays Bedeutung für den individualistischen Anarchismus

Unterschrift von John Henry Mackay

Mackay war nicht nur Dichter und Schriftsteller, er war auch ein eigenständiger Denker mit einer außerordentlichen Überzeugungs- und Formulierungskraft, dem Zielsetzungen und auch Kenntnisse zu verdanken sind, die für die Entwicklung libertärer Ideen und der damit verbundenen Praxis eine besondere Bedeutung besitzen.

Mackay war der Wiederentdecker und der Biograph von Max Stirner. Den "individualistischen Anarchismus", wie er von Tucker, Spooner, Warren u.a. begründet und vertreten wurde, der weitgehend in der Ökonomie auf Proudhon beruhte, gab es vor Mackay Stirner, aber die Philosophie von Stirner, die Mackay in sein Werk aufnahm, war und ist eine Bereicherung für den Anarchismus. Es gibt die gängige und unzutreffende Reduzierung des individualistischen Anarchismus auf "Freiheitsschwärmerei" oder auf den Einzelnen, der sich außerhalb der Gesellschaft und der Geschichte stellt. Beide Annahmen werden immer wiederholt und sind unrichtig, denn sie beruhen auf Unkenntnis oder bewusster verfälschender Interpretation.

In „Die Adoption" beschreibt Mackay einen Fall, wo ein Kind vor dem Untergang gerettet wird, aber nicht aus Altruismus, auch nicht durch irgendeine Pflicht motiviert, sondern weil es durch seine Rettung dem einsamen Leben - eines anderen - einen neuen Sinn geben wird.

Mackay, der ein exzellenter Stirner - Kenner war, wusste sehr genau, dass es nach Mackay Stirner keine Pflichten, keine Moral geben könnte, wonach Menschen handeln müssten, um einem Ideal zu entsprechen, denn das wären nach Mackay Stirner fixe Ideen, aber er hat Mackay Stirner auch so verstanden, was sich durch dessen Schriften ( dazu gehören auch seine "kleineren Arbeiten") belegen lässt, dass zwar der "Eigene" keine Verpflichtung besitzt, andere zu emanzipieren, aber eine allgemeine Emanzipierung liegt auch in seinem Interesse, weil die Existenz seiner Eigenheit von der der anderen abhängig ist. Dass sich die Individuen für sich selbst, für ihre Eigenheit entscheiden können, jede Intervention von anderen, auch die durch Institutionen, als Aggression zu bewerten ist, das ist ein Grundgedanke im Werk von Mackay und dazu gehört auch die schmerzliche Erkenntnis, ganz im Sinne von Mackay Stirner, wer die Macht hat, ist auch im Recht. Mackay begnügte sich nicht mit der inneren Freiheit, womit sich manche abfinden, die sich im Sinne von Stirner befreit von den fixen Ideen fühlen, sondern Mackay verstand es als seine frei akzeptierte Aufgabe, sich auch für die permanente Realisierung der äußeren Freiheit einzusetzen. Und die "Eigenen" müssen lernen, wozu auf der Basis der Gegenseitigkeit auch die Kooperation gehört, sich mit anderen zu verständigen, um das eigene "Ich" zu schützen und zu bewahren.

Mackay sah den Menschen nicht als isoliertes Wesen, sondern als Individuum, das freiwillig eingegangene Beziehungen und Kooperationen in seinem Eigeninteresse pflegt und nutzt. Daher auch seine Überzeugung: " Du brauchst die anderen. Sorge dafür, dass sie auch dich brauchen. Oder du bist erledigt".

Hinsichtlich der Ökonomie, der Soziologie, der Strategien für die Durchsetzung der Befreiung vom Kapitalismus und vom Staat, bietet Mackays Buch "Der Freiheitsucher" noch heute eine Fülle von aktuellen Fakten und Anregungen. Mit Recht konnte Kurt Zube, der eine Mackay - Biographie schrieb und insbesondere hinsichtlich der Überwindung der Geld - Bodenmonopole eigenständige Überlegungen und Zielsetzungen einbrachte, schreiben: "Hätten die Gewerkschaften, auch die Sozialdemokratie, nur einen Bruchteil der ökonomischen Erkenntnisse und Forderungen aus dem "Freiheitsucher" übernommen, wäre uns das Dritte Reich erspart geblieben".( K. Zube : Sondernummer Zur Sache Nr. 6 "Kunst und Anarchismus") Dass die Menschen ihre eigenen Interessen wahrnehmen, sich nicht von den Politikern abhängig machen, oder sich von diesen gar vertreten lassen, auch das war ein Grundanliegen vom Mackay Dass ein Kommunismus, der auf Gewalt beruht, zum Scheitern verurteilt sei, davon war Mackay überzeugt und er bedauerte, dass diese schmerzliche Erkenntnis nicht durch Warnungen zu vermitteln war , sondern dass die vermeidbaren Erfahrungen erlitten werden mussten. "Der Sozialismus war die letzte Universal - Dummheit der Menschheit. Auch diese Leidensstation auf dem Wege zur Freiheit musste zurückgelegt werden"...(J. H. Mackay : Die Anarchisten, Zürich 1891")

Mackays individualistischer Anarchismus impliziert einen Anarchismus der offenen Gesellschaft. Er verwirft die Aggression jener (ob Einzelne, Gruppen oder Parteien), die im Namen der Allgemeinheit eine fiktive Gesamtheit ausbeuten und beherrschen. Der gewaltlose Widerstand, der Streik, der Boykott, das waren seiner Meinung nach wirksame Mittel gegen den Staat und das Kapital. Dazu käme die Verwirklichung der Freiheit durch eigenes Verhalten, eigene Beispiele sowie die Durchsetzung von Vorschlägen und Ideen, die der wirtschaftlichen Unabhängigkeit dienlich sind. Manches davon, so die Idee der Unabhängigkeit von der Zentralbank, findet sich heute in den alternativen Tauschringen und Barter Experimenten, wie in der Schweiz, den USA etc.

Mackay selbst lebte und wirkte als konsequenter Anarchist. Als Reichspräsident Friedrich Ebert Mackay ein Staatsgeschenk von 100.000 Mark anbot, wies Mackay dieses Angebot in würdiger Form zurück, weil es sich um Geld von einer Institution handelte, die Mackay zeitlebens bekämpfte. Seiner Natur nach besaß Mackay kein Talent sich selbst anzupreisen, und da er keine Vorträge hielt und besonders in seinen letzten Lebensjahrzehnten sehr zurückgezogen lebte, trug das zu manchen Vorurteilen über ihn und sein Werk bei.

Mackays Freunde begründeten 1931 die Mackay-Gesellschaft, einmal um den durch die Inflation in Not geratenen Dichter, Denker und Schriftsteller zu unterstützen, seine Bücher zu verbreiten, aber auch, um Mackay in die Lage zu versetzen, sein letztes Buch "Abrechnung" zu schreiben und dieses auch zu verlegen. Der Machtantritt des Nationalsozialismus machte auch der Mackay -Gesellschaft ein Ende.

Mackay starb in Berlin nach längerer Krankheit, aber enge Freunde schlossen einen freiwilligen Tod nicht aus.

(Eine Neubegründung der Mackay-Gesellschaft erfolgte 1974 durch Kurt Zube)

Uwe Timm

Werke

Der literarische Nachlaß von J. H. Mackay befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach/Neckar. Originaltexte seiner Bücher, Manuskripte, Dokumente und auch die Glückwunschschreiben namhafter Autoren und Persönlichkeiten zu seinem 65. Geburtstag.

Prominente Autoren sprachen Mackay ihre Anerkennung aus, darunter Alfred Döblin, Wilhelm Bösche, Hermann Hesse, Thomas Mann, Walter von Molo, Erich Mühsam, Roda Roda, Stefan Zweig u.a. Zu den Gratulanten gehörten auch der Verleger S. Fischer sowie der damalige Bürgermeister von Berlin Böss.

Gekürzte und unvollständige Bibliographie von Erstausgaben

  • Kinder des Hochlands, Leipzig 1885
  • Arma parata fero! Ein soziales Gedicht, Zürich 1887
  • Fortgang/Gedichte, Großenhain 1888
  • Der Gedichtband "Sturm", Zürich 1888
  • Das starke Jahr/ Dichtungen, Zürich 1890
  • Die Anarchisten, Zürich 1891
  • Die letzte Pflicht, Berlin 1893
  • Zwischen den Zielen, Berlin 1896
  • Max Stirner. Sein Leben und sein Werk,Berlin 1898
  • Der Schwimmer, Berlin 1901
  • Gedichte, Berlin 1909
  • Gesammelte Werke, 8 Bände, Berlin 1911
  • Freiheitsucher, Psychologie einer Entwicklung, Berlin 1920
  • Der Puppenjunge, Berlin 1926
  • Staatsanwalt Sierlin, Berlin 1928
  • Der Sybarit, Berlin 1928
  • Ehe. Eine Szene, Berlin 1930
  • Abrechnung, Berlin 1932
  • Lieber Tucker. Briefe und Postkarten von John Henry Mackay an Benjamin R. Tucker, herausgegeben von Hubert Kennedy, Karin Kramer Verlag Berlin 2001.


Vertonung von Mackays Gedicht "Morgen": [Morgen]

(Bitte die folgenden Literaturhinweise nach diesem Muster hier formatieren, js)

Mackay als Herausgeber:

Max Stirner`s Kleinere Schriften und seine Entgegnungen auf die Kritik seines Werkes, Berlin 1898; Freunde und Gefährten. Meisterdichtungen auf einzelnen Blättern, Berlin 1902; Max Stirner: Das unwahre Prinzip unserer Erziehung oder der Humanismus und Realismus, Berlin 1911. In der Schriftenreihe "Propaganda des individualistischen Anarchismus" erschienen u.a. die Texte "Sozialismus und Anarchismus" v. B. R. Tucker , "Die Frauenfrage"v. V. Yarros, "Sind Anarchisten Mörder ?" und "Der Staat in seiner Beziehung zum Individuum" v. B. R.Tucker.

Unveröffentlichte Arbeiten:

Müller,T. : Die Prosa von John Henry Mackay. Abschlußarbeit an der Freien Universität Berlin 1987 (FB, Germanistik); Warnach, B. : Der Freiheitsucher. John Henry Mackay und seine Zeit. Abschlußarbeit im Institut für Waldorfpädagogik Witten - Annen 1982.

Anmerkung: 1947 erschien im Behrendt-Verlag,Stuttgart, Mackays Prosa "Zwischen den Zielen" als Raubdruck in einer Auflage von 5.000 Exemplaren.

Neuauflage der Werke von Mackay:

"Die Anarchisten", 1977 / 1983 ; "Die Anarchisten", 1992 im Forum Vlg. Leipzig. "Der Freiheitsucher" 1977 / 1982; "Max Stirner, Leben und Werk", 1977 ; "Abrechnung", 1978.

Editionen der literarischen Werke:

"Zwischen den Zielen" (kleine Geschichten), 1884; "Die Geschichte einer Rache", 1982. "Ausgewählte Gedichte", 1984; "Menschen der Ehe" 1985; "Der Schwimmer" 1982; "Der Sybarit" ohne Jahresangabe; "Bücher der Namenlosen Liebe", "Puppenjunge", "Fenny Skaller", Nachdrucke ohne Jahreangabe; Lyrik des Naturalismus, Gedichte, 1982; Vertonte Gedichte in "Die Texte der Lieder" von Richard Strauss, 1988.

Literatur

  • Dobe, F. : John Henry Mackay als Mensch, Koblenz 1987
  • Keil, Lars Broder: Auf der Spurensuche nach John Henry Mackay, Berlin 1999
  • Kennedy H.: John Henry Mackay - Anarchist der Liebe, Berlin 1990
  • Kennedy H.: John Henry Mackay (Sagitta) - Anarchist der Liebe, Hmaburg 2007 (wesentlich erweiterte Ausgabe des 1990 erschienen Buches)
  • Mornin E.: Kunst und Anarchismus: "innere Zusammenhänge in den Schriften John Henry Mackays", Freiburg 1983 *Mornin E.: Die gedachte Welt, Zürich 1987
  • Müller T.: Die Aktualität John Henry Mackays, in: "Anarchie ist Gesetz und Freiheit"...Uwe Timm zum 60. Geburtstag, Berlin 1993
  • Nettlau M.: Anarchisten und Syndikalisten, Band I,, Auvermann Glashütten im Taunus 1984, S. 209-215.
  • Reuter, G.: John Henry Mackay, Berlin 1891
  • Riley, T.A.: Germany's Poet Anarchist John Henry Mackay. A. Contrubition to the History of German Literature at the Turn of the Century, New York 1972
  • Schaub H.: John Henry Mackay - Der Dichter des Namenlosen, Basel 1970
  • Schwedhelm K.: Vergessene und Verschollene - John Henry Mackay, Wiesbaden 1980
  • Solneman, KHZ (d. i. Kurt Zube): Der Bahnbrecher John Henry Mackay. Sein Leben und sein Werk. Freiburg 1979
  • Solneman KHZ (d.i.Kurt Zube): John Henry Mackay "Der Einzige", Freiburg 1975
  • Steiner R.: John Henry Mackays Entwicklung, Berlin 1899
  • Timm, U.: Mehr als eine Hoffnung...John Henry Mackay, Freiburg/Br. 1977

Weblinks


Quelle: Dieser Artikel erschien erstmals in: Lexikon der Anarchie: Encyclopaedia of Anarchy. Lexique de l'anarchie. - Hrsg. von Hans Jürgen Degen. - Bösdorf: Verlag Schwarzer Nachtschatten, 1993-1996 (5 Lieferungen). - Loseblattsammlung in 2 Ringbuchordnern (alph. sortiert, jeder Beitrag mit separater Paginierung). Für die vorliegende Ausgabe wurde er überarbeitet.

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Hinweis: Der/die Verfasser/in des Beitrages ist leider bereits verstorben, so dass der Text nicht mehr aktualisiert wird. Wir bemühen uns, wenigstens die Literaturliste weiterzupflegen. - d. Hrsg.


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