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Das Fanal-Projekt

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FRAGEN AN DIE MÜHSAM-FORSCHUNG, die sich bei der redaktionellen Arbeit am Fanal-Projekt ergeben haben

Hurra, Hurra: Der erste Jahrgang der Zeitschrift "Fanal" ist online!

Da die interaktive Version der von uns geplanten Onlineausgabe der Zeitschrift "Fanal" arbeitsaufwendiger ist, als wir erwartet haben, und wir all diejenigen, die am Fanal-Projekt Interesse haben, nicht noch länger auf die interaktive Onlineausgabe warten lassen wollen, haben wir uns entschlossen erst einmal eine Onlineversion im statischen PDF-Format zu veröffentlichen. Den 1. Jahrgang des "Fanal" haben wir heute online zur freien Nutzung in der Digitalen Bibliothek des DadAWeb eingestellt. Die Veröffentlichung der übrigen vier Jahrgänge folgt in Kürze. Wir wünschen Euch eine anregende Lektüre!

Jochen Schmück
für die Redaktion des Fanal-Projektes
Potsdam, am 11. Januar 2015


Buchcover: Cover Fanal-Reprint Libertad Bd 1 800px.png
Autor/en: Erich Mühsam (Herausgeber)
Titel: Fanal
Untertitel: Anarchistische Monatsschrift
Editoriales: Jg. 1 (1926/27) - Jg. 5 (1930/31). Neu herausgegeben und mit einer Einleitung von Jochen Schmück. Neudruck nach der Originalausgabe mit einem neu erstellten Inhaltsverzeichnis.
Verlag: Libertad Verlag
Erscheinungsort: Potsdam
Erscheinungsjahr: 2017 (voraussichtlich im März/April)
Umfang, Aufmachung: 5 Bände, ca. 1250 Seiten, Hardcover.
ISBN: (ISBN-13:) 978-3922226260
Preis: Subskriptionspreis - nur für Privatkunden - bis zum 31.12.2016: 98,00 € (zzgl. Versandkosten). Danach Ladenpreis: ca. 125,00 €
Direktkauf: nach Erscheinem z.B. bei aLibro, der Autorenbuchhandlung des DadAWeb, oder direkt beim Libertad Verlag.
Freie Onlineversion: in der Digitalen Bibliothek des DadAWeb

Am 10. Juli 1934 wurde der Anarchist, Dichter und Publizist Erich Mühsam im KZ Oranienburg ermordet. Um an sein Leben und Wirken zu erinnern, werden wir die von ihm in den Jahren 1926 bis 1931 herausgegebene Zeitschrift „Fanal“ neu in einer fünfbändigen Buchausgabe veröffentlichen. Gleichzeitig wird es eine frei zugängliche Onlineversion der Zeitschrift geben. Damit ist dieses Projekt eine echte Herausforderung, und wir würden uns freuen, wenn wir dafür Deine Unterstützung bekommen könnten.


Erich Mühsam und die Zeitschrift "Fanal"

Der Anarchist, Dichter und Schriftsteller Erich Mühsam (1878-1934) hat sich politisch vor allem als Publizist engagiert. Von 1911 bis 1918 gab er die Zeitschrift "Kain heraus, und von 1926 bis 1931 veröffentlichte er die im Untertitel als "Anarchistische Monatsschrift" ausgewiesene Zeitschrift "Fanal". Wie bereits im Vorgängerblatt „Kain“ stammte der Großteil der Beiträge im „Fanal“ von Erich Mühsam selbst, aber die Zeitschrift bot auch anderen libertären Autoren, wie z. B. Rudolf Rocker, H. W. Gerhard (d.i. Gerhard Wartenberg) und Fritz Müller, eine Plattform zur Definition und Diskussion der zeitgenössischen anarchistischen Theorie und Praxis. Daneben wurden im „Fanal“ eine Reihe von Beiträgen ausländischer Anarchisten, wie z. B. von Sebastian Faure oder Alexander Berkman, veröffentlicht.

Die erste Ausgabe der von Mühsam herausgegebenen Zeitschrift "Fanal", Oktober 1926.

Innerhalb der anarchistischen Bewegung Deutschlands hat Erich Mühsam Zeit seines Lebens eine Sonderstellung eingenommen. Sein wichtigstes politisches Anliegen, für das er sich in seiner Zeitschrift „Fanal“ und in Reden auf Veranstaltungen einsetzte, war die Schaffung einer Einheitsfront der proletarisch-revolutionären Bewegung gegen die drohende Gefahr der politischen Reaktion. Für dieses Ziel engagierte sich Mühsam sowohl in der Föderation der kommunistischen Anarchisten Deutschlands (FKAD) als auch in Organisationen, die der KPD nahestanden, wie der Roten Hilfe Deutschlands und dem Schutzverband Deutscher Schriftsteller (SDS). Mit seinem politischen Grenzgängertum, das die traditionellen ideologischen Gegensätze zwischen Anarchisten und Parteikommunisten ignorierte, machte sich Mühsam weder bei der Geschäftskommission der FKAD noch bei der Parteiführung der KPD beliebt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er wegen seines Engagements in der Roten Hilfe 1925 aus der FKAD ausgeschlossen wurde und 1931 sein Ausschluss aus dem SDS wegen wiederholter Teilnahme an „radikalen Aktionen“ erfolgte.

Mehr Verständnis für seine Einheitsfrontideen fand Mühsam dagegen bei der Anarchistischen Vereinigung Berlin (AVB), der er sich nach seiner Trennung von der FKAD angeschlossen hatte. Im Oktober 1927 stellte Mühsam seine bis dahin als „Privatblatt“ herausgegebene Zeitschrift „Fanal“ der AVB als Organ zur Verfügung. Doch auch weiterhin war es Mühsam, der die überwiegende Mehrzahl der im Fanal veröffentlichten Beiträge – darunter einige seiner brillantesten politischen Essays – verfasste. Zwar besaß die in Opposition zur FKAD stehende AVB nur eine regionale Bedeutung, nichtsdestotrotz kam dem „Fanal“ als ein theoretisches Diskussionsorgan durchaus eine größere überregionale Bedeutung in der libertären Bewegung Deutschlands zu.

Der Schriftsteller und Anarchist Erich Mühsam als Häftling eine Woche vor seiner Ermordung am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg.

Wie die gesamte Presse der deutschen Linken war auch die Presse der Syndikalisten und Anarchisten im Zuge der Politik der Notverordnungen seit 1931 scharfen Verfolgungen ausgesetzt. Als gefährlichstes Machtinstrument zur Unterdrückung der linken Presse erwies sich die am 17. Juni 1931 von der Regierung Brüning verabschiedete Pressenotverordnung. Wo wie in Danzig oder in Braunschweig die Nationalsozialisten bereits die Regierung übernommen hatten, wurden mit Hilfe dieser Notverordnung sogar gemäßigte sozialdemokratische Blätter verboten. Aber auch die Sozialdemokraten versuchten – sofern sie selbst wie in Preußen noch an den politischen Machthebeln saßen – aus der Pressenotverordnung kurzfristiges politisches Kapital zu schlagen, indem sie ihre linksradikalen Kritiker und Gegner unterdrückten. So verbot am 31. Juli 1931 Grzesinski, der sozialdemokratische Polizeipräsident von Berlin, die von Mühsam zu dieser Zeit als Organ der Anarchistischen Vereinigung Berlin herausgegebene Zeitschrift „Fanal“. Begründet wurde das Verbot mit einem in der Juli-Ausgabe des „Fanal“ abgedruckten Artikel "Was gespielt wird", in dem nach Ansicht von Grszinski die Reichsregierung in böswilliger Absicht verächtlich gemacht worden war. [1] Die beanstandete Juliausgabe des „Fanal war zugleich auch die letzte reguläre Nummer, die von dem Blatt erschienen ist. Nach Aufhebung des Verbots am 2. November 1931 erschienen aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten und wegen der Gefahr eines neuen Verbots nur noch vier Fanal-Rundbriefe und als Sondernummer des „Fanal“ Anfang 1933 die Schrift "Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Was ist kommunistischer Anarchismus", die als Mühsams politisches Testament betrachtet werden kann.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland am 30. Januar 1933 gehörten Erich Mühsam und seine Frau Zenzl zu den Ersten, denen die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen wurde. Als prominenter Gegner der Nazis wurde Erich Mühsam in der Nacht vom 27. zum 28. Februar 1933, also in der Nacht des Reichtstagsbrandes, von der SA verhaftet. Es folgte ein monatelanges Martyrium in Haftanstalten und Konzentrationslagern: Gefängnis Lehrter Straße, KZ Sonnenburg, Gefängnis Plötzensee, Zuchthaus Brandenburg, ab Januar 1934 Konzentrationslager Oranienburg. Dort wurde Erich Mühsam am 10. Juli 1934 durch die SS-Wachmannschaft ermordet.


Dieses Buchprojekt braucht Deine Unterstützung!

Die Lektüre des ersten in der Digitalen Bibliothek des DadAWeb veröffentlichten Buchtitels: „Marx und Bakunin“ von Fritz Brupbacher auf einem Tablet-PC.

Die Neuveröffentlichung dieser für die Geschichte des deutschsprachigen Anarchismus wichtigen Zeitschrift erfolgt sowohl als herkömmliche Buchausgabe als auch als digitale Onlineversion, die für jeden frei zugänglich sein wird. Doch nicht nur das. Denn mit der Onlineversion verfolgen wir die Idee des „lebenden Buches“, mit der wir eine Brücke vom alten Medium Buch hin zum neuen Medium Internet schlagen wollen, um neue Wege in der Publikation von Büchern zu beschreiten. Ein solches Buch ist nicht nur offen für die nachträgliche Veröffentlichung ergänzender Text- und Bildmaterialien, sondern es wird durch den Input seiner Leser_innen an Leben gewinnen. Das können z. B. Korrekturvorschläge, Kommentare mit ergänzenden inhaltlichen Erläuterungen zum Text des Buches oder Beiträge zur Diskussion sein, die die Leser_innen untereinander über das Buch bzw. über bestimmte Inhalte des Buches führen. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass neue Forschungserkenntnisse nicht nur berücksichtigt, sondern zugleich auch in die Diskussion mit eingebracht werden können. Dies ermöglicht eine historisch-kritische Ausgabe des Buches, die stets dem aktuellsten Stand der Forschung entspricht. Und was uns noch wichtiger ist: Durch diese Art der Veröffentlichung wird der traditionelle Gegensatz zwischen aktivem Autor und passivem Leser bzw. aktiver Autorin und passiver Leserin wenn nicht aufgehoben, so doch immerhin überbrückt.

Eine solche multimediale Form der Veröffentlichung des Buches sowohl als gedrucktes Buch in einer soliden Hardcover-Ausstattung als auch als digitale und für den Input seiner Leser_innen offene Onlineversion ist nicht nur kostenaufwändig, sondern auch deutlich arbeitsintensiver als eine herkömmliche Buchpublikation. Deshalb freuen wir uns über jede Unterstützung, insbesondere in den Bereichen:

  • Redaktion,
  • Korrektorat,
  • Druckvorstufe,
  • Grafik/Design,
  • Webdevelopment.

Wenn Du das Fanal-Projekt unterstützen möchtest, dann schreibe eine E-Mail an: info@fanal-projekt.de.

Wir freuen uns von Dir zu lesen!

Jochen Schmück
für die Digitale Bibliothek im DadAWeb und den Libertad Verlag.


Anmerkungen

  1. 1)Tatsächlich war Grzesinski das „Fanal“ schon lange ein Dorn im Auge gewesen. Und ein persönlicher Racheakt Grzesinskis läßt sich daher zumindest nicht ausschließen. Der eigentliche Anlaß für das Verbot des „Fanal“ war vermutlich weniger Mühsams Artikel "Was gespielt wird", sondern vielmehr sein Leitartikel "Im Sumpf der Taktik". In diesem hatte Mühsam die unselige parlamentarische Taktiererei der sozialdemokratischen Minister und besonders scharf die Rolle des Polizeipräsidenten Grzesinski angegriffen.


Inhalt

folgt in Kürze in Form des Inhaltsverzeichnis der fünf Bände des Buches . . .