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Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen/Graswurzelrevolution (FöGA)

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Lexikon der Anarchie: Organisationen

Die FöGA wurde 1980 in der Bundesrepublik Deutschland als bundesweite Organisation gegründet. Ihre Entstehung hängt eng mit der erstmals 1972 herausgegebenen Zeitung „Graswurzelrevolution" (GWR) und der Graswurzelbewegung zusammen. Der Begriff Graswurzelrevolution ist dem US-amerikanischen "Grassrootsmovement" entlehnt. Die Gruppen in der Bundesrepublik Deutschland füllen ihn jedoch mit radikaleren Inhalten, als im anglo-amerikanischen Raum gebräuchlich.

Mit dem Begriff Graswurzelrevolution werden alle Gruppen und Bewegungen bezeichnet, die die Gesellschaft von unten, also von der Basis — und nicht als Partei oder staatliche Organisation - verändern wollen. Dabei wird versucht, „neben der Kritik an den bestehenden Verhältnissen, sich heute zumindest schon in Ansätzen so zu organisieren, wie später die Gesellschaft insgesamt sein soll" (GWR, Nr. 1). Die Zeitung „Graswurzelrevolution" war mit dem Ziel angetreten, den Zusammenhang, zwischen Gewaltfreiheit und libertären Sozialismus aufzuzeigen, und dazu beizutragen, dass die pazifistische Bewegung sozialistisch und die linkssozialistische Bewegung in ihren Kampfformen gewaltfrei werde.

Anfänglich orientierte sie sich an Bewegungen in anderen Ländern, in denen die „Grassrootsmovement" schon stärker aus geprägt war. Es entwickelte sich ein Netz gewaltfreier Aktionsgruppen, welches vor allen Dingen im Anti-AKW-Bereich arbeitete. 1980 bildete sich dann aus diesem Netzwerk eine verbindlichere Organisation, die FöGA. Ende der 90iger Jahre löste sich diese verbindliche Organisationstruktur auf.

Ostermarsch
FöGA Logo

Organisation

In der FöGA konnten sowohl Einzelpersonen wie auch Gruppen Mitglied werden. Ihre Organisationsstruktur wurde in „Arbeitsrichtlinien" beschrieben. Die Einzelmitglieder trafen sich mindestens einmal im Jahr zum Bundestreffen, dem höchsten Entscheidungsorgan der FöGA. Zwischen den Bundestreffen traf sich etwa alle drei Monate der Koordinierungsrat der FöGA, auch Korat genannt. Dieser traf die Entscheidungen zwischen den Bundestreffen.

Der Korat bestand vorwiegend aus Gruppendelegierten, die mit einem imperativen Mandat ausgestattet werden konnten. Grundsätzlich durfte nur über Sachen entschieden werden, die vorher in den Gruppen besprochen wurden. Die Entscheidungsfindung verlief nach dem Konsensprinzip. Dabei bedeutete Konsens nicht Einstimmigkeit, sondern es sollte versucht werden, eine Einigung zu erreichen. Konnte diese nicht erreicht werden, trat ein Abstimmungsmodus in Kraft, der „Aktiver Minderheitenschutz" genannt wurde. Bei diesem müssen über 50 % für den zuvor diskutierten Antrag sein, und es dürfen gleichzeitig nicht mehr als 15 % dagegen sein, dass er angenommen wird. Die überstimmte Minderheit hattte das Recht ihre Position in dem veröffentlichten Beschluss darzulegen.

Programm

Für die FöGA bedingt die Form der Organisation ihre Inhalte und umgekehrt. Eine Trennung zwischen Organisation und Programm, wie sie bei traditionellen Organisationsformen angewendet wird, widerspricht dem Anspruch der FöGA. Die Prinzipienerklärung der FöGA spiegelt die üblichen anarchistischen Prinzipien wider. So wird jedwede nationalstaatliche Grenzziehung abgelehnt, eine selbstverwaltete sozialistische Wirtschaftsordnung angestrebt, die Ersetzung des Staates durch ein Gemeinwesen gefordert, in welchem Minderheiten- und Menschenrechte sowie Formen direkter basisdemokratischer Entscheidungsfindung verwirklicht" sind.

Neu ist bei der Forderung nach Menschenrechten, dass die geschlechtsspezifische Unterdrückung herausgearbeitet wurde. „Wir wollen eine Gesellschaft, in der Frauen und Männer ihr Leben frei gestalten können. Deshalb kämpfen wir gegen Strukturen, in denen Männergewalt allgegenwärtig und die Unterdrückung von Frauen alltäglich sind. Frauenbefreiung heißt, dass Frauen um ihre Selbstbestimmung kämpfen. Als einen Weg des Frauenwiderstandes befürworten wir die Schaffung von separaten Räumen von und für Frauen, in denen Schutz gewährleistet, Widerstand organisiert und Stärke entfaltet wird. Männer wehren sich gegen die patriarchale Gesellschaft und Kultur, um sich von dem herrschenden Männlichkeitsideal zu befreien. In diesem Sinne ist der Kampf von Männern gegen das Patriarchat für sie in erster Linie Männerbefreiung. Wir bemühen uns, innerhalb unserer Gruppen und Strukturen männliche Bevormundung und Gewalt gegenüber Frauen zu beseitigen" (Prinzipienerklärung der FöGA).

Umrahmt werden diese Forderungen durch den Leitspruch „Der Weg ist das Ziel". „Wir sind der Meinung, dass diese Ziele so weit es geht in unseren Kampf- und Organisationsformen vorweggenommen (...) werden müssen." Da eine herrschaftslose Gesellschaft das Ziel ist, kann diese „weder mit der Anwendung lebensschädigender Gewalt noch mit autoritären Organisationsformen durchgesetzt werden" (Prinzipienerklärung der FöGA).

Clara Wichmann, Diverse Aktionen

Praxis

Innerhalb der FöGA sollte sich jede Person einbringen können. Damit dieser Vorsatz verwirklicht werden konnte, wurden gemeinsame Aktionen von allen Beteiligten in überschaubaren Gruppen vorbereitet (Bezugsgruppensystem). Die Beschlüsse sollten erst dann getroffen werden, wenn ein Konsens erreicht ist, den alle mittragen. Der Schwerpunkt der Arbeit der FöGA lag in den ersten Jahren in der Friedensbewegung, die sich 1979 nach dem NATO-Doppelbeschluss formierte. Nur in geringerem Maße arbeitete die neue Organisation im traditionellen Bereich der Graswurzelbewegung der Anti-AKW-Bewegung.

Friedensbewegung

Es ist mit den Aktionen der Graswurzlerlnnen zu verdanken, dass direkte gewaltfreie Aktionen innerhalb der Sozialen Bewegungen angewendet wurden. Im späteren Verlauf der Friedensbewegung wurde vor allem die Aktionsform Blockade immer mehr zu einer symbolischen Aktionsform verwässert, was die FöGA u.a. an der Mutlanger„Kampagne Ziviler Ungehorsam bis zur Abrüstung" kritisierte.

Innerhalb der Friedensbewegung arbeitete sie im Bündnis mit etablierten Parteien (SPD, DKP, Grüne) und Gruppen aus dem kirchlichen Spektrum im Koordinierungsausschuss der Friedensbewegung" (KA). Zusammen mit der „Bundeskonferenz unabhängiger Friedensgruppen" (BUF), einem Aktionsbündnis autonomer Gruppen in dem die FöGA selbst Mitglied war, trat sie innerhalb des KA für radikalere Aktionsformen und Inhalte ein. Allerdings konnte sie ihr Ziel nie erreichen, aus der Anti-Raketen-Bewegung eine antimilitaristische Bewegung zu machen.

Ihre eigenen Aktionen richteten sich an die Menschen, nicht an die Regierung. So wurden Wehrpflichtige mit Informationsbroschüren über Kriegsdienstverweigerung angesprochen, die bei Musterungen vor Kreiswehrersatzämtern und bei Rekruteneinzug an Bahnhöfen verteilt wurden. Die Unterstützung totaler KriegsdienstverweigererInnen war von jeher eine Selbstverständlichkeit.

Bund für Soziale Verteidigung (BSV)

Auch beim Kongress Soziale Verteidigung 1988 in Minden wurden graswurzelspezifische Inhalte deutlich – ihnen geht es nicht um die Soziale Verteidigung eines Staates, sondern einer Lebensweise. Diese Auffassung der FöGA führte dazu, dass sie den „Bund für Soziale Verteidigung" (BSV), der nach dem Ende der Friedensbewegung ein neues Bündnis darstellt, kurz nach ihrem Eintritt wieder verließ. Auslöser war die Forderung des BSV nach einem Ministerium für Rüstungskonversion und Sozialer Verteidigung. International arbeitet die FöGA in der „War Resister's International" (WRI) mit.

Antisexismus

Die antisexistische Arbeit der FöGA wurde von einzelnen Gruppen getragen. So arbeitete die überregionale Frauen-Arbeitsgruppe seit Mitte der achtziger Jahre kontinuierlich zum Thema. Die Männer-Arbeitsgruppe griff die Aspekte der antisexistischen männlichen Seite auf. Die Konfrontation mit Sexismus innerhalb der FöGA hat die Schwierigkeit der Zusammenarbeit mit Männern deutlich gemacht. Für die weitere Zusammenarbeit mit Männern wurde gefordert, dass sie sich persönlich mit Sexismus auseinandersetzen und ihre Verantwortlichkeit deutlich machen. Die Inhalte der Politik wurden um den Zusammenhang personeller und struktureller Gewalt gegen Frauen erweitert und ihre Benennung wurde gefordert. So wurde zum Beispiel beim Thema Antimilitarismus der Zusammenhang von Militär und Männergewalt problematisiert.

Mitgliedsstärke

Die FöGA war durch ihre Aktionsorientierung stark den Zyklen Sozialer Bewegungen ausgesetzt. Zwar blieb ihre Anzahl an Einzelmitgliedern (um die 100 Personen) über die Jahre konstant, mit dem Niedergang der Friedensbewegung lösten sich jedoch sehr viele Gewaltfreie Aktionsgruppen (GA) auf, so dass teilweise der Eindruck entstand, die FöGA wäre zu einem hinderlichen Wasserkopf geworden.

Hier muss zur geringen Anzahl der Einzelmitglieder erklärend hinzugefügt werden, dass innerhalb der Aktionsgruppen trotz Gruppenmitgliedschaft in der FöGA die Einzelmitglieder oftmals in der Minderheit waren. Von einer zwölfköpfigen Gruppe waren z.B. nur zwei bis drei auch als Einzelmitglied registriert. Dies war auch nicht notwendig. Schließlich konnte jedes Gruppenmitglied über die Gruppe auf die Entscheidungen der FöGA Einfluss nehmen. Anfang der Achtziger schrumpfte die Anzahl der Gruppen unter zehn. Zudem nahm deren Mitgliedsstärke ab. Der Verfassungsschutz nennt für die Graswurzelbewegung insgesamt folgende Zahlen: 1983: 1.000 Personen, 1988: 500 Personen, 2002: 200 Anhänger, 2004: 200 Personen, 2005: 200 Aktionsgruppen.

Zeitung Graswurzelrevolution

Ende der achtziger Jahre wuchs bzw. reaktivierte sich der anarchistische Flügel, um die Zeitung „Graswurzelrevolution" zu retten. Die Hamburger Redaktion wollte ihre Arbeit einstellen. Daraus ergab sich die Idee, die GWR anderen Spektren zu öffnen. Dieser Vorschlag lief unter dem Titel "Bewegungszeitung". Dies führte zu Konflikten innerhalb der Organisation. Zu einem offenen Bruch kam es allerdings nicht, jedoch wird die Zeitung „Graswurzelrevolution" seit Juni 1988 nicht mehr von der FöGA herausgegeben. Im neuen Layout (vom Magazin zum Berliner Zeitungsformat) und inhaltlicher Grundlage (Thesen zu „Staatlichkeit und Anarchie heute"[[1]] in GWR, Nr. 125, Juni 1988) wird sie seit diesem Datum von einem unabhängigen HerausgeberInnenkreis weitergeführt, der der FöGA sehr nahe stand.

Golfkrieg 1990/91

Im Widerstand gegen den Golfkrieg 1990/91 wurden gewaltfreie Aktionselemente, die in der Friedensbewegung etabliert wurden, wie selbstverständlich angewendet. Das Büro der FöGA, die Graswurzelwerkstatt (GWW) wurde Kontaktadresse für das bundesweite „Aktionsbündnis Kein Krieg am Golf". In dessen Rahmen fanden während des Golfkrieges verschiedene Aktionen statt, die darauf ausgerichtet waren, die Militärtransporte und Unterstützungslieferungen an den Golf zu behindern. Den Aktionen schlossen sich viele Menschen an, die offensichtlich den Ansatzpunkt richtig fanden. Viele nutzten darüber hinaus auch den Service der GWW. Eine Stärkung der FöGA aus diesen Reihen fand allerdings nicht statt.

Charakterisierung

Schwarzer Stern mit zerbrochenem Gewehr

Gewaltfreier Anarchismus

Die FöGA zeichnet die Vereinigung von scheinbaren Widersprüchen aus. Sie versuchte den für sie untrennbaren Zusammenhang von Anarchismus und Gewaltfreiheit zu vertreten und zu leben. Auch wenn in ihrer Prinzipienerklärung das Wort Anarchismus nicht fällt, sondern von der „Auflösung des zentralisierten, autoritären Staates durch eine freie basisdemokratische Gesellschaft" gesprochen wird, nimmt die FöGA in ihren Publikationen (die GWR wird bis Juni 1988 von der FöGA herausgegeben) positiv zum Anarchismus Stellung. Trotzdem wäre es falsch, alle Mitglieder als Anarchistinnen und Anarchisten zu bezeichnen. Bewusst versuchte die FöGA Menschen aus anderen pazifistischen oder anarchistisch orientierten Richtungen nicht auszugrenzen, indem sie sich einer verbindenden Sprache bediente.

Ziviler Ungehorsam

Im Gegensatz zu anderen Gewaltfreien, die ihre Handlungen auf die Überzeugung der Öffentlichkeit und Appelle an die Regierenden konzentrieren, wollte die FöGA den Herrschenden durch Aktionen zivilen Ungehorsams die Basis entziehen. D.h. konkreten Druck von unten entwickeln, um „den Preis für die Herrschenden in die Höhe zu treiben" und gleichzeitig die Überzeugungsarbeit weiterzuführen. Die Aktionen können von Behinderungen bis Sabotage reichen.

Männerorientierte Gewaltfreiheit

Ein besonderes Verdienst der FöGA-Frauen war die Problematisierung von männerorientierter Gewaltfreiheit. Dabei wurden Gewaltfreie Aktionen thematisiert, in denen Leidensbereitschaft verlangt wird. Diese freiwillige Wahl des Opferstatus soll eine moralische Stärke demonstrieren, die den Gegner unter moralischen Druck setzt. „Wenn Frauen gewaltfreie Aktionen in einer Art inszenieren, in der die Öffentlichkeitswirkung in die Richtung geht, die eigene Wehrlosigkeit und Ohnmacht darzustellen, dann erscheinen Frauen in doppelter Weise als Opfer: Zum einen sind Frauen real Opfer tagtäglicher Unterdrückung, die in dieser patriarchalen Gesellschaft für viele schon zur Gewohnheit geworden ist, und zum anderen stellen sie sich in den beschriebenen Aktionen selber noch einmal ausdrücklich in einer Opferrolle dar" („Wider eine männerorientierte Gewaltfreiheit" in GWR, Nr. 108,November 1986). Frauen müssen deshalb ihre eigenen Maßstäbe an Aktionen anlegen, d. h. prüfen, ob sie ihrer größeren Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung dienen oder ob sie diese eher beschneiden.

Aktion gegen Pershing II

Bündnisarbeit

Das Verhalten der FöGA in der Friedensbewegung zeigt den Zwiespalt in dem die FöGA als kleine Organisation immer stand. Einerseits war sie zu klein, um ihre radikalen Inhalte mit öffentlicher Wirkung zu vertreten, andererseits konnte über Bündnisse zwar eine größere Öffentlichkeit erzielt werden, aber auf Kosten der radikalen Inhalte und damit dem Profil der Organisation. Die FöGA stellte mit der Zeit höhere Ansprüche an Bündnisse.

Verbreitung

Zwar war die FöGA bekannt, aber zur personellen Verbreitung trug dies nicht bei. Dies lag zum Teil im eigenen Verschulden. Durch die starke Aktionsorientierung in der Anfangsphase traten organisatorische Fragen nach der zweijährigen Organisationsdebatte vor der Gründung in den Hintergrund. „Eine umsetzbare Finanzkonzeption kam nicht zustande, Strategien für Öffentlichkeitsarbeit und Mitgliederwerbung galten als überflüssig. Ein Bildungskonzept zur „Schulung“ neuer und alter Mitglieder verrottete mit samt dem Papier, auf dem es entworfen worden war. (...) Im Endeffekt wurden die Verhältnisse vor der Gründung nur neu etikettiert. Auch dies hat durchaus positive Gründe gehabt, die die FöGA-Gründung rechtfertigen. Aber die ausgefallene Aufbauphase hat dazu geführt, dass die FöGA seit ihrerGründung einen Haufen Probleme mit sich herumschleppt, diemit guten Aktionsideen allein nicht mehr aufzuwiegen sind. (...)

Die Überbetonung der Aktion gegenüber der Entwicklung von Positionen hat aber problematische Folgen. Wer sich an den arbeitsintensiven Gruppenaktivitäten nicht mehr beteiligen kann, fällt aus dem FöGA-Bezugsrahmen heraus" (aus GWR, Nr. 104, Mai 1986). Aus diesen Erfahrungen wurde zwar gelernt, aber in einer Phase, als es schon zu spät war. Des Weiteren lehnen es Graswurzlerlnnen teilweise ab, ihre Ideen massiv zu vertreten bzw. „zu verkaufen". Dies wird verständlicher, wenn wir uns die Entstehungsgeschichte der Graswurzelbewegung in den siebziger Jahren vergegenwärtigen. Die Graswurzelbewegung ist in den 70er Jahren aus einer Abgrenzung von den damals die Szene beherrschenden K-Gruppen entstanden, die immer sehr missionierend auftraten.

Zeitgeschichtliche Einordnung

Historisch gesehen ist die FöGA der erste Versuch, politische Effektivität mit einem Höchstmaß an Basisdemokratie zu verwirklichen. Sie hat bewiesen, dass dies funktionieren kann. Mit dem Zerfall Sozialer Bewegungen und dem Verlust eines politischen Umfeldes und in Folge von aktiven Mitgliedern löste sich aber bis zum Ende der 90ger Jahre schleichend auf. „Es fehlt zunehmend an Kräften (und an Geld), um als politische Organisation aktionsmäßig präsent sein zu können und überzeugende inhaltliche Orientierungen zu formulieren" (GWR, Nr. 104, Mai 1986).

Ein offizieller Auflösungsbeschluss wurde nie gefällt. Stattdessen wurde versucht die Grundsubstanz soweit wie möglich aufrecht zu erhalten. Dies geschah u.a. aus der Befürchtung, dass es bei einem neuen Bewegungshoch wieder ein Jahrzehnt dauern würde, um ähnliche Strukturen aufzubauen. „Wer sich nicht organisiert und eingreift, wird gerade in Hochkonjunkturzeiten einer Bewegung von den Beschlüssen anderer Organisationen und der von ihnen ausgelösten bundesweiten Dynamik (Medienreaktionen, Demovorbereitungen, Inhalte und Redner usw.) überrollt" (GWR, Nr. 104, Mai 1986).

Autor: Uwe Brodrecht

Literatur und Quellen

Siehe auch


Quelle: Dieser Artikel erschien erstmals in: Lexikon der Anarchie: Encyclopaedia of Anarchy. Lexique de l'anarchie. - Hrsg. von Hans Jürgen Degen. - Bösdorf: Verlag Schwarzer Nachtschatten, 1993-1996 (5 Lieferungen). - Loseblattsammlung in 2 Ringbuchordnern (alph. sortiert, jeder Beitrag mit separater Paginierung). Für die vorliegende Ausgabe wurde er überarbeitet.

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