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Ricardo Flores Magón

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Version vom 21. Juli 2020, 16:13 Uhr von Maurice S (Diskussion | Beiträge) (Ricardo Flores Magón(1873-1922))
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Ricardo Flores Magón(1873-1922)

Ricardo Flores Magón wurde am 16. September 1873 in San Antonio Eloxochitlán im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca geboren, ausgerechnet an dem Tag, an dem Mexiko alljährlich seine Unabhängigkeit feiert. Schon früh beschäftigte sich Ricardo Fores mit den Theorien der Klassiker des Anarchismus, wie Michael Bakunin und Pierre Joseph Proudhon. Auch setzte er sich mit den aktuellen Thesen seiner anarchistischen Zeitgenossen, wie Élisée Reclus, Errico Malatesta, Emma Goldman und Fernando Terrida del Marmol auseinander. Am meisten jedoch beeindruckten ihn die Arbeiten von Peter Kropotkin, dessen Vorstellungen vom Kommunistischen Anarchismus eine reale Entsprechung im gelebten Gemeineigentum mexikanischer Indianergemeinden zu haben schienen. Später war er als Journalist und Literat ein führender Theoretiker und Aktivist, der die revolutionäre mexikanische Bewegung stark beeinflusste. Orientiert an seinen anarchistischen Idealen und den Erfahrungen seiner indianischen Vorfahren bei der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung des Gemeindelandes, machte er die Forderung nach „Land und Freiheit“ („Tierra y Libertad“) landesweit populär. Im Zuge der Mexikanischen Revolution (1910-1920) griffen besonders Pancho Villa und Emiliano Zapata diese Forderung auf. Er verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Gefängnissen und im Exil und wurde 1918 in den USA wegen „Behinderung der Kriegsanstrengungen“ zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt. Dort starb er am 21. November 1922 im Gefängnis von Leavenworth (Kansas)und die Todesursache blieb ungeklärt. Es existieren drei Versionen über die Todesursache: Die Erste (offizielle) nennt als Todesursache einen Herzinfarkt; die Zweite, vertreten von seinem Genossen und Freund Librado Rivera, behauptet, dass er erhängt wurde. Die Dritte sagt, er sei durch Gefängniswärter zu Tode geprügelt worden.


Die Brüder Flores Magón

"Die Bevölkerung schwimmt in Pulque, die Glocken läuten, Raketen knallen, und im Blitzen des Feuerwerks blitzen auch die Messer auf. Die Massen wälzen sich in die Alameda und in andere verbotene, für Damen im Korsett und Männer im Cutaway reservierte Straßen. Sie tragen die geflügelte Jungfrau; die gewährt ihnen von ihrem lichterglänzenden schwankenden Schiff herab Schutz. Heute ist der Tag der Madonna von den Engeln, der in Mexiko eine festliche Woche lang andauert, und am Rande der überschäumenden Volksbelustigung entsteht eine neue Zeitung, als wolle sie auf ihrer Höhe sein. Die Zeitung heißt Regeneration und übernimmt den Eifer und die Schulden ihrer von der Diktatur geschlossenen Vorgängerin, des Demokraten. Geschrieben, herausgegeben und verkauft wird sie von Jesus, Ricardo und Enrique Flores Magón. Die Brüder Flores Magón wachsen mit jeder Heimsuchung. Seit dem Tod ihres Vaters sitzen sie abwechselnd im Gefängnis, studieren Jura, erledigen Gelegenheitsjobs und betreiben kämpferischen Journalismus. Oder sie werfen auf Demonstrationen Steine gegen Kugeln. - Alles gehört allen, hatte ihr Vater, der Indio Teodoro Flores, mit seinem kantigen Gesicht unter den Sternen gepredigt. Und dazu hatte er tausendmal gefordert: - Sagt’s nach!" Galeano, Eduardo: Erinnerung an das Feuer. Wuppertal 2004; Bd. 2, S. 323


Historischer Hintergrund

Anfang des 20. Jahrhunderts konnten auch sozialistische und anarchistische Ideen in Mexiko Fuß fassen. Zugleich mehrten sich im liberal-bürgerlichen Lager die Stimmen, die auf eine Ablösung des autoritären Regimes des Präsidenten Porfirio Díaz drängten: Treibende Kraft waren die Brüder Ricardo und Jesús Flores Magón, die auch Mitbegründer der Oppositionszeitung „Regeneración“ („Erneuerung“) waren und später ein satirisches Blatt namens „El Hijo del Ahuizote“ herausgaben, in der die führenden Regierungspolitiker lächerlich gemacht wurden. Im Februar 1901 fand der erste liberale Kongress statt. Die Teilnehmer forderten eine Rückkehr zur Reformpolitik der 1850er Jahre und planten, einen „echten“ Liberalen als nächsten Präsidentschaftskandidaten aufzustellen. Die liberalen Klubs, die sich in der Folgezeit bildeten, wurden jedoch verboten und ihre Mitglieder verhaftet. In der Folgezeit spaltete sich ein radikaler Flügel unter Ricardo Flores Magón ab, der sich zunehmend anarchistischen Ideen öffnete. Mit Gleichgesinnten gründete er im September 1906 die PLM („Partido Liberal de México“ – „Liberale Partei Mexikos“), in deren Programm sich Forderungen breiter Bevölkerungskreise wiederfanden. Seit ihrer Gründung kämpfte die PLM für die Beseitigung des Díaz-Regimes mit radikal formulierten Flugblättern, Plakaten und oppositionellen Schriften. Eine Reihe militanter Auseinandersetzungen, sozialer Unruhen, Aufstände und Repressionsmaßnahmen der Regierung lösten in dieser Zeit einander ab. In den blutig niedergeschlagenen Streiks in der Textil- und Bergbauindustrie im Norden Mexikos (1906-1907) spielte diese Strömung eine nicht unerhebliche Rolle. Im Bundesstaat Baja California formierte sich unter der Führung von Ricardo Flores Magón eine allgemeine Volkserhebung, die zur zeitweiligen Besetzung der Landeshauptstadt Mexicali führte. Von dort rief Magón am 30. Januar 1911 die „Sozialistische Republik Baja California“ aus, musste aber kurze Zeit später in die USA fliehen. Im Exil lernte er u.a. Emma Goldman kennen.


Das Erbe Magóns

Während der jahrzehntelangen Herrschaft der „Partei der Institutionalisierten Revolution“ (PRI) musste der Name Magón zu Herrschaftslegitimation dieser mexikanischen Form des Realsozialismus herhalten. In vielen Städten Mexikos gibt es Straßennamen und Kulturzentren, die nach den Brüdern Magón benannt wurden. 1945 wurden die sterblichen Überreste Ricardo Flores Magóns nach Mexiko überführt und im Ehrenhain Rotonda de Los Hombres Ilustres in Mexiko-Stadt beigesetzt. Die Beisetzung auf diesen Ehrenfriedhof ist nur überragenden Persönlichkeiten der mexikanischen Geschichte vorbehalten und unterstreicht die echte Popularität, die Magón in Mexiko immer noch genießt. Neben der zapatistischen Bewegung in Chiapas beziehen sich heute u.a. der „Indigene Volksrat von Oaxaca - Ricardo Flores Magón“ CIPO-RFM und die "Union der Indigenen Gemeinden der Nordzone des Isthmus" UCIZONI auf das magonistische Denken.

Autor: Rolf Raasch

Literatur:

  • Flores Magón, Ricardo: Tierra y Libertad. Klassiker der Sozialrevolte 11, Unrast-Verlag, Münster 2005
  • Flores Magón, Ricardo; Poole, David; Schmück, Jochen: Die Mexikanische Revolution 1910-1920, anarchistische texte Nr. 20. Libertad Verlag, Berlin (West) 1980
  • Flores Magón, Ricardo; Guerrero, Práxedis; Sarabia, Juan; Flores Magón, Enrique; Rivera, Libardo y otros: Regeneración 1900-1918. La corriente más radical de la Revolución Mexicana de 1910 a través de su periódico de combate. Colección Problemas de México, Ediciones Era, 15. Aufl. 1991, Mexiko-Stadt
  • Roeder, Ralph, Hacia el México Moderno: Porfirio Díaz, México, FCE, 1973. In: Galeano, Eduardo: Erinnerung an das Feuer. 2 Bde., Wuppertal 2004

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Autor: Rolf Raasch

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